Am Montag, den 25. September lief zur Primetime, um 20.15 Uhr, in der ARD die Dokumentation "Hört uns zu! Wir Ostdeutsche und der Westen" von Jessy Wellmer (in der ARD Mediathek noch zu sehen) – sie besuchte auch den Leipziger Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann, um mit ihm über seinen Bestseller "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" (Ullstein; ET: 23. Februar) zu sprechen.
Wellmer wies auf die "starke Zuspitzung", den "scharfen Ton" seines Buchs hin, fragte, was genau er damit wolle, außer einmal "Luft ablassen". Es gebe einen Diskurs seit über 30 Jahre, entgegnete Oschmann, der den Osten scharf kritisiere, der ihn diffamiere – "und darauf reagiere ich mit dem Buch". Es sei ein Skandal, der seit über 30 Jahren laufe, auf den er mit einem skandalisierenden Buch geantwortet habe. Entstehe so nicht eine Frontenbildung, gab Wellmer zu bedenken, verschärfe das Buch nicht die Skepsis gegenüber der Demokratie? Das sieht Oschmann offenbar nicht: Es finde eine riesige Debatte statt, bei seinen gerade vielen, ausverkauften Terminen gehe es auch nicht einfach harmonisch zu, "da fliegen die Fetzen". Das zeige ihm, man könne sich zum Buch nicht neutral verhalten. Tatsächlich blase ihm der schärfste Gegenwind aus der jüngeren Generation aus dem Osten entgegen.
- TV-Tipp: Für den 4. Oktober wird Dirk Oschmann als Gast bei der Talkrunde von Markus Lanz (ZDF) angekündigt.
Vor allem die Dokumentation könnte das Interesse an "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" angefacht haben: In den aktuellen Sachbuchcharts (Hardcover) klettert es von Platz 6 in der Vorwoche auf Platz 1. Insgesamt kommt der Titel damit auf 32 Wochen in unseren Charts, darunter zuvor schon achtmal auf dem ersten Rang.
Charlotte Gneuß steht mit ihrem Roman "Gittersee" (S. Fischer; ET: 30. August) auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2023, hat dafür den Jürgen Ponto-Preis 2023 bekommen. Aber darf eine Autorin, die 1992 in Ludwigsburg geboren wurde, eine Geschichte erzählen, die in der DDR der 70er Jahre spielt? Das löste eine anhaltende Debatte in den Feuilletons aus (siehe dazu Börsenblatt online: "Wer darf über die DDR schreiben?"). Jetzt kommt ihr Roman erstmals in unsere Charts: neu auf Platz 19 bei der Belletristik (Hardcover).
Platz 4 beim Sachbuch (Taschenbuch) ergattert neu Alexa Grassmann mit "sie lieben" (im Ullstein-Imprint Allegria; ET: 28. September). Grassmann (@AlexasEarth) setzt sich als Content Creatorin und Aktivistin für LGBTQIA*-Rechte, Selbstbestimmtheit und einen offenen, schambefreiten Umgang mit Sexualität ein, schreibt der Verlag.
Am höchsten neu bei den Ratgebern, auf Platz 8, startet "Shaolin Spirit" (O.W. Barth; ET: 2. Oktober) von Shi Heng Yi. Er ist der leitende Meister des Shaolin Temple Europe, einem buddhistischen Kloster mit Sitz in Otterberg, Rheinland-Pfalz – und will seinen Leser:innen zeigen, wie man das Leben meistert. Nicht der einzige spirituelle Titel, der es neu in die Charts schafft.