Mit "Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit" (Lübbe) legt der britische Megaseller Ken Follett das lang erwartete Prequel zu seinem Weltbestseller "Die Säulen der Erde" vor, der vor 30 Jahren erschien. Fast wie zu erwarten springt er damit auf Anhieb auf Platz Eins der Belletristik-Charts (Hardcover). Während die "Säulen" im 12. Jahrhundert in England spielen, setzt die Handlung des Prequels im Jahr 997 ein: Der Bootsbauer Edgar muss nach einem Überfall der Wikinger aus seinem Heimatort flüchten. Weitere Protagonisten des Geschichtspanoramas sind der skrupellose Bischof Wynstan, der idealistische Mönch Aldred und Ragna, die Tochter eines normannischen Grafen.
"Unsere Startauflage liegt bei 150.000 Exemplaren", erklärt Verlagsleiter Marco Schneiders gegenüber Börsenblatt online. Bereits Mitte August hatte Bastei Lübbe von einer sechsstelligen Anzahl an Vorbestellungen gesprochen. Follett ist und bleibt ein Bestsellergarant: "Von seinen insgesamt 36 Büchern wurden weltweit über 170 Millionen Exemplare in über 80 Ländern und in 33 Sprachen verkauft", so Schneiders. Die deutsche Gesamtauflage aller Ken-Follett-Romane liege bei 39 Millionen Exemplaren., die Gesamtauflage aller drei bisherigen deutschsprachigen Kingsbridge-Romane bei 8,7 Millionen. Mit der aktuellen Startauflage von Band 4 steige diese auf 8,85 Millionen Exemplare.
Im englischen Original heißt das zeitgleich am 15. September erschienene Buch "The Evening and the Morning". Wie kam es zum deutschen Titel? "Unsere erste Überlegung bei einem neuen Roman von Ken Follett ist natürlich, den englischen Originaltitel in einer adäquaten deutschen Übersetzung zu verwenden. Allerdings erschien uns 'Der Abend und der Morgen' in dieser deutschen Version nicht stark genug zu sein, das englische Original ist hier schlicht und ergreifend viel prägnanter", so Schneiders. Zudem hätte man dieses Zitat aus der "Genesis" des Alten Testaments in der deutschen Einheitsübersetzung korrekt mit "Es wurde Abend und es wurde Morgen" wiedergeben müssen. "Als Nächstes haben wir uns mit dem Gedanken getragen, einen ähnlichen Titel wie 'Die Säulen der Erde' zu kreieren. Schlussendlich kamen wir an den Punkt, um den die ganze Geschichte kreist: den fast magisch zu nennenden Ort 'Kingsbridge'. Ein Ort, der vielen Leserinnen und Lesern historischer Romane seit nunmehr dreißig Jahren etwas sagt. Um dem Ganzen dann noch den wohl verdienten epischen Charakter zu verleihen, wurde 'Kingsbridge' mit der Unterzeile 'Der Morgen einer neuen Zeit' versehen. Es war ein einfacher Prozess mit längeren Diskussionen", erläutert Schneiders. Die Übersetzer Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher hätten gemeinsam das 848 Seiten umfassende Originalmanuskript innerhalb von vier Monaten übersetzt. Die deutsche Ausgabe kommt im Druck auf 1.024 Seiten.
Was auffällt, ist, dass das Äußere des Prequels sich deutlich von den bisherigen Bänden unterscheidet. Warum? Schneiders antwortet: "Wir haben uns bewusst von der bisher typischen und gewohnten Farbwelt (Beige) verabschiedet. Es wurde Zeit für einen neuen Auftritt – und wir wollten auch mit der Gestaltung in Schwarz allen Follett-Fans verdeutlichen, dass sie dieses Buch bisher garantiert noch nicht in ihrem Bücherregal haben."
Von Follett soll laut Verlag demnächst in Deutschland virtuelle Auftritte bei der digitalen Frankfurter Buchmesse (Messesonntag) und am 16. November bei der Münchner Bücherschau geben. Details folgen später.
Was ist Folletts Erfolgsgeheimnis? Er sei ein großartiger Erzähler, der einen enorm breiten epischen Bogen schlage und Charaktere schaffe, die einen nach der Lektüre noch lange begleiten. "Nicht die Großen stehen im Mittelpunkt der Geschichte, nicht die Königinnen und Könige, die Päpste und Warlords, sondern die einfachen Menschen, zu denen wir – die Leserinnen und Leser – keine trennende Distanz empfinden. Wir lesen vier Seiten des neuen Romans – und sind im Mittelalter", führt Schneiders aus.
