Zeitschrift mit Buchhandlung

Berliner Buchhandlungen haben oft sprechende, nicht selten kryptische Namen: Nur einen Steinwurf von Viel Gluck mit die Bücher, Peter Grafs Indie-Refugium, findet sich, wo die von Gründerzeitbauten gesäumte Winsstraße auf die grüne Wand des Leise-Parks stößt, Einar & Bert. Eine Sesamstraßen-Verballhornung? Nein, Deutschlands einzige Theaterbuchhandlung, vor zehn Jahren eröffnet, verneigt sich so vor den beiden Bühnen-Heroen Einar Schleef und Bertolt Brecht. Architektonisch ist der 80-Quadratmeter-Laden ein Hingucker, der auch Bühnenbild-Teile von Frank Castorfs legendärer Inszenierung von Molières "Geizigem" verwendet. Am Ladentresen ein Hauch Theaterkantine, dort lässt sich auch ein guter Espresso schlürfen.

Die gute Hälfte der auf 200 laufenden Regalmetern präsentierten Bücher sind Fachtitel, die des eigenen Hauses bilden dabei nur einen kleinen Anteil: Neben Theaterliteratur werden auch angrenzende Bereiche wie Musikwissenschaft, Oper, Musiktheater oder Tanz vorgehalten. Opulente Bildbände zu Bühnenbildnern treffen auf Schwerpunkte wie Theaterhäuser, Festivals, Puppentheater oder Performance. Im europäischen Rahmen können da allenfalls Läden in London oder der Shop im Internationaal Theater Amsterdam (ITA) mithalten. Wahrscheinlich sieht man deshalb so viel internationale Kundschaft; Südkoreaner oder Japaner kommen gezielt ins Winsviertel – und verlassen den Laden üblicherweise mit kiloschweren Taschen. Daneben steht Einar & Bert aber auch denen offen, die zum nächsten Tag für die Schule "Woyzeck" lesen müssen – und funktioniert als Kiezbuchhandlung: Es gibt handverlesene Kinder- und Jugendliteratur und ein feines Belletristik-Sortiment. 2022 gab’s für dieses Konzept den Deutschen Buchhandlungspreis.