Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Lucinda Riley stürmt vor

19. Mai 2021
Matthias Glatthor

Mit Band 7 ihrer "Sieben Schwestern"-Reihe kann die irische Bestsellerautorin Lucinda Riley sofort Platz 2 unserer Belletristikcharts ergattern. Beim Sachbuch steigt Götz Aly mit seinem wichtigen Buch zu geraubten Kunstschätzen in der deutschen Kolonialzeit ein. Genauso wichtig ist eine Analyse der fragwürdigen Methoden der "Bild"-Zeitung. Neues gibt es zudem von Christoph Hein, Billie Eilish und Güldane Altekrüger. Die Wochencharts auf Börsenblatt online.

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 10. bis 16. Mai 2021

Belletristik: Lucinda Riley startet auf Platz 2

Die Fans der irischen Bestsellerautorin Lucinda Riley können es offenbar kaum abwarten, ihr neuestes Werk in Händen zu halten: Sie hieven "Die verschwundene Schwester" (Goldmann; Ü: Sonja Hauser, Karin Dufner, Sibylle Schmidt, Ursula Wulfekamp), den siebten Teil von Rileys Reihe "Die sieben Schwestern", bereits in dieser Woche durch Online-Vorverkäufe neu in die Belletristikcharts (Hardcover)  – auf Platz 2. Als Erscheinungstermin gibt der Münchner Verlag den 24. Mai an, der Titel befindet sich laut Verlags-Website schon in Auslieferung. Die sechs Schwestern d’Aplièse starten – nach einem ersten Hinweis – rund um den Globus eine Suche nach ihrer seit der Kindheit verschwundenen siebten Schwester Merope. Mehr über Lucinda Riley erfährt man auf ihrer offiziellen deutschen oder englischen Website.

In einem englischsprachigen Video auf YouTube erzählt die Autorin, wie sie 2013 die Idee zur Reihe hatte:

Auf den zehnten Platz kommt neu "Unzertrennlich – Über den Tod und das Leben" (btb; ET: 10. Mai; Ü: Regina Kammerer) von Irvin D. Yalom und Marilyn Yalom. Der renommierte US-amerikanische Psychotherapeut und Autor, der im Juni 90 wird, und die bekannte Kulturwissenschaftlerin waren 65 Jahre verheiratet. Als sie krank wurde und klar war, dass sie sterben würde, begann das Paar gemeinsam, ein bewegendes Tagebuch zu schreiben, "um die schwierigen Tage und Monate, die vor uns liegen, (zu) dokumentieren", so der Wunsch Marilyns im Vorwort: "Vielleicht werden unsere Erfahrungen anderen Paaren, bei denen ein Partner an einer tödlichen Erkrankung leidet, helfen." Nach dem Tod seiner Frau Ende 2019 vollendete Irvin das Buch. "Ein Denkmal für die Liebe", urteilte der "Kurier". "Unzertrennlich" ist bei der Belletristik (HC) zudem der Aufsteiger der Woche: plus 73 Plätze!

Dritter und letzter Neueinsteiger in der Hardcoverliste ist auf Platz 18 der mit zahlreichen Auszeichnungen geehrte Christoph Hein. In "Guldenberg" (Suhrkamp; ET: 10. Mai) erzählt er, was eine kleine Gruppe minderjähriger Migranten in dem Städtchen Bad Guldenberg bei den Bewohnern auslöst. Hein zeichne "ein seismografisches Bild der Gegenwart", urteilte die "Berliner Zeitung" und die "Frankfurter Rundschau" meinte, der Roman "sei in seiner sprachlich fast abfälligen Sprödigkeit eine umso wirksamere Erzählung von der Schlechtigkeit des Menschen".

Im Rahmen von "Leipzig liest extra" gibt es am 29. Mai mehrere Online-Veranstaltungen mit Christoph Hein (weitere Infos hier).