Wie wichtig der Autor und die Reihe für den Kölner Verlag ist, zeigt die eigens eingerichtete "Kingsbridge"-Website, die unter anderem ein "Making of" des vierten Bandes zeigt. Dort ist auch ein Buchtrailer mit Follett zu sehen.
... und nocheinmal ins frühmittelalterliche England
Von Null auf Eins, das gelingt auch in den Belletristik-Taschenbuchcharts einem Titel. Ebenfalls ein historischer Roman, der auf der britischen Insel angesiedelt ist – allerdings etwa 100 Jahre früher als das Kingsbridge-Prequel spielt, zur Zeit Alfreds des Großen: "Das Königsschwert" (Rowohlt Tb.) von Bernard Cornwell (seine Website: http://www.bernardcornwell.net/) Es ist der zwölfte Band seiner Uhtred-Saga (The Saxon Stories), die ab 2015 als TV- und später Netflix-Serie unter dem Titel "The Last Kingdom" umgesetzt wird. Bei Rowohlt liegen alle zwölf Bände der Wikingerserie vor, sowie 24 andere Werke von Cornwell, so die Hamburger auf Anfrage. Von der Reihe habe Rowohlt mehr als 1,4 Millionen Exemplare (Buch und E-Book) verkauft. Warum hat man sich fürs Taschenbuchformat entschieden? "Begonnen hat die Serie zu einer Zeit, als für historische Unterhaltungsromane im Taschenbuch das passendste Format zu sein schien", so eine Sprecherin. Cornwell sei davor schon mit anderen Romanen bei mehreren deutschen Taschenbuchverlagen publiziert worden – mit überschaubarem Erfolg. Bei rororo sei die Wikingerserie mit dem ersten Band, der im Dezember 2006 herauskam, auf einem Spitzentitelplatz präsentiert worden. "Die TV-Serie, die ja immer erfolgreicher wird, hat den Absatz der Bücher sicher positiv beeinflusst, aber der Riesenerfolg auf dem deutschsprachigen Buchmarkt war vorher schon da."
Der 13. und abschließende Band der Reihe, "War Lord", kommt in Großbritannien am 15. Oktober und in den USA am 20. November 2020 heraus. Die deutsche Ausgabe unter dem Titel "Der Herr der Schlacht" soll am 14. September 2021 bei Rowohlt Tb. erscheinen, kündigen die Hamburger an.
Ebenfalls neu in den Belletristik-Charts (Hardcover):
- Platz 10: "Standart Skill – Voll verglitcht!" (Riva) von Standart Skill und Matthias Kempke. Standart Skill gehört mit knapp drei Millionen Abonnenten zu den Top 10 der deutschen Gaming-Kanäle auf YouTube. In dem interaktiven Abenteuer wird "Stanni" in die Welt eines Videospiels gesogen. Die Illustrationen stammen von Marek Bláha.
- Platz 11: "Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne" (Knaur) von Christopher Paolini. Der "Eragon"-Schöpfer reist mit seinem neuen Opus ins Weltall. Mehr über ihn auf seine "Familienwebsite": https://www.paolini.net/
- Platz 22: "Rocky Beach" (Kosmos) von Christopher Tauber. Was wäre, wenn "Die drei ???" Justus, Peter und Bob, die seit Jahrzehnten im kalifornischen Rocky Beach ermitteln, älter geworden wären? Das spinnt die Graphic Novel im Noir-Stil aus. Die Illustrationen stammen von Hanna Wenzel.
Der Deutsche Buchpreis weckt offenbar das Interesse der Leser*innen: Drei der zehn Aufsteiger der Woche stehen auf der Shortlist der Auszeichnung, die am 15. September verkündet wurde (zur Meldung auf Börsenblatt online). So auch der der Top-Aufsteiger (plus 45 Plätze) "Streulicht" von Deniz Ohde. Für dem Roman hat die Autorin bereits den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2020 erhalten. Auf einfühlsame Weise zeichne Ohde "darin den schwierigen Weg vom migrantischen Arbeiterkind zur Akademikerin nach", urteilte der Deutschlandfunk. Der Titel belegt Platz 30 in den Charts.