tonies SE mit Jahresbilanz 2021

15,5 Millionen Tonies verkauft

6. Mai 2022
Redaktion Börsenblatt

Im Geschäftsbericht meldet tonies SE ein sattes Umsatzplus und Verkaufsrekorde für 2021. Dem gegenüber steht ein negatives Gesamtergebnis, verursacht durch Investitionen und steigende Kosten. Diese will man auch durch Erhöhung der unverbindlichen Preisempfehlungen ab 1. Mai abfedern. Den Aktienkurs hat dies zunächst nicht beflügelt.

"2021 war ein sehr aufregendes Jahr für uns", resümieren Patric Faßbender und Marcus Stahl (jeweils Mitgründer & Vorstand von tonies SE) in ihrem ersten Aktionärsbrief zu Beginn des tonies SE Geschäftsberichts 2021 vom 28. April. Trotz erheblichem makro- ökonomischem Gegenwind habe man über 1 Million Tonieboxen und über 15 Millionen Tonies-Figuren verkauft. Die Erwartungen in allen Ländern seien übertroffen worden. Das spiegelt sich in der Gesamtvergütung der beiden, die auf jeweils knapp über 390.000 Euro für das vergangene Jahr gestiegen ist (2020 waren es knapp über 300.000 Euro).

  • Das Umsatzplus gegenüber 2021 von 39,7 Prozent auf 188 Millionen Euro, wird an der Börse jedoch nicht goutiert: Der Aktienkurs ist von 5,44 Euro (29. April) auf 4,76 Euro (6. Mai) gefallen.

Der Hauptteil der rund 188 Millionen Euro Umsatzerlöse wurde in der DACH-Region erwirtschaftet: 80 Prozent oder 151 Millionen Euro. Den Löwenanteil davon trägt Deutschland mit 92,3 Prozent bei. Im DACH Bereich hat der Umsatz laut Bilanz um 20 Prozent gegenüber 2020 zugelegt. Das habe gezeigt, dass es "auch in diesem reifen Markt noch Raum für weiteres Wachstum gibt".

Aber auch des internationale Geschäft nehme Fahrt auf: In den USA wurden im ersten vollen Geschäftsjahr 20 Millionen Euro Umsatzerlöse erzielt. In Großbritannien (inklusive Irland) sind die Umsatzerlöse um mehr als 150 Prozent auf 15 Millionen Euro gewachsen. In Frankreich wurde das Geschäft im September 2021 gestartet und wurde "sehr gut von unseren Kunden aufgenommen", so Faßbender und Stahl. Dieser Markt habe einen Beitrag von über 1 Million Euro zu den Umsatzerlösen der Gruppe beigetragen. 2021 wurden damit bereits 19 Prozent der Umsatzerlöse in internationalen Märkten erzielt, vergleichen mit 7 Prozent (2020).

Zudem hätten Online-Kanäle weiter an Bedeutung gewonnen. So wurden etwa 26 Prozent der (Brutto-)Umsätze der Gruppe 2021 online erzielt, etwa 15 Prozent waren es 2020. Als einen Grund nennen die beiden Co-CEOs die Maßnahmen der Corona-Pandemie, "die die Möglichkeit zum Einkauf im stationären Handel, unserem umsatzstärksten Kanal, eingeschränkt hat".
 

Expansion soll fortgesetzt werden

Beim Abschnitt "Vision der nächsten Jahre", führen Faßbender und Stahl die Expansion in ausgewählte Kernregionen als eine wichtige strategische Säule auf. Konzentrieren will man sich auf:

  • DACH: Hier soll die führende Marktposition als die Audio-Plattformmarke für Kinder weiter ausgebaut und erhalten werden. Das erfolgreiche, profitable DACH-Geschäft diene als Blaupause für das internationale Wachstum.
  • USA: Die Erweiterung von Marktanteilen im größten, noch unerschlossenen Markt für Tonies soll beschleunigt werden.
  • UK: Die starke Position auf dem Markt soll weiter ausgebaut werden, um das gesamte Marktpotenzial für Tonies zu nutzen.
  • Frankreich: Nach dem  erfolgreichen Markteintritt soll "eine bedeutende Position" aufgebaut werden.
  • International: "Wir werden uns darauf konzentrieren, die nächsten, kleineren Marktchancen neben unseren Kernregionen zu ergreifen, die ein gesundes Chancen-Investitions-Verhältnis aufweisen"

