Wie für viele andere Vertreter meiner Generation sind Bücher aus dem Suhrkamp Verlag Teil der persönlichen Bio-Bibliographie – oder sollte man eher sagen: Biblio-Biographie? – geworden und aus dieser nicht wegzudenken.
Schon auf dem Gymnasium gehörten Brechts "Galilei" oder "Der Kaukasische Kreidekreis", aber auch Ulrich Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W.", alle aus der edition suhrkamp, zum Repertoire.
Ein ganz besonderes Buch aus der edition, das ich mir ganz privat gekauft hatte, wahrscheinlich kurz vor dem Abitur, war der "Tractatus logico-philosophicus" von Ludwig Wittgenstein (mit der niedrigen Nummer 12) – ein Buch, das schon immer von einem Mythos umweht war, und dessen mathematische Klarheit und messerscharfen Sätze den jungen Verstand herausforderten. Sätze wie "Die Welt ist alles, was der Fall ist" (erster Satz) und "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen" (letzter Satz) haben eine Wucht, die Weltbilder erschüttern kann. Dazwischen sind viele weitere Sätze und logische Operatoren, die ich bis heute wahrscheinlich nie ganz verstanden habe.
Dabei kommt Wittgensteins Buch scheinbar harmlos daher: "Dieses Buch wird vielleicht nur der verstehen, der die Gedanken, die darin ausgedrückt sind – oder doch ähnliche Gedanken – schon selbst einmal gedacht hat. – Es ist also kein Lehrbuch. – Sein Zweck wäre erreicht, wenn es einem, der es mit Verständnis liest, Vergnügen bereitete", sind die einleitenden Sätze des Vorworts.
Das Exemplar, das ich mir als Schüler kaufte, kam irgendwann abhanden. Als Student kaufte ich mir ein zweites Exemplar, in das ich notierte: "Zweitanschaffung".
Ich würde Günther Eich, Fünfzehn Hörspiele dazulegen, aufregend alle, und bisschen creepy.