Jedes Jahr landen Sie einen neuen Top-Bestseller – warum gehen Ihnen die Ideen nicht aus?
Kreativität entsteht durch den Umgang mit kreativen Menschen. Ich habe das große Glück, privat wie beruflich, besonders viele außergewöhnliche Geister in meiner Nähe wissen zu dürfen, die mich motivieren und inspirieren. Zudem scheint mein Verdrängungsmechanismus nicht so zu funktionieren, wie bei anderen Menschen. Ich würde mir manchmal wünschen, einen weniger paranoiden Blick auf Alltagssituationen zu haben, wie etwa wenn mich mein Postbote bittet, ein Paket für einen mir unbekannten Nachbarn anzunehmen, und ich unweigerlich denken muss, mit dem Paket das Grauen in mein Heim zu lassen. Ob meine zukünftigen Ideen dann wieder das Zeug zu einem Top-Bestseller haben, wie Sie es nennen, kann ich natürlich nicht vorhersagen. Das liegt einzig und allein an den Leserinnen und Lesern, denen ich für ihren enormen Zuspruch unglaublich dankbar bin.
Zu welcher Tageszeit schreiben Sie am liebsten?
Das ist mir eigentlich egal, da ich beim Schreiben ohnehin jedes Zeitgefühl vergesse.
Manch‘ Kritiker sagt, Ihre Thriller seien zu blutrünstig – was entgegnen Sie?
So pauschal ist das nicht richtig, denn ich habe sogar schon Thriller geschrieben, die komplett ohne eine Leiche auskommen. Allerdings habe ich auch keine Scheu, so genannte Tabuthemen aufzugreifen wie Kindesmisshandlung oder wie häusliche Gewalt in meinem aktuellen Buch 'Der Heimweg'. All diese Massendelikte haben leider eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz. Jede vierte Frau zum Beispiel ist in Deutschland von sexualisierter Gewalt in der Partnerschaft betroffen. Alle schrecklichen Erlebnisse, die ich in 'Der Heimweg' skizziere, basieren im Kern auf Taten, dir mir Opfer geschildert haben.
Sie haben dieses Jahr eine Charity-Aktion gestartet. Warum war Ihnen das wichtig?
Ich hatte während des ersten Lockdowns große Sorge um den stationären Buchhandel, der schon vor seiner Zwangspause zum Teil mehr durch die Liebe und Leidenschaft engagierter Buchhändlerinnen und Buchhändler, als durch gewaltige Umsätze am Leben erhalten wurde. Aus diesem Grund habe ich gemeinsam mit meinen Social-Media-Followern eine Charity-Anthologie ins Leben gerufen, die unter dem Titel 'Identität 1142' jetzt schon wochenlang in der Bestsellerliste steht. Das freut mich deshalb so sehr, da alle Gewinne dieses Buches dem 'Sozialwerk des Deutschen Buchhandels' zu Gute kommen, und damit unverschuldet in Not geratenen Buchhändlerinnen und Buchhändlern. Der Buchhandel in seiner Vielfalt ist für mich ein absolut schützenswertes Kulturgut. Hier werden neue Autorinnen und Autoren empfohlen, hier finden Lesungen statt, hier sind Cover nicht nur kleine Briefmarken auf dem Bildschirm, sondern sehr oft regelrechte Kunstwerke, die man gerne 'begreift'. Nur drei von tausenden von Gründen, weshalb mir der Erhalt des stationären Buchhandels so wichtig ist.
Worum dreht sich Ihr nächster Thriller?
Ich darf nur sagen, dass bei dem Thriller, an dem ich gerade schreibe, Musik ein zentrales Thema sein wird. Wenn ich mehr verrate, werde ich wieder geknebelt und in ein fensterloses Loch gesperrt. Mein Verlag ist da sehr rabiat.
(Fragen: Matthias Glatthor)
"Der Heimweg" ist nicht der einzige Fitzek-Titel, der es in unsere Jahrescharts schafft. Die TB-Ausgabe von "Der Insasse" (Knaur Tb.) belegt in der Taschenbuchliste den zweiten Platz. In der Krimiliste ist Fitzek mit diesen beiden – auf Platz Eins und Drei – sowie "Das Geschenk“ (Droemer) auf Platz 23 zu finden. Insgesamt stehe man mit allen Fitzek-Bänden aktuell bei einer Gesamtauflage von gut über 13 Millionen Exemplaren, so Katharina Ilgen.
Statistisches zur Belletristik-Liste (Hardcover): Die Holtzbrinck Buchverlage und die Hanser Verlage sind mit jeweils fünf Titel in den Top 25, vier kommen von Bonnier-Verlagen, jeweils drei von der Penguin Random House Verlagsgruppe und Bastei Lübbe, zwei von Diogenes und jeweils einer von Dumont, Matthes & Seitz Berlin und Suhrkamp. 17 Titel stammen von Autoren (dabei zweimal von einem Autorenduo), acht von Autor*innen.