Aufruf zur Teilnahme an Konditionen-Studie

"Diese Umfrage hilft, die Buchpreisbindung zu sichern"

7. Oktober 2021
Redaktion Börsenblatt

Mit einer großen Umfrage zu Branchenkonditionen will der Börsenverein belastbare Daten über das Verhalten der Unternehmen in einem preisgebundenen Markt gewinnen. Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang ruft die Mitglieder des Verbands zur Teilnahme auf.

Vor vier Wochen hat der Böv die große Umfrage zu Branchenkonditionen gestartet. Wie ist die Beteiligung?
Verglichen mit anderen Umfragen ist die Beteiligung zwar überdurchschnittlich, im Hinblick auf die Wichtigkeit und Ziele gerade dieser Befragung aber leider bei weitem noch nicht hoch genug. Diese Aussage lässt sich, wie unsere Zwischenauswertungen zeigen, in doppelter Hinsicht treffen. Einerseits gibt es viele Mitgliedsunternehmen, die die den zugesandten Umfragelink noch nicht geöffnet haben. Andererseits haben wir zwar eine hohe dreistellige Zahl von vollständig ausgefüllten Fragebögen, aber eine genauso hohe Zahl von noch nicht vollendeten Beantwortungen.

Warum ist es wichtig, dass sich viele Branchenteilnehmer*innen beteiligen?
Jedes Mitglied sollte sich vor Augen führen, dass diese Umfrage einen wesentlichen Beitrag dazu erbringen kann, die Buchpreisbindung langfristig zu sichern und zu erhalten. Die Hauptgefahr für ihren Bestand droht der Preisbindung derzeit von innen, nämlich durch Verabredung von Konditionen im Markt, die die Spreizung der Händlerrabatte überdehnen. Wenn das Konditionengefüge aus der Balance gerät, haben kleine und mittlere Buchhandlungen keine fairen Wettbewerbschancen mehr. Die Buchpreisbindung soll aber gerade die Existenz einer Vielzahl von Verkaufsstellen schützen und damit mittelbar auch Qualität und Vielfalt des Angebots an Büchern sichern. Deswegen wollen wir mithilfe der Umfrage ermitteln, wie momentan der Status quo bei den Konditionen im Buchhandel aussieht. Im nächsten Frühjahr werden wir die Befragung wiederholen, um festzustellen, ob und in welche Richtung sich die Buchhandelskonditionen verändern.

Letztlich dienen die Ergebnisse der Umfrage dem Ziel, verlässlich einschätzen zu können, ob die Marktteilnehmer Konditionen vereinbaren, die den gesetzlichen Vorgaben in einem preisgebundenen Markt gerecht werden, oder ob die geltenden Rahmenbedingungen das nicht hinreichend gewährleisten. Das lässt sich aber nur sagen, wenn die Befragung eine so hohe Zahl von Antworten hervorbringt, dass ihre Ergebnisse aus Marktforschungssicht repräsentativ sind. Ohne belastbare Marktdaten könnte der Börsenverein übrigens bei Politik, Ministerien und Öffentlichkeit auch nicht überzeugend für Korrekturen am Rechtsrahmen eintreten, wenn sich diese als notwendig erweisen sollten.

Ist denn sichergestellt, dass die Antworten auf den Fragebogen wirklich anonym bleiben?
Absolut! Unsere Marktforschungsabteilung bedient sich bei der Umfrage eines bewährten Online-Befragungstools, das gerade für solche heiklen Erhebungen geeignet ist. Das System arbeitet so, dass niemand – auch nicht die Marktforscherinnen des Verbandes – bestimmte Antworten konkreten Mitgliedsunternehmen zuordnen können. Jede Buchhandlung und jeder Verlag können die gestellten Fragen deshalb bedenkenlos wahrheitsgemäß beantworten. Dabei hat jede eingereichte Antwort nicht nur für sich ihren Wert, sondern ist zugleich ein wesentlicher Beitrag, damit die Gesamtbefragung zu repräsentativen Ergebnissen führen kann. Letztlich ist die Teilnahme an der Erhebung also auch ein Beitrag zur Sicherung des Rechtsrahmens, in dem sich unsere Branche bewegt.

Wann wird es erste Ergebnisse geben?
Ihre eigentliche Erkenntniskraft entwickelt die Befragung aufgrund der gewählten Konzeption erst nach ihrer Wiederholung im kommenden Frühjahr. Auch dann werden die Ergebnisse aber nur in abstrahierter und stark kondensierter Form kommuniziert werden können. Denn die Erhebung ist auch deshalb von hoher Brisanz, weil das Kartellrecht ja gerade will, dass sich Konditionen im Markt in individuellen, vertraulichen Verhandlungen bilden. Der Börsenverein würde ein hohes Bußgeld riskieren, wenn er diesen Geheimwettbewerb dadurch unterlaufen würde, dass er die Ergebnisse der Umfrage im Sinne falscher Transparenz allen Marktteilnehmern vollständig zugänglich macht. Für den Moment geht es daher erst einmal darum, für die Beteiligung an der Umfrage zu werben und zu erreichen, dass diese zu repräsentativen Erkenntnissen führen kann. Wenn die Befragung zum zweiten Mal durchgeführt ist, werden unsere Marktforscherinnen sie vollständig auswerten. Welche Ergebnisse dann wie veröffentlicht werden können, entscheiden nicht zuletzt die Vorgaben des Kartellrechts.