Vier neue CONTENTshift-Juroren

Fahrschein in die Zukunft

1. März 2024
Isabella Caldart

Start-ups können sich bis zum 1. Mai wieder für den CONTENTshift-Accelerator der Börsenvereinsgruppe bewerben. Herder, Community Editions, knk: In der Fachjury sind diesmal viele neue Firmen und Gesichter vertreten. Was erhoffen sich die Juror:innen vom Wettbewerbsjahrgang 2024?

Contentshift-Finale 2023: Jurysprecher Per Dalheimer und Gewinnerin Samantha Merlivat von GoLexic

Dabei sein ist alles? Für diejenigen, die am Ende nicht auf dem Siegertreppchen stehen, ist dieser Satz oft nur ein schwacher Trost. Anders beim CONTENTshift-Accelerator. Hier gilt wirklich: Auch wer ohne Preis nach Hause geht, hat viel gewonnen. Denn schon die Nominierung für den Start-up-Wettbewerb öffnet zahlreiche Türen zu Investoren und in die Branche hinein.

Seit 2016 organisiert die Börsenvereinsgruppe den CONTENTshift-Accelerator, der Newcomer und Traditionsfirmen der Buchbranche miteinander vernetzt.

Die Impulse der teilnehmenden Start-ups helfen erfahrenen Branchenunternehmen auf dem Weg in die Zukunft, während die Gründer:innen vom Knowhow langjähriger Expert:innen und möglichen Kooperationen profitieren.

Jedes Jahr bewerben sich dutzende Start-ups aus mehreren Ländern (2023 waren es stolze 44) mit innovativen Ideen. Zu den Gewinnern der Vorjahre gehören die Anwendung GoLexic, die Kindern und Jugendlichen mit Lese-/Rechtschreibschwäche hilft (2023), die Immer.App für digitales Lesen (2022) und im Jahr 2021 wurden sogar zwei Start-ups gleichzeitig ausgezeichnet: Die Bücher-App Read-O, mit der sich unter anderem der Lesefortschritt tracken lässt, und BotTalk als Text-to-Speech-Lösung.

Das Sieger-Start-up erhält zusätzlich noch 10.000 Euro als Fördergeld – doch unter dem Strich sind die geknüpften Kontakte für alle unbezahlbar.

Unter allen Bewerber*innen werden zehn Start-ups ausgesucht, die ihre Ideen bei einem Pitch-Event am 19. Juni vorstellen. Eine hochkarätige Fachjury mit Expert*innen aus der gesamten Branche wählt fünf Start-ups aus, die dann einen Workshop durchlaufen, Mentoring und Coachings erhalten und so bis zum Finale auf der Frankfurter Buchmesse wertvolle Kontakte knüpfen können.

Das Sieger-Start-up erhält zusätzlich noch 10.000 Euro als Fördergeld – doch unter dem Strich sind die geknüpften Kontakte für alle unbezahlbar.

Carla Scheunemann und Jonas Konrad

Wir erhoffen uns Inspiration für die Entwicklung von Geschäftsmodellen.

Carla Scheunemann, Community Editions

Durch den Wettbewerb entsteht eine absolute Win-Win-Situation.

Jonas Konrad, Community Editions

Ausbrechen aus der Komfortzone

Gleich vier neue Gesichter sind dieses Jahr in besagter Fachjury:

  • Carla Scheunemann und Jonas Konrad, Geschäftsführer:innen bei Community Editions (Bastei Lübbe)
  • Philipp Lindinger, Geschäftsführer des Herder Verlags
  • Alexander Woge, Gründer und CEO von knk Customer Engagement.

Bislang sei er aus der Ferne immer ein wenig neidisch auf die Jury gewesen, verrät Jonas Konrad. Denn: „Durch den CONTENTshift-Accelerator entsteht eine absolute Win-Win-Situation. Etablierte Unternehmen erhalten die Möglichkeit, neue und innovative Geschäftsmodelle kennenzulernen, Start-ups Zugang zu einem Netzwerk potenzieller Partner und Investoren.“

Philipp Lindinger

Wir müssen noch mehr von anderen lernen wollen; anderen Menschen und anderen Branchen.

Philipp Lindinger, Herder

Lindinger sieht das ähnlich: „Der Accelerator ist ein unverzichtbares Format, um zwei Hauptherausforderungen unserer Branche anzugehen: das Ausbrechen aus der Komfortzone und das Auflösen von Silodenken. Wir müssen noch mehr von anderen lernen wollen; anderen Menschen und anderen Branchen.“

Auch Alexander Woge freut sich auf die Juryarbeit. „Ich komme eigentlich aus dem Zeitschriften- und Zeitungs-Segment und schnuppere dadurch in die Buchbranche rein.“ Er hofft auf Austausch mit „spannenden Menschen, die vielleicht einen anderen Blickwinkel auf die Branche haben”.

