Zum Tod von Hans-Dieter Joos

Abschied von einer Branchengröße

15. Mai 2024
Redaktion Börsenblatt

Erst mit Verspätung hat die Buchbranche die Nachricht vom Tod eines langjährigen, wesentlichen Mitgestalters erreicht: Hans-Dieter Joos, früher Leiter des KNV Standorts in Köln, ist am 17. April nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Ein gemeinsamer Nachruf der beiden Zwischenbuchhändler Stephan Schierke und Stefan Könemann.

Hans-Dieter Joos 

Als ich (Stephan Schierke) 1993 als Assistenz der VVA-Geschäftsführung in die Buchbranche kam, war Dieter Joos schon lange eine Branchengröße. Doch trotz der Tatsache, dass wir indirekt Wettbewerber waren, trotz seines Erfahrungs- und Wissensvorsprungs, begegnete er mir auf Augenhöhe und gab er mir von Anfang an ein Gefühl von Kollegialität, ja fast schon Freundschaft.

Ich erinnere mich noch gut an so manche gemeinsame Unternehmung, sei es die Schiffsfahrt nach Oslo mit den Sortimenter-Arbeitskreis AKS, die Schweinshaxe nach einer Besichtigung des Barsortiments in Köln oder der Rundgang bei den Leipziger Messepartys, von ihm scherzhaft „EKG“ genannt – Eingeweihte werden die Bedeutung kennen und schmunzeln.

Trotz der Tatsache, dass wir indirekt Wettbewerber waren, trotz seines Erfahrungs- und Wissensvorsprungs gab er mir von Anfang an ein Gefühl von Kollegialität, ja fast schon Freundschaft.

Stephan Schierke, Vorsitzender im Ausschuss für den Zwischenbuchhandel

Bis zu seinem Ausscheiden 2014 war Dieter Joos untrennbar mit Köhler & Volckmar (KV) in Köln verbunden, dessen Betriebsleitung er Anfang 1979 übernahm. Zuvor war er als Leiter der Rechtsabteilung der Firmengruppe KNO/KV tätig, denn Dieter Joos war ursprünglich alles andere als ein Branchenlogistiker – er war Jurist. Und dennoch hat er in über drei Jahrzehnten bei KV mehr als nur Bücher bewegt: Er zeichnete verantwortlich für den Neu- und Ausbau des Geschäftes, die Integration des Grossohauses Wegner und war später, 2004, an der endgültigen Fusion von KNO und KV beteiligt.

Hans-Dieter Joos hat es weit gebracht. Einerseits logistisch, von 98.000 Titeln Anfang der 80er Jahre auf 450.000 Titel bei seinem Ausscheiden, aber auch menschlich. Wir kennen niemanden, der ihn kannte und nicht gleichzeitig auch mochte. Auch der unvergessene Jürgen Voerster sprach stets respektvoll mit und über ihn und nannte ihn „mein Statthalter in Köln“.

Warmherzig und immer mit dem Schalk im Nacken, also mit echtem Kölschen Humor, verstand er es, auch schwierige Situationen gut aufzulösen.

Stefan Könemann, Vorstand des Börsenvereins

Neben seinem Wirken für KV bzw. KNV war Dieter Joos auch im Börsenverein aktiv. So war er nicht nur Schatzmeister im Landesverband Nordrhein-Westfalen, sondern auch der Gralshüter dessen innerer Werte. Mit Sparsamkeit und Akribie verstand er es, die Finanzen stets präzise auf Kurs zu halten. Gleichwohl war er nicht nur ein Mensch der Zahlen, sondern auch einer, der genau wusste, wie er seine Mitmenschen für sich einnehmen konnte.

Warmherzig und immer mit dem Schalk im Nacken, also mit echtem Kölschen Humor, verstand er es, auch schwierige Situationen gut aufzulösen. Dabei geholfen hat ihm seine unglaubliche Vernetzung: seine Kontakte zur Handelskammer, zum Einzelhandelsverband, zur Politik oder zu sonstigen anderen Verbänden – alle kannten Dieter Joos, schätzten ihn und waren froh, wenn sie ihm helfen durften.

Besonders hervorzuheben ist sein stilles und leises Wirken hinter den Kulissen, von dem der Börsenverein stets profitierte. Dies sind nur einige wenige Gründe für die unglaubliche Beliebtheit und Wertschätzung, derer er sich erfreute.

Lieber Dieter Joos, wir werden dich vermissen, aber ganz gewiss nicht vergessen!