Antje Rávik Strubel hat eine unmittelbare Beziehung zu dem Ort, an dem der Roman spielt, zeigte sich im Gespräch. "Ich habe selbst in der Wohnung in Finnland gelebt, in die sich im Roman die Heldin zurückzieht." In Finnland hatte sie Kontakt mit vielen Wissenschaftlern, auch aus dem Baltikum, die eine vom Westen abweichende Sicht auf die Schrecken des 20. Jahrhunderts haben. Dort war es erst 1991 möglich, sich an alles zu erinnern, an Faschismus und Sowjet-Diktatur – etwas, was auch für die aus Tschechien stammende Heldin Alina zutrifft. Da gebe es durchaus "blinde Flecken" im Westen, so Strubel, die selbst in der DDR aufgewachsen ist.
Die Romanerzählung gewinnt durch die Zwiesprache mit der "blauen Frau", die immer wieder erscheint, eine zusätzliche Dimension. Und sie sorge auch für die Schönheit dieser Prosa, so Bublitz. "Das Buch hat eine schöne, klare Dramaturgie und einen großartigen Rhythmus." "Ein Buch, das sehr berührt", so Hauck.
Gegen Ende des Gesprächs wurde Rávik Strubels vielfältige literarische Expertise gestreift: Sie habe lange Zeit Kolumnen geschrieben (für "Emma" beispielsweise), sich durch Rezensionen mit Literatur befasst (Deutschlandfunk) und übersetze gerne aus dem Englischen und Schwedischen ins Deutsche. "Mich reizt einfach alles, was mit Literatur zu tun hat" sagte Rávik Strubel. "Ich übersetze Literatur, für die ich in mir auch ein Echo finde".
Hier die Aufzeichnung des Gesprächs, das im Frankfurt Studio der Buchmesse gestreamt wurde: