Netzwerktreffen an der Zugspitze

„Da wurde nicht nur höflich applaudiert“

12. Juli 2023
Sabine Cronau

Was macht ein Verleger zwischen Bauernverbänden, Dorfladenvereinen und Metzgerei-Innungen? Jürgen Kron, Sprecher der IG Regionalia im Börsenverein, hat an der Zugspitze an einem Netzwerktreffen der bundesweiten Regionalbewegung teilgenommen. Und davon frische Ideen für die Arbeit im Börsenverein mitgebracht.

Der Bundesverband der Regionalbewegung ist der Dachverband verschiedener regionaler Akteure, Vereine und Verbände – vom Dorfladen bis zum Biolandhof, vom Fleischerverband Bayern bis zum Verein der fränkischen Obstbauern. Vom 22. bis zum 24. Juni sind rund 200 Mitglieder im oberbayerischen Farchant zum Bundestreffen zusammengekommen.

Mit dabei: Droste-Verleger Jürgen Kron, Sprecher der IG Regionalia im Börsenverein. Die Interessengruppe kooperiert schon länger mit dem Bundesverband der Regionalbewegung – beispielsweise bei den Regionalbuchtagen im September. Die Regionalbewegung teilt das Programm der Regionalbuchtage im Veranstaltungskalender rund um ihren „Tag der Regionen“.

Jürgen Kron beim Wissensmarkt

Jürgen Kron beim Wissensmarkt

Den Börsenverein kannten übrigens alle. Da musste ich gar nicht viel vorstellen.

Jürgen Kron, IG Regionalia

Was haben Sie beim Bundestreffen der Regionalbewegung gemacht? Waren Sie vor allem da, um zu netzwerken?

Mit der Regionalbewegung pflegen wir ja schon länger guten Kontakt. Daraus ist irgendwann die Idee entstanden, unsere Arbeit und den Börsenverein auf dem „Wissensmarkt“ beim Bundestreffen im Juni vorzustellen.

Dieser Wissensmarkt funktioniert wie eine Art „Speed-Dating“: An 16 Ständen wurden ganz unterschiedliche regionale Projekte präsentiert, die Besucher konnten dabei Fragen stellen und sich informieren. Nach 15 Minuten wurde dann eine Glocke geläutet und die Gäste konnten zum nächsten Tisch, zum nächsten Gesprächspartner wechseln.

Was haben Sie bei Ihren „Dates“ präsentiert?

Ich hatte einen kleinen Vortrag vorbereitet, aber eigentlich kamen sofort Fragen – so dass ich mit dem Publikum direkt ins Gespräch gekommen bin. Am Stand lagen einige der „Schönsten Regionalbücher“ aus, die wir jährlich küren und natürlich auch ein paar Bände aus dem Droste Verlag.

Aber im Zentrum standen die Regionalbuchtage und die Arbeit der IG Regionalia. Den Börsenverein kannten übrigens alle, da musste ich gar nicht viel vorstellen.

Auch beim Wissensmarkt dabei

Trinkwasserschutz durch ökologischen Anbau, mit Adriane Schua

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Landradl - ein Verleihsystem für Fahrräder im ländlichen Raum

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Landwirte, Landfrauen, Dorfladenbetreiber: Das Publikum dürfte sich erheblich von dem unterscheiden, dem Sie normalerweise bei Branchentreffen begegnen….

Ja, aber ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Ich komme von einem Bauernhof in der Pfalz, war in meiner Jugend ständig in den Weinbergen und auf Feldern unterwegs.

Die Mitglieder der Regionalbewegung haben mich toll aufgenommen: Viele haben sich gefreut, dass mal jemand anderes dabei war als die üblichen Verdächtigen – und sehr interessiert an dem, was wir mit den Regionalbuchtagen auf die Beine stellen.

Wollten Sie neue Partner dafür gewinnen?

Wir hatten das konkrete Ziel, Dorfläden, Hofläden und Landfrauenvereine anzusprechen. Wir möchten sie dafür gewinnen, regionale Bücher und Lesungen anzubieten – gerne rund ums Jahr, aber natürlich besonders zu den Regionalbuchtagen.

Das Bundesinnenministerium will die Veranstaltungen der Regionalbuchtage voraussichtlich auch in diesem Jahr wieder mit einer ansehnlichen Summe in fünfstelliger Größenordnung fördern. Deshalb hatte ich eine gute Nachricht im Gepäck: Wir wollen kein Geld, sondern wir bringen welches mit.

Jürgen Kron im Gespräch mit Teilnehmer*innen

Jürgen Kron im Gespräch mit Teilnehmer*innen

Wie ist Ihr Vorschlag angekommen?

Gut. Ich habe Visitenkarten verteilt und viele Gespräche geführt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich daraus etwas entwickelt – weil sich die Klientel regionaler Verlage und regionaler Vereine einfach in vielen Punkten überschneidet.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir so einen Wissensmarkt auch mal beim Jahreskongress des Börsenvereins anbieten: Dabei könnten sich die ganzen Interessengruppen im Verband mit ihren Projekten präsentieren.

Jürgen Kron

Was nehmen Sie vom Treffen mit – unabhängig von den Möglichkeiten, die sich für die IG Regionalia daraus ergeben?

Ich habe mitgenommen, dass die Regionalbewegung sehr vielfältig ist und lokale Energieversorger genauso umfasst wie Bäckereien oder eben die Landfrauen. Das Konzept des Wissensmarktes fand ich großartig, weil es diese ganze Vielfalt wunderbar abgebildet hat.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir so einen Wissensmarkt auch mal beim Jahreskongress des Börsenvereins anbieten: Dabei könnten sich die ganzen Interessengruppen im Verband mit ihren Projekten präsentieren. Die „Speed-Dating“-Idee ist einfach abwechslungsreich und lebendig.

Ich bin schwer beeindruckt davon, wie die Regionalvertreter die Politik in die Mangel genommen haben

Jürgen Kron, IG Regionalia

War die Politik bei dem Bundestreffen auch vertreten?

Oh ja. Und ich bin schwer beeindruckt davon, wie die Regionalvertreter die Politik in die Mangel genommen haben. Ein Staatssekretär von Wirtschaftsminister Robert Habeck wurde per Video zugeschaltet, einer seiner Mitarbeiter stand zudem vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung. Und ich kann nur sagen: Da wurde nicht nur höflich applaudiert, sondern sehr kritisch, sehr „pushy“ nachgefragt.

Geradezu spektakulär endete eine Podiumsrunde zum Abschluss der Tagung: Ein Sprecher der Metzgerei-Innung ermahnte eine Bundestagsabgeordnete der Grünen, sie solle sich doch bitte kürzer fassen, alle hätten noch Termine und müssten nachhause. Daraus sprach so ein ganz bodenständiges Selbstbewusstsein. Davon würde ich auch unserer Branche manchmal etwas mehr wünschen.

Die IG Regionalia im Börsenverein

Sprecherkreis:

  • Jürgen Kron, Droste-Verlag, Düsseldorf (Sprecher)
  • Annette Sievers, pmv Peter Meyer Verlag, Saulheim (stellvertretende Sprecherin)

Projekte:

  • Deutschlands schönstes Regionalbuch: Gemeinsam mit der Stiftung Buchkunst sucht und kürt die IG Regionalia jedes Jahr Deutschlands schönstes Regionalbuch. Die Anmeldung ist bis jeweils 30. Juni über ein Formular der Stiftung Buchkunst möglich (www.stiftung-buchkunst.de)
  • Regionalbuchtage: Die bundesweiten Regionalbuchtage finden jährlich vom 15. bis zum 30. September statt. Unter dem Motto „Heimat erlesen“ stellen Verlage und Buchhandlungen regionale Titel und Autor:innen vor, darunter Romane und Krimis ebenso wie Wanderführer, Kochbücher oder Bildbände. Veranstaltungen können aus einem Fördertopf unterstützt werden, den das Bundesministerium des Inneren und für Heimat als Schirmherr zur Verfügung stellt.

Ansprechpartnerinnen im Börsenverein: