"Leipzig ist im Frühjahr der vitale Platz für Lese- und Buchbegeisterte"

Die Branche hat das vergangene Jahr mit einem guten Umsatzergebnis abgeschlossen (plus 2,9 Prozent). Allerdings wurden weniger Bücher verkauft als im Vorjahr (minus 1,9 Prozent). Diese Entwicklung setzt sich bislang auch in diesem Jahr fort. Mit Stand Ende Februar verzeichnet der Buchmarkt ein Umsatzplus von 1,5 Prozent, der Absatz liegt um 1,5 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Der Kostendruck hält weiter an, insgesamt ist die wirtschaftliche Lage für viele Buchhandlungen und Verlage schwierig. Viele sind mit existentiellen Herausforderungen konfrontiert. Es geht um den Erhalt unserer Vielfalt, um das, was wir hier erleben können!

Demokratische Grundwerte sind international wie in Deutschland immer mehr Angriffen ausgesetzt. Die Buchbranche leistet einen wesentlichen Beitrag für eine offene und informierte Gesellschaft, sie steht für Freiheit, Vielfalt und Respekt. Angesichts der anstehenden Europawahl sowie drei Landtagswahlen in Deutschland rufen wir alle Bürger:innen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, wählen zu gehen und aktiv für den Erhalt demokratischer Grundsätze einzutreten. Es gilt: "Demokratie wählen. Jetzt."

Wir stehen am Anfang der langen und wichtigen Debatte, wie wir als Gesellschaft und Branche KI sinnvoll einsetzen können und welche Leitplanken es dafür braucht. Die Antworten auf diese Fragen sind auch maßgeblich für unsere Demokratie. Die Stimme der Kultur- und Kreativwirtschaft muss dabei zwingend gehört werden, z.B. durch Aufnahme in den geplanten Zukunftsrat der Bundesregierung zu KI. Um Verbraucher:innen zu schützen, Missbrauch zu verhindern und eine Vergütung von Urheber:innen zu gewährleisten, braucht es klare Regularien. Das europäische KI-Gesetz, der AI Act, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung

Bildung ist die Voraussetzung für gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe und damit Grundlage unserer Demokratie. Wir brauchen dafür eine wirksame Lese- und Medienförderung von Klein auf. Verlage und Buchhandlungen leisten hier bereits einen wichtigen Beitrag. Um nachhaltig Wirkung zu erzeugen und der fortschreitenden Verschlechterung der Bildungssituation in Deutschland Einhalt zu gebieten, braucht es aber eine übergeordnete politische Strategie.

Meine Damen und Herren – die Frage, "Who's still reading?" wird – zumindest teilweise – auf dieser Leipziger Buchmesse beantwortet werden. Lesen, je Lesebegeisterung zeigt sich in mannigfaltigen Formen – sei es Hoch- oder Unterhaltungsliteratur, sei es Sach- oder Fachbuch, sei es Graphic Novel und Manga. Leipzig ist im Frühjahr der vitale Platz für Lese- und Buchbegeisterte. Unbeantwortet bleibt die Frage, was mit denen, den vielen ist, die nicht (mehr) lesen, die nicht sinnentnehmend lesen können, die nicht mehr den Weg in den Buchhandel, in die Städte finden, die sich nur in ihren oft mit Fake News übervollen Filterblasen verharren, die unsere von Bildung, Fortbildung so abhängige Gesellschaft und (Volks-)Wirtschaft so dringend brauchen. Lassen Sie mich kurz zusammenfassen, was heute für unsere Buchbranche, die Kultur- und Wirtschaftsbranche wichtig ist und auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen sollte: Een goede boekenbeurs voor ons allemaal!

"Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass – sondern Gleichgültigkeit", sagte Elie Wiesel – lassen Sie uns alle diese Messe nutzen, um gegen die Gleichgültigkeit ein Zeichen zu setzen! Zum Beispiel heute Abend am Ende der Eröffnungsfeier!