Zahlen 2021 (Veränderung zu 2020):

  • Umsatzerlöse: 188,0 (plus 39,7 Prozent). Zum Vergleich 2020: 134,6 Millionen Euro (plus 32,4 Prozent zu 2019)
  • Adj. EBITDA (in Millionen Euro): minus 15,2 (minus 14,9)
  • 1.082.000 Tonieboxen wurden verkauft (plus 17,4 Prozent)
  • 15,5 Millionen Tonies wurden verkauft (plus 39,5 Prozent)
  • Anteil des Online-Umsatzes: 2021: 25,5 Prozent – 2020: 15,5 Prozent
  • Bruttogewinn: 101,8 Millionen Euro (plus 50,8 Prozent)
  • Bruttogewinn nach Lizenzaufwendungen: 66,5 Millionen Euro (plus 52,8 Prozent)
  • Deckungsbeitrag: 40,0 Millionen Euro (plus 50,5 Prozent)
  • Gesamtergebnis: minus 241,1 Millionen Euro (2020: minus 18,1 Millionen Euro)
  • Mitarbeitende (zum Stichtag 31. Dezember): 354 (2020: 240)

Seit der Einführung des Produkts Ende 2016 hat tonies nach eigenen Angaben 3,5 Millionen Tonieboxen und über 40 Millionen Tonies verkauft.

Gesamtergebnis im roten Bereich

Das Gesamtergebnis liegt 2021 bei minus 241,1 Millonen Euro, nach minus 18,1 Millionen Euro 2020. Mehrkosten haben laut Bilanz etwa verursacht:

  • Lizenzaufwendungen: Diese beliefen sich 2020 auf 17,2 Prozent der Umsatzerlöse und auf 18,7 Prozent 2021.
  • Personalaufwendungen: Diese stiegen von 15,6 Millionen Euro (2020) auf 36,4 Millionen Euro (2021). Wesentlicher Treiber dafür seien Investitionen in weiteres internationales Wachstum direkt in den lokalen Märkten sowie ein Ausbau zentraler Funktionen wie Technology und Operations im Headquarter.
  • Börsengang: Dadurch gestiegene Anforderungen führten zu höheren Kosten, vor allem in den Bereichen Finance und Legal.
  • Sonstige Aufwendungen: Diese sind von 35,8 Millionen Euro (2020) auf 277,9 Millionen (2021) angestiegen. Der größte Teil ist auf Effekte im Zusammenhang mit dem Unternehmenszusammenschluss (hauptsächlich dessen buchhalterische Behandlung) zurückzuführen, die sich auf 214,1 Millionen Euro belaufen. Ohne diese Einmaleffekte würden sich die verbleibenden Sonstigen Aufwendungen auf 63,7 Millionen Euro belaufen. Außerdem enthält diese Position eine Reihe an verschiedenen Ausgaben, unter anderem Logistikkosten, weitere umsatzabhängige Kosten, Marketing und weitere operative Kosten, die alle jeweils im Rahmen des weiteren internationalen Wachstums gestiegen sind.

Insgesamt beurteilt die Geschäftsführung die wirtschaftliche Lage des Konzerns dennoch als gut. Insbesondere ergebe sich durch die Zuflüsse im Zusammenhang mit dem Börsengang eine solide Liquiditätssituation zur Unterstützung des weiteren Wachstumskurses der Gruppe.

Ausblick: 250 Millionen Euro Umsatzerlöse erwartet

Für 2022 erwartet tonies SE laut Geschäftsbericht ein weiteres starkes Wachstum der Umsatzerlöse auf insgesamt 250 Millionen Euro. Diese soll vor allem durch Ergänzungen im Portfolio der Tonies sowie durch internationale Expansion getrieben werden, insbesondere in den USA wo ein Wachstum von 20 Millionen Euro (2021) auf 52 Millionen Euro (2022) geplant ist.

