Zum 65. Geburtstag von Dietrich zu Klampen

"Da müsste man direkt die Ukulele zücken"

12. Februar 2024
Redaktion Börsenblatt

Noch bevor sie Dietrich zu Klampen persönlich kannten, stand bei ihnen die Werkausgabe von Soma Morgenstern im Regal, die er herausgebracht hat: Barbara und Stefan Weidle gratulieren ihrem Freund und Verlegerkollegen zum 65. Geburtstag.

Dietrich zu Klampen mit Barbara und Stefan Weidle bei der Friedenspreisverleihung 2021

Dietrich zu Klampen (r.) mit Barbara und Stefan Weidle bei der Friedenspreisverleihung 2021

Dietrich zu Klampen ist ein großartiger Verleger und ein ganz wunderbarer Freund.

Barbara und Stefan Weidle

So macht man das!

Dietrich zu Klampen, weithin bekannt als Deutschlands kleinster Schwerverleger, wird 65! Da müsste man direkt die Ukulele zücken und es ihm gleichtun mit einem jener Geburtstagsständchen, die so viele Freunde schon auf einer der Buchmessen oder in ihrem Telefon gehört haben. Wenn man das aber nicht kann, greift man in die Tasten, aus denen sein Loblied quellen will.

Wie lange kennen wir uns? Im Grunde schon immer. Und bevor der Verleger selbst in unser Leben trat, standen seine Bücher in demselben rum, insonderheit eine seiner diversen Großtaten, nämlich die Werkausgabe von Soma Morgenstern (1890–1976): Elf Bände ab 1994 über viele Jahre und allesamt vorbildlich ediert, später dann auch im Schuber. So macht man das! Und weil so gut gemacht, wurde es gar ein kommerzieller Erfolg.

Dietrichs große Gabe der Diplomatie hat oft geholfen, wenn Kragen zu platzen drohten

Barbara und Stefan Weidle

Mitstreiter in der Kurt Wolff Stiftung

Begonnen hat alles mit Herbert Marcuse, dessen wichtiger Essay »Der eindimensionale Mensch« von Dietrich als Herausforderung genommen wurde, die beiden anderen Dimensionen an sich selbst auszubilden.

Die Kritische Theorie hatte und hat ihre Heimat bei zu Klampen, und inzwischen ist viel hinzugetreten, Regionalkrimis aus der Norddeutschen Tiefebene etwa und manche wissenschaftliche und gleichzeitig populäre Publikation, die wichtigen Bücher von Christoph Türcke zum Beispiel. Und einige Feuilleton-Sprinter wurden auf die Buch-Langstrecke geschickt: Petra Kipphoff, Burkhard Müller, Gerhard Stadelmaier, Ulrich Greiner, Gustav Seibt.

Dietrich zu Klampen ist ein großartiger Verleger und ein ganz wunderbarer Freund. Als wir den Vorstand der Kurt Wolff Stiftung besetzen sollten, fiel die Wahl nicht schwer: Dietrich zu Klampen und Monika Bilstein sollten Mitstreiter sein. Und beide sagten zu.

Wir haben ein paar Jahre lang eng und effektiv zusammengearbeitet, Dietrichs große Gabe der Diplomatie hat oft geholfen, wenn Kragen zu platzen drohten, und wir können nur hoffen, dass sein Geschick nicht aus einem seiner Bücher stammt, nämlich aus »Winning Ugly. Wie man bessere Gegner schlägt« von Brad Gilbert. Denn wenn er nicht gerade im Chor singt, spielt er Tennis oder Ukulele. Wann er seine Bücher macht, ist sein Geheimnis geblieben.

Am Ende jeder Messe wurde uns klar, dass wir eigentlich viel zu besprechen gehabt hätten, aber nicht dazu kamen.

Barbara und Stefan Weidle

Stand(es)ehe in Leipzig

Irgendwann begann dann unsere Stand(es)ehe in Leipzig. Der legendäre etwas andere Würstchenstand am Eck, und am Ende jeder Messe wurde uns klar, dass wir eigentlich viel zu besprechen gehabt hätten, aber nicht dazu kamen.

Dietrich gehört zu den seltenen Menschen, die einen nicht nur fragen, wie es einem geht, sondern die es auch wirklich ganz genau wissen wollen. Er kann zuhören und kluge Fragen stellen. Oder das Neueste aus der Branche erzählen.

Deshalb saßen wir in Frankfurt dann immer schon eine Stunde vor Messebeginn am Zu-Klampen-Stand und tranken gemeinsam seinen exzellenten Kaffee. Abends kam dann gelegentlich ein Bier dazu. Das wird uns fehlen, aber Dir, Dietrich, bleiben wir treu.

Herzlichen Glückwunsch, lieber Freund!