Im Februar 2020 startete das polnische Erotikdrama "365 Tage" in Polen im Kino und wurde international ab Juni durch Netflix verwertet – in zahlreichen Ländern, darunter Deutschland, schaffte es der Streifen bei Netflix in die Top Drei der meistgesehenen Filme. Das Urteil des Publikums fiel auf filmstarts.de gespalten aus, die Lesestimmen reichten von "absolut langweiliger Softporno mit ultra flachen Dialogen" über "dass es solche Filme noch nach der #Metoo-Debatte gibt, ist eine Schande", bis "zum dahinschmelzen".
Die teils explizite Erotikstory, die Erinnerungen "Fifty Shades of Grey" wachruft, basiert auf einer Roman-Trilogie (2018/19) von Blanka Lipińska. In Polen verkaufte sich die Trilogie laut Verlag über 1,5 Millionen Mal. Der erste Band der deutschen Ausgabe, "365 Tage", ist am 28. Dezember bei Blanvalet erschienen – und springt von Null auf Platz Eins in unseren Paperback-Charts (Belletristik). Zum Inhalt: Die polnische Hotelmanagerin Laura will mit Freunden ihren 29. Geburtstag auf Sizilien feiern, dort enttäuscht sie ihr mitgereister Freund Martin – stattdessen begegnet sie dem jungen Mafiaboss Don Massimo Torricelli (der Sex als Machtdemonstration ausübt, wenn man in die Leseprobe hineinliest). Dieser lässt Laura auf sein luxuriöses Anwesen entführen und macht ihr das titelgebende Angebot: Sie soll 365 Tage bleiben, und wenn sie sich bis dahin nicht in ihn verliebt, darf sie wieder gehen. Ob dieser freiheitsberaubenden Ausgangslage ein fragwürdiger Plot.
Die weiteren Bände werden von Blanvalet bereits angekündigt: "365 Tage – Dieser Tag" (19. April) und "365 Tage mehr" (20. September).
An der Spitze der Hardcover-Charts steht erneut Sebastian Fitzek mit "Der Heimweg" (Droemer) – und das seit nunmehr zehn Wochen. Auch in unseren Jahrescharts 2020 holte er sich den ersten Platz damit.
Dichter an ihn herangerückt ist wieder Dirk Rossmann mit seinem Öko-Thriller "Der neunte Arm des Oktopus" (Lübbe), wie in der Vorwoche steht er auf dem zweiten Platz. Zum Erfolg hat sicher der Verkauf in den Rossmann-Märkten und die massive Werbung beigetragen – aktuell etwa durch einen Prime-Time-Spot direkt vor der ARD-Tagesschau um 20 Uhr. Am 5. Januar wurde zudem bekannt, dass Rossmann 3,05 Prozent Anteile an Bastei Lübbe erworben hat:
Neu gelangen drei Titel in die Hardcover-Charts:
Platz 4: "Weil ich es wert bin!" (Inderleicht) von Biyon Kattilathu. Im Buch versammelt der Speaker und Lebenslehrer "101 Herzensgedanken für Sie" in lyrischer Form. Mit "Der Rikscha-Fahrer, der das Glück verschenkt" (Gräfe und Unzer, 2019) hatte er schon bei den Ratgebern einen Bestseller gelandet. Mehr über ihn unter: https://biyon.de/
Platz 11: "An Liebe stirbst du nicht" (Nagel & Kimche) von Géraldine Dalban-Moreynas. Eine 30-jährige Journalistin, die kurz vor ihrer Hochzeit steht, und ein gleichaltriger Consultant, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter, beginnen unausweichlich eine Affäre. Eine Amour fou, die es offenbar in sich hat: Der Debütroman um eine alltägliche Geschichte sei "ein kleines Juwel", hieß es bei Télé 2, und Christine Westermann meinte im November: "Wenn ich demnächst wieder nach meinen zehn Lieblingsbüchern in diesem Jahr gefragt werde, gehört dieser Roman unbedingt dazu." 2019 wurde dieser in Frankreich mit dem Prix du Premier Roman ausgezeichnet.
Platz 17: "Die Unverhofften" (Suhrkamp) von Christoph Nußbaumeder. Auch das ein Debütroman. Der preisgekrönte Dramatiker legt eine im Bayerischen Wald angesiedelte Familiensaga über vier Generationen vor – von 1899 bis in die Gegenwart.
In einem Verlags-Video liest Nußbaumeder aus seinem Roman: