Mini-Studie zur Lage des Buchhandels

"Den Hauch des Ladensterbens im Nacken"

25. September 2024
von Sabine Cronau

Buchhandel und Innenstadtentwicklung: Dazu hat der Landesverband Nord des Börsenvereins jetzt zum zweiten Mal in Folge eine Mini-Studie erstellt. Dabei wurde deutlich, dass es ein Thema gibt, das dem Sortiment derzeit noch stärker auf den Nägeln brennt als die Leerstände in der City.

Ein leerer Sessel in einer Buchhandlung

99 Buchhandlungen beteiligten sich an der Umfrage, die ein aktuelles Stimmungsbild im Sortiment einholen sollte (Titel: "Die Zukunft der Innenstädte – ist die unsere?!"). Kooperationspartner der Studie 2024 war „Langendorfs Dienst“. Anders als im Vorjahr, als sich die Mini-Studie auf Mitglieder des LV Nord beschränkte (mehr dazu hier), nahmen diesmal Buchhandlungen aus dem gesamten Bundesgebiet teil.

Die Stichprobe, ermittelt von Juni bis September 2024, sei zwar nicht repräsentativ, so Langendorfs-Dienst-Herausgeber Matthias Koeffler, dennoch zeige sie deutliche Trends auf. Dazu gehört: „Der Buchhandel fühlt den Hauch des Ladensterbens im Nacken“, wie Koeffler es formulierte. Trotzdem würden viele Sortimente ihre eigene Situation als zufriedenstellend beschreiben – und die Motivation, weiterhin Buchhandel zu betreiben, sei hoch.

Die Zahlen im Detail

Die Stimmung im Buchhandel ist geteilt:

Auf einer Skala von 1 bis 10 bezeichnen 50 der 99 befragten Sortimente ihre aktuelle Situation als „eher gut“ (6 bis 10), 49 bewerten ihre Lage dagegen als „eher schlecht“.

Das städtische Umfeld lässt weiter nach:

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer:innen (55 Nennungen) geben an, dass sich das innerstädtische Umfeld ihres Geschäftes im vergangenen Jahr verschlechtert hat.

Bücher müssen natürlich auch teurer werden, doch wir stellen einen herben Rückgang von älteren Kunden und Familien mit Kindern fest.

Buchhandels-Kommentar aus der Mini-Studie

Das sind die größten Herausforderungen:

Bei den größten Herausforderungen landet allerdings nicht der Leerstand im Umfeld, sondern ein anderes Thema auf Platz 1:

Die Kostensteigerungen (40 Nennungen) setzen sich noch vor der Innenstadtentwicklung (Platz zwei, 34 Nennungen) an die Spitze der drängendsten Themen. Das war bei der Studie des Vorjahres noch anders, damals nannten die Buchhandlungen die Leerstände als Hauptthema - auch wenn sich die Datenbasis schwer vergleichen lässt.

Die Verlagspolitik folgt mit 21 Nennungen auf Platz 3 der größten Herausforderungen. Die Buchhandlungen verweisen hier unter anderem auf das Dauerthema Rabatte – für Matthias Koeffler steht die Erhebung deshalb auch im Zeichen des Schulbuchgeschäfts, das im Befragungszeitraum auf Hochtouren lief.

Doch auch die Bücherpreise sind für den Buchhandel ein Thema: Einige geben an, Bücher seien nach wie vor zu günstig, andere warnen davor, dass Preissteigerungen auch übers Ziel hinausschießen könnten: „Bücher müssen natürlich auch teurer werden“, so ein Buchhändler-Kommentar aus der Umfrage: „doch wir stellen einen herben Rückgang von älteren Kunden und Familien mit Kindern fest.“

Bei den Kostensteigerungen sind es vor allem die Personalkosten, die dem Sortiment zu schaffen machen – gefolgt von der Logistik und den Energiekosten. Zugleich machen sich einige Buchhandlungen Sorgen, für Fachkräfte nicht attraktiv genug zu sein. 

Die Motivation bleibt hoch

Trotz der oben beschriebenen Herausforderungen sind die Buchhändler:innen topmotiviert: 77 Buchhandlungen bezeichnen ihre Motivation fürs Buchgeschäft als „sehr bis eher gut“, nur 22 Sortimente als „sehr bis eher schlecht“.

Haben Sie überlegt, Ihren Laden zu schließen?

Hier antworten 73 Umfrage-Teilnehmer:innen mit einem klaren „Nein“, 22 Sortimenter:innen haben dagegen durchaus schon mit dem Gedanken gespielt, die Ladentür für immer dicht zu machen. Die drei meistgenannten Gründe: Stress, Altersgründe und die (nicht näher konkretisierte) politische Situation.

Wo wird investiert?

Bei der Frage nach geplanten Investitionen geht das Marketing mit Werbung, Homepage und Social Media in Führung (26,8 Prozent), die Weiterbildung des Personals und die Ausweitung des Sortiments auf andere Warengruppen liegen mit 14,1 Prozent der Nennungen gleich auf.

Neue Geschäftsfelder wollen immerhin 10,7 Prozent der Teilnehmenden erschließen – hier setzen sich bei einer Detailabfrage die Non-Books an die Spitze (10 Nennungen), gefolgt von PBS (5), Events (5), Manga (4), New Adult (3) und Spielwaren (2).

Fazit Leerstand:

Dass jede zweite teilnehmende Buchhandlung Ladenschließungen und Leerstände im eigenen Umfeld registriert hat, bezeichnete Matthias Koeffler als „dramatischen Befund“. Hinzu komme ein beobachtetes Missmanagement in den Kommunen. Seit der letzten Mini-Studie 2023 habe sich hier nichts getan – im Gegenteil: „Auch wenn die Daten nicht vergleichbar sind: Die Probleme scheinen zugenommen zu haben.“

Fazit Kostenfaktoren:

Noch stärker als die Verödung der Innenstädte wirkt sich derzeit der steigende Kostendruck auf den Buchhandel aus: „Insbesondere die Personalkosten laufen den Buchhandlungen weg“, bilanziert Koeffler. Gleichzeitig gilt: Wenn das Sortiment attraktiv für den Arbeitsmarkt bleiben will, dann müssen eher höhere Löhne her: „Dies geht nur bei entsprechend teureren Büchern oder durch bessere Margen.“

Die detaillierten Ergebnisse sind in Kürze auf der Website des LV Nord abrufbar.