Debatte über die Absage von Autor*innen

"Alle Menschen sind auf der Frankfurter Buchmesse willkommen"

26. Oktober 2021
Redaktion Börsenblatt

Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs hat bei der Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums differenziert Stellung genommen zur Debatte über die Absage von Autor*innen auf der Buchmesse: "Wir stehen ein für eine vielfältige und liberale Gesellschaft".

In der Frankfurter Paulskirche hat Karin Schmidt-Friderichs bei der Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland Stellung genommen zur Debatte um die Absage von Autor*innen bei der Frankfurter Buchmesse und zum Redebeitrag der Stadtverordneten Mirrianne Mahn während der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am 24. Oktober. "Wenn Autor*innen nicht auf die Frankfurter Buchmesse kommen, weil sie sich nicht sicher fühlen, bedrückt mich das sehr", sagte die Vorsteherin des Börsenvereins. "Wir tun alles dafür, dass die Sicherheit aller Messeteilnehmer*innen gewährleistet ist. Wir haben in der Geschichte der Buchmesse für die Sicherheit zahlreicher bedrohter Personen gesorgt. Wenn wir es aber in den vergangenen Tagen nicht geschafft haben, allen das Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, haben auch wir etwas falsch gemacht. Für Gefühle wie Angst sind nicht nur diejenigen verantwortlich, die sie haben, sondern auch die, die diese Gefühle nicht zu nehmen vermochten."

"Wir brauchen das Gespräch und den Diskurs"

Wenn aber die Frankfurter Stadtverordnete Mirrianne Mahr in der Paulskirche vor zwei Tagen gesagt habe, schwarze Frauen seien auf der Buchmesse nicht willkommen, stimme das nicht. "Das wird nie so sein, dafür verbürge ich mich. Ganz im Gegenteil: Alle Menschen sind auf der Frankfurter Buchmesse willkommen, unabhängig von Hautfarbe und Herkunft, sexueller Orientierung und Identität oder anderem", so Schmidt-Friderichs. "Wir stehen ein für eine vielfältige und liberale Gesellschaft. Wer sonst sollte sie bieten, wenn nicht wir?"

In einem Rechtstaat sei es aber nicht die Aufgabe eines Messeveranstalters zu beurteilen, wer dort ausstellen könne und wer nicht, sondern die der Gerichte. Zumal die Frankfurter Buchmesse als weltgrößte Buchmesse ein Quasi-Monopol habe, das Aussteller, die nicht gegen das Gesetz verstoßen, schon rein rechtlich nicht ausschließen könne.

"Wenn diejenigen, die für das Miteinander, für Offenheit und Toleranz stehen, sich zurückziehen, dann ist mir bange um unsere Gesellschaft", erklärte Schmidt-Friderichs. "Wir brauchen das Gespräch und den Diskurs, wir müssen verhandeln, wie wir leben können. Und die letzten Tage haben gezeigt, dass wir auch weiter über den Umgang mit politisch extremen Meinungen in der Gesellschaft und auf Buchmesse sprechen müssen und auch werden."