Heins Buch wäre sicher eine passende Begleitlektüre zu "Über Menschen" (Luchterhand; ET: 22. März) von Juli Zeh, das weiterhin Platz 1 der Belletristik-Hardcovercharts hält.

Paperback und Taschenbuch

Gisa Pauly, die mit "Lachmöwe" (Piper; ET: 3. Mai), ihrem 15. Sylt-Krimi um Mamma Carlotta, in der vorigen Woche auf Platz 1 neu eingestiegen war, rangiert diesmal auf Position Drei in den Taschenbuchcharts. Man sei mit einer ersten Auflage von 60.000 Exemplaren gestartet, erklärt Piper auf Anfrage, mittlerweile sei bereits die dritte Auflage in Arbeit. Die Reihe habe seit vielen Jahren eine treue Leserschaft. Für neue Leser*innen sei sicherlich auch die Öffnung Sylts für Touristen nach dem Lockdown ein Anreiz gewesen, ein dort angesiedeltes Buch zur Hand zu nehmen. Was wohl nicht zuletzt an den einladenden Covern liegt – wer gestaltet diese? "Die Cover entstehen in enger Zusammenarbeit und im Ideenaustausch zwischen Autorin, Verlag und der Graphikdesignerin Martina Eisele. So ist auch die modernisierte, aufgefrischte Optik des Jubiläumbandes 'Lachmöwe' entstanden“, erläutert eine Verlagssprecherin.

Spannend geht es weiter: Etliche Thriller und Krimi-Reihen schaffen es neu in die Charts:

  • Platz 8 (PB): "Provenzalischer Sturm" (Blanvalet; ET: 17. Mai) von Sophie Bonnet. Der achte Fall für Pierre Durand. Durch Vorab-Käufe bereits diese Woche in den Charts.
  • Platz 10 (PB): "Schweigendes Les Baux" (Dumont; ET: 17. Mai)  von Cay Rademacher. Auch ein Provence-Krimi: Der achte Fall von Capitaine Roger Blanc. Und ebenfalls durch Vorab-Käufe bereits jetzt in den Charts vertreten.
  • Platz 24 (PB): "Eine perfekte Ehe" (Droemer; ET: 3. Mai; Ü: Kristina Lake-Zapp) der US-Autorin Kimberly McCreight.
  • Platz 11 (TB): "Die Wächter" (Heyne; ET: 10. Mai; Ü: Kristiana Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Imke Walsh-Araya) von John Grisham. Erstmals im Taschenbuch. Die Hardcover-Ausgabe vom März 2020, ebenfalls bei Heyne, ist noch lieferbar.

Sachbuch: Raubkunst der Kolonialzeit

Die beiden neuen Titel in der Hardcoverliste könnten nicht unterschiedlicher sein. Auf Platz 10 beginnt "Das Prachtboot" (S. Fischer; ET: 10. Mai) des Politikwissenschaftlers, Historikers und Journalisten Götz Aly, der 2018 mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet wurde.

In seinem aktuellen Buch thematisiert Aly den Raubzug deutscher Händler, Abenteurer und Ethnologen in der Kolonialzeit nach Kunstschätzen in der Südsee. Sinnbildlich steht dafür das titelgebende Prachtboot von der Insel Luf. Das kunstvolle Auslegerboot hätten sich 1902 Hamburger Kaufleute gewaltsam unter den Nagel gerissen, so Aly. Von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wurde das laut Medien bisher anders dargestellt. Künftig soll das weltweit einmalige Prachtstück das Entree des Berliner Humboldt Forums schmücken – dazu muss es dort quasi "eingemauert" werden. Aly liefere einen wichtigen Beitrag zur Restitutionsdebatte, schreibt etwa DW in einer ausführlichen Rezension des Buches.

In einer ersten Reaktion auf das Buch habe eine Sprecherin der SPK erklärt, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am 10. Mai, man werde das Boot weiterhin im Humboldt Forum zeigen – nur jetzt als "Mahnmal der Schrecken der deutschen Kolonialzeit". Auf die Herkunft des Boots und die Strafexpedition, in deren Zuge etwa die Hälfte der Bewohner getötet wurde, soll in der Ausstellung eingegangen werden.

