Der mediacampus frankfurt hat ganze Branchengenerationen geprägt. Ein neues Buch wirft einen differenzierten Blick auf Geschichte, Krisen und Gegenwart der Brancheninstitution - und ist zugleich eine kleine Liebeserklärung.
Dokument der Zeitgeschichte: Bilderseiten aus dem Jubiläumsband
»Leben ist Lernen und auf dem Mediacampus lernt es sich in der schönsten Form«: Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs hat die zentrale Ausbildungsstätte rund ums Buch früher selbst für Seminare besucht. Eine sehr persönliche Liebeserklärung der Mainzer Verlegerin an den medicacampus frankfurt steht am Anfang eines Buchs, das jetzt zum 75. Geburtstag der Brancheninstitution erschienen ist.
Das Jubiläum war zwar schon 2021, doch der mediacampus hat eine Würdigung zu jedem Zeitpunkt verdient: »Dass es diese private Bildungseinrichtung der Buchbranche immer noch gibt und lebendiger als je zuvor, verdankt sich einer ungeheuren Anpassungs-, Erneuerungs- und Modernisierungsfähigkeit vieler prägender Persönlichkeiten und dem entschlossenen Einsatz nicht unerheblicher finanzieller Mittel über einen Zeitraum von acht Jahrzehnten«, schreibt eine, die es wissen muss: Monika Kolb, seit 2007 Geschäftsführerin am mediacampus.
Björn Biester, MVB-Redakteur für die Zeitschrift »Aus dem Antiquariat« und beim Börsenverein für die Historische Kommission zuständig, hat das Buch verfasst und wirft einen kundigen Blick auf Anfänge, Krisenjahre und Corona-Gegenwart.
Spiritus Rector der ehemaligen Buchhändlerschule, die 1946 in Köln gegründet wurde, war Buchhändler Heinrich Gonski. 1962 zog der Lehrbetrieb nach Frankfurt-Seckbach um, Modernität prägte den neu gebauten Sitz der Schule, die davor in zwei alten Villen untergebracht war.
»Der Seckbacher Campus manifestiert – wie andere Aktivitäten des Börsenvereins, zuerst der Friedenspreis und die Frankfurter Buchmesse – ein Angekommensein in der jungen westdeutschen Demokratie«, schreibt Biester in der Biografie der Branchenschule, an der auch Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld und Buchgestalter Hans Peter Willberg lehrten.
Viele Schüler:innen schwärmen vom speziellen Campus-Gefühl, das der Jubiläumsband einfängt – mit klugen Texten und wunderbaren Fotos (etwa von schulischen A-capella-Sängern im Schlafanzug oder vom späteren Bundespräsidenten und Buchhandels-Azubi Johannes Rau).
Eine Fundgrube – nicht nur für historisch Interessierte, sondern für alle, die sich dem mediacampus verbunden fühlen. Das Schlusswort hat Peter Kraus vom Cleff als aktueller Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: »Auf die nächsten 75 Jahre gemeinsamen Lernens, Lesens und – ohne geht es nicht – Lachens!«