Für Scheunemann wiederum ist der Austausch mit den Gründer*innen ebenso wichtig wie der Austausch innerhalb der Jury. “Wir erhoffen uns Inspiration für die Entwicklung von Geschäftsmodellen und wünschen uns, dass wir durch die Konzentration auf diese Themen auch selbst nochmal anders ins Denken kommen.“

Philipp Lindinger hat konkrete Beispiele parat: „Themen wie New Work, digitale Transformation und generative KI-Modelle führen sicher zu spannenden Diskussionen. Ich hoffe, dass wir neue und inspirierende Ansätze finden.“

Alexander Woge

Innovationen sind ein Blick in die Zukunft: Wir brauchen sie, um zu überleben.

Alexander Woge, knk

Von KI und anderen Innovationen

Für alle Juror*innen ist die Zusammenarbeit mit fachfremden Gründer:innen, die ganz neues Wissen mitbringen, besonders reizvoll. „Die Buchbranche hat vor allem außerhalb der Bubble immer noch den Ruf, etwas angestaubt zu sein – ob zu Recht oder zu Unrecht, sei dahingestellt“, meint Scheunemann. Der CONTENTshift-Accelerator helfe dabei, interessante Ideen zu platzieren.

Medienexperte Alexander Woge ergänzt: „Einige Verleger:innen schrecken vor dem Thema Künstliche Intelligenz zurück oder möchten sich erst damit befassen, wenn alles geregelt ist. Das halte ich für falsch.“

Denn nur wer wisse, was KI sei und sich damit beschäftige, könne einschätzen, was kommt und wie sich die Technologie für das eigene Unternehmen nutzen lasse.

Schon die Teilnahme ist ein kleiner Sieg

Stellt sich noch eine letzte Frage: Was genau bedeutet das Schlagwort Innovation eigentlich für die neuen Juror:innen?

Jonas Konrad von Community Editions weiß: „Durch Innovationen können klassische Geschäftsmodelle – ob nun disruptiv oder nur in Teilen – verändert werden. Wir glauben, dass das nahezu in jedem Bereich der Buchbranche notwendig ist. Zum Beispiel wissen wir noch immer viel zu wenig über Lesende und ihre Präferenzen und nutzen nicht alle Möglichkeiten, die inzwischen zur Verfügung stehen.“

Für Alexander Woge geht es vor allem um den Blick in die Zukunft, „den du brauchst, um zu überleben“. Herder-Chef Philipp Lindinger sieht das auch so. „Ohne Innovationen können keine neuen Geschäftsmodelle entstehen. Und ohne neue Geschäftsmodelle werden wir die nachwachsenden Generationen nicht erreichen können. Wir benötigen deshalb nachhaltige Organisationsstrukturen, die sich ausschließlich um Innovationsprojekte kümmern.“

Ob nun KI, digitale Weiterentwicklung oder ganz neue Impulse: Ab sofort und bis zum 1. Mai können sich Start-ups mit ihren Ideen (und Innovationen natürlich!) für den CONTENTshift-Accelerator bewerben. Und wie gehabt: Allein die Teilnahme ist ein kleiner Sieg.

CONTENTshift-Accelerator 2024

Bewerbung: Bis zum 1. Mai können sich Start-ups für das Förderprogramm der Börsenvereinsgruppe bewerben. Und zwar hier.

Pitch-Event: Aus allen Bewerbungen werden zehn Start-ups ausgewählt, die bei einem Pitch-Event am 19. Juni gegeneinander antreten und aus denen die Jury dann fünf Finalisten bestimmt.

Weitere Juror:innen (alle Kurzporträts hier):

  • Martina Fiddrich / Olaf Carlsen (Cornelsen Verlag)
  • Nina Hugendubel / Per Dalheimer (Hugendubel)
  • Stefanie Penck (TeNeues Verlag)
  • Detlef Büttner (Fachbuchhandlung Lehmanns Media)
  • Leif Göritz (Buchhandlung Thalia)
  • Ronald Schild (MVB)
  • Lennart Schneider, erster branchenexterner Juror (Strategieberater für Abo-Marketing, Newsletter & Communitybuilding, Subscribe Now Podcast, Industry Ally)

Coaching: Die Finalist:innen durchlaufen ein dreimonatiges Coaching mit den Branchenexperten Harald Henzler und Okke Schlüter und nehmen Mitte September an einem Workshop teil.

Finale: Auf der Frankfurter Buchmesse wird am 17. Oktober das Sieger-Start-up gekürt (Fördersumme: 10 000 Euro).

Über das Projekt: Der CONTENTshift-Accelerator ist eine Initiative der Börsenvereinsgruppe und bringt seit 2016 Buchbranche und Gründer:innen zusammen. 2023 bewarben sich 44 Start-ups. Zur Website geht es hier.

Projektleitung: Ressort Innovation und Zwischenbuchhandel Stefanie Perk (contentshift@boev.de).