Sofort an die Spitze unserer Belletristik-Charts (Hardcover) springt "Müll" (Hoffmann und Campe; ET: 2. März), der neunte Fall für den "Brenner", von Wolf Haas. Simon Brenner jobbt als Müllmann, entdeckt auf einem der Wiener Mistplätze Leichenteile – und schlittert so in einen neuen Fall. Auf der Website des Verlags gibt es weitere Infos zum Buch sowie ein Interview mit Haas zum neuen Brenner.
Die Startauflage von "Müll" liegt im sechsstelligen Bereich, teilt Hoffmann und Campe auf Anfrage mit. Die Gesamtauflage der bei Hoffmann und Campe veröffentlichten Bücher von Wolf Haas nahe bei einer Million Exemplare. Dabei hat sich der Verlag gegen eine einheitliche Cover-Gestaltung der Reihe, mit wiederkehrenden Merkmalen entschieden: "Jeder Brenner-Roman ist einzigartig, genauso wie seine Cover."
Gibt es Unterschiede zwischen den Fangemeinden in Deutschland und Österreich? "Unterschiede vielleicht, aber auch hierzulande sowie in der Schweiz ist die Medienresonanz auf 'Müll' immens und die durchweg begeisterte Berichterstattung lässt die Vermutung zu, dass auch die deutschen und Schweizer Journalist:innen den Brenner verstanden haben", so eine HoCa-Sprecherin mit einem Augenzwinkern. Und die aktuellen Verkaufszahlen ließen darauf schließen, dass es sich bei den Leser:innen ebenso verhält.
Der letzte Brenner, "Brennerova", ist 2014 erschienen – warum die lange Pause? "Um es mit Wolf Haas' Worten zu beantworten: 'Mir ist nicht aufgefallen, dass es so lang war. Ich war immer mit Mülltrennen beschäftigt', so HoCa.
Einige Brenner-Krimis sind bereits verfilmt worden, mit dem kongenialen Josef Hader in der Rolle des Brenner – auch für "Müll" gebe es erste Anfragen aus der Filmbranche.
Wie sah das Marketing aus? Um die Vorfreude auf das Buch zu wecken, hat HoCa das Leseexemplar in einem farblich abgestimmten Sonderversand mitsamt gebrandetem Müllbeutel an den Handel verschickt. Auf den Social-Media-Kanälen wurde das Buch mit einem Countdown angeteasert und die weit gefächerten B2C-Maßnahmen gebündelt zum ET gestartet. Gestalterisch habe man sich auf das auffallende und charakteristische Gelb/Schwarz des Covers konzentriert. Hinzu gekommen sei eine langfristig angelegte Pressestrategie, die "substanzielle Berichterstattung genau zum Erscheinen sichergestellt hat".
Noch ein Mordclub
Nach dem Erfolg des Donnerstags-Mordclub von Richard Osman, kommt eine weitere Mordclub-Reihe mit älteren Ermittlerinnen von der britischen Insel zu uns: "Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 10. Februar; Ü: Ingo Herzke) von Robert Thorogood. Titelheldin ist die 77-jährige, Kreuzworträtsel-Autorin Judith Potts, die zusammen mit der Hundesitterin Suzie und der Pfarrersfrau Becks den "Marlow Murder Club" bildet. Das klingt skurril. Neu auf Platz 19 in der Belletristik-Taschenbuchliste.
Osmans erster Band erschien 2020 im Original, der hier vorliegende von Thorogood Anfang 2021. Wie Osman arbeitet auch Thorogood als Autor fürs Fernsehen, er hat etwa die Serie "Death in Paradise" entwickelt. Band 2 von "Mrs Potts' Mordclub" kündigt Kiepenheuer & Witsch für Januar 2023 an.
Aufsteiger der Woche
Top-Aufsteiger der Woche bei der Belletristik (Hardcover) ist "Die Jagd" (Diogenes; ET: 23. Februar; Ü: Ruth Altenhofer) – plus 69 Plätze auf Platz 19. Der neue Roman des belarussischen, in Westeuropa lebenden Autors Sasha Filipenko ist von der Realität überholt worden. Er erzähle die Geschichte eines Journalisten, der sich mit einem Oligarchen anlegt, und wolle zeigen, "wie in Russland die Pressefreiheit zerstört wird, wie man Reporter fertigmacht", sagte Filipenko im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im Zuge seines Angriffs auf die Ukraine hat Russland am 4. März kritische Berichterstattung per Gesetz untersagt. Journalist:innen drohen bis zu 15 Jahren Haft, wenn sie von der offiziellen Darstellung des Kriegs abweichen.