Neu auf Platz 12 landet die gerade mal 20-jährige, mehrfach Grammy- und BRIT Award-dekorierte Popgröße Billie Eilish (offizielle Website) mit ihrer reich bebilderten (das wird die Fans freuen) Autobiografie "Billie Eilish" (Piper; ET: 11. Mai; Ü: Viola Krauß). 

Die Methoden der "Bild"-Zeitung

In der Paperbackliste steigt auf Platz 2 ein wichtiges Buch zu einem meinungsmachenden Blatt ein: "Ohne Rücksicht auf Verluste – Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 11. Mai) der Journalisten Moritz Tschermak und Mats Schönauer. Man müsse nur genau hinschauen, dann sei deutlich zu erkennen, "mit welchen Strategien sie [die "Bild"-Zeitung] Ängste schürt, wie sie Ausländerfeinden permanent in die Karten spielt. Wie sie gezielt demokratische Institutionen torpediert, (...) Wie sie den Ruf unschuldiger Menschen zerstört", so der im Buch formulierte Vorwurf der beiden Autoren. "Solche Dinge wollen wir in diesem Buch dokumentieren."

Ratgeber: Raus aus der Meckerfalle

Weit nach oben in den Ratgebercharts schießt auf Anhieb "#gemeckerfrei" (Herder; ET: 11. Mai) von den Coaches Uli Bott und Bernd Bott – landet neu auf Platz 9. Das Paar führen den gemeinsamen Blog "Family in Love" sowie die #gemeckerfrei academy. Gerade in Corona-Zeiten mit monatelangem Lockdown könnte das Buch, das Anleitungen für eine wertschätzende Partnerschaft der Eltern und eine achtsame Eltern-Kind-Beziehung liefert, ein hilfreicher Begleiter sein. Und wollen wir nicht alle glücklich und harmonisch zusammenleben?

Zwei weitere Premieren weisen die Ratgebercharts auf:

  • Platz 17: "Die Wölkchenbäckerei: Wölkchenleichtes Grill- und Partybuffet" (DplusA; ET: 17. Mai) von Güldane Altekrüger (bekannt durch ihre "Abnehmen mit Brot & Kuchen"-Reihe). Das neue Buch der Wölckchenbäckerin ist bereits durch Vorab-Käufe in die Top 25 gerutscht. In ihrem bereits vierten Buch präsentiert sie passend zur Grillsaison "wölkchenleichte Buffetbeilagen, wie Fingerfood, deftige Salate, Dips und Aufstriche". Brote und Kuchen finden auch Platz.
  • Platz 24: "Beyond Order – Jenseits der Ordnung" (Finanzbuch; ET: 10. Mai; Ü: Astrid Gravert, Antoinette Gittinger und Hans Freundl) des US-amerikanischen Psychologen Jordan B. Peterson. Zuviel Struktur im Leben sei gefährlich, meint der Autor, und führt zwölf Prinzipien an, mit denen man gegensteuern könnte.

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

In dieser Woche haben wir 17 Neueinsteiger sowie 14 Wiedereinsteiger in den Charts Belletristik, Sachbuch und Ratgeber.

Die höchstplatzierte Wiedereinsteigerin findet sich auf Rang 4 beim Sachbuch (Paperback): Anna Lowenhaupt Tsing mit "Der Pilz am Ende der Welt" (Matthes & Seitz Berlin; ET: 4. Oktober 2019; Ü: Dirk Höfer). Ein Essay der Anthropologin über den Matsutake – einen der wertvollsten Speisepilze Asiens. Seine Besonderheit: Er riecht stark und wächst am Liebsten auf industriellen Brachlandschaften. Das menschliche Beziehungsgeflecht um den Pilz herum, schildere sie, "als pars pro toto des Lebens auf den Ruinen des Kapitalismus", so der Verlag.

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.