Neben einem Ausbau der schon sehr starken Präsenz im profitablen DACH-Markt sollen auch die internationalen Märkte auf Basis signifikanter Investitionen weiter verstärkt werden. Dies betreffe insbesondere die bereits aktiv bearbeiteten Märkte in den USA, im Vereinigten Königreich und Irland sowie Frankreich.

Gleichzeitig werde aktuell über einen EU-weiten Webshop eine Expansion in weitere EU-Länder vorbereitet. Der Online-Shop startete am 25. April 2022. Unter tonies.com/en-eu kann nun auch aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Spanien und Portugal bestellt werden.

Weitere Potentiale zur Umsatzsteigerung sieht das Unternehmen im digitalen Angebot mytonies sowie in den Tonies-Originals Eigenproduktionen.

Ein großangelegtes Einkaufsprojekt im Bereich Supply Chain 2020 und Anfang 2021 habe zu besseren Konditionen geführt. Sowohl im Bereich der Tonieboxen sowie bei den Tonies konnten erhebliche Einsparpotentiale identifiziert werden. Abkommen mit neuen Lieferanten und alternativen Bezugsquellen wurden zu
einem wesentlichen Teil schon 2021 implementiert. Teilweise negative Effekte habe es durch die Anpassung an den Beschaffungs- und Logistikmärkten gegeben, die auch 2022 noch zu Kostenbelastungen führen werden.

Teile der höheren Input-Kosten will das Unternehmen an die Kunden weitergeben. So hat man beispielsweise in Deutschland die unverbindlichen Preisempfehlungen für Tonieboxen, Tonies und die anderen Produkte per 1. Mai 2022 angepasst. Die UVPs für Tonieboxen wurden von 79,95 Euro auf 99,95 Euro und die für Content Tonies von 14,99 Euro auf 16,99 Euro erhöht. Ähnliche Maßnahmen seien zum Teil in anderen Ländern geplant.

Für die Adjusted EBITDA Marge gehe man für 2022 insgesamt von einer leichten Verbesserung gegenüber 2021 aus. Es bestünden allerdings weiterhin Unsicherheiten aufgrund der dynamischen geopolitischen Situation und der derzeitigen Spannungen an den Rohstoff- und Beschaffungsmärkten, die zu Unsicherheit in der Prognose führen.

Das Ergebnis des ersten Quartals 2022 lässt tonies SE jedenfalls hoffen, das Ziel zu ereichen: Das Wachstum habe auf einem ähnlichen Niveau gelegen, wie für das Gesamtjahr 2022 geplant.

Konzernstruktur

tonies SE (vormals 468 SPAC I SE), seht an der Spitze des Konzerns. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in der 9, Rue de Bitbourg, L-1273 Luxemburg, Luxemburg, steht im Geschäftsbericht. Der Handel mit den neuen öffentlichen Aktien wurde am 29. November 2021 aufgenommen.

Die tonies SE hielt per 31. Dezember 2021 insgesamt 100 Prozent an der tonies Holding GmbH die wiederum 86,4 Prozent an der tonies Beteiligungs GmbH hielt, während die verbleibenden 13,6 Prozent der tonies Beteiligungs GmbH direkt von der tonies SE gehalten werden. Diese Unternehmensstruktur ist das Ergebnis des Unternehmenszusammenschlusses.

Die tonies Beteiligungs GmbH hält wiederum die tonies GmbH (vormals Boxine GmbH), die das operative Geschäft des Konzerns in der DACH-Region sowie alle zentralen Funktionen betreibt und gleichzeitig Mutterunternehmen für die internationalen Tochtergesellschaften ist. Das operative Geschäft in den USA wird von der tonies US Inc. (vormals Boxine US Inc.), jenes in Frankreich von der tonies France SAS (vormals Boxine France SAS) betrieben. Die tonies UK Ltd (vormals Boxine UK Ltd) agiert als Vertriebsgesellschaft für die Märkte in UK und Irland.

Um die Komplexität der Konzernstruktur zu reduzieren, wurde diese im März 2022 dahingehend anpasst, dass die tonies Beteiligungs GmbH fortan eine 100 Prozent-Tochter der tonies Holdings GmbH ist. Aus Sicht der tonies SE haben sich die Beteiligungsverhältnisse innerhalb des Konzerns dadurch nicht verändert.

Der komplette Geschäftsbericht findet sich: hier.