Umfrage unter Parteien in Österreich zur Nationalratswahl

Was braucht die österreichische Buchbranche?

20. September 2024
von Börsenblatt

Der Wiener Blogger Lukas Pellmann hat sechs zur Nationalratswahl in Österreich (29. September) antretende Parteien zu ihren Plänen für die Literaturbranche befragt. Drei von ihnen haben geantwortet. 

Screenshot von der Blog-Seite

Auf seinem Blog "Books in Vienna" thematisiert Lukas Pellmann alles rund ums Lesen in Wien. "Ob Buchhandlungen oder Buchbinder*innen; ob Orte, an denen es sich gut lesen lässt oder Leser*innen; ob Bibliotheken, Autor*innen oder Wien-Bücher – all diesen Plätzen, Büchern und Menschen ist dieser Blog gewidmet", schreibt er auf booksinvienna.at.

Anlässlich der am 29. September stattfinden Nationalratswahl in Österreich hat er einen Fragenkatalog an die kulturpolitischen Sprecher:innen der Parteien geschickt, die sich laut Umfragen Hoffnung auf Einzug in den Nationalrat machen können. Drei von Ihnen habe ihm ihre Antworten geschickt. Nicht geantwortet haben die Bierpartei, Die Volkspartei (ÖVP) und NEOS.

Eva Blimlinger (Die Grünen) zählt in ihrer Antwort einige Maßnahmen auf, die sie zur Stärkung der heimischen Literaturbranche umsetzen würde. Darunter nennt sie die Senkung der Mehrwertsteuer, die Abgeltung der Urheber:innenrechte bei KI, die Stärkung der Bibliotheken durch die Umsetzung des Büchereientwicklungsplan des Bundes und den Ausbau der Literaturstipendien, der Verlags- und Buchhandlungsförderungen sowie der Förderung für Übersetzungen. Weiterhin hält sie, hiernach zusätzlich gefragt,  die dauerhafte Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Bücher von 10 auf 5 Prozent für sinnvoll und wünschenswert und dass sie gemeinsam mit digitalen und analogen Medienprodukten umgesetzt werden sollte.

Auf die Frage, wie die Lesekompetenz von Kindern gefördert werden könne, sagt sie, dass dies ohnehin in Schulen und durch spezielle Projekte, wie zum Beispiel die Lesepat:innen, geschehe. Diese oder vergleichbare Projekte sollen ausgebaut und in ganz Österreich in allen Schulen für 10 bis 14 jährige Kinder durchgeführt werden. Außerdem erwähnt sie #booktok als gelungenes Beispiel um Jugendliche zu Büchern zu bringen.

Nikolaus Kohlberger (KPÖ), antwortet, dass die Erhöhung der Verlagsförderung unter Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer beibehalten und ausgebaut werden und überwiegend an kleine und unabhängige Verlage ausgeschüttet werden solle, damit die vielfältige und diverse Verlagsszene Österreichs weiter in hoher Qualität verlegen kann und gute Arbeitsplätze in der Buchbranche abgesichert und geschaffen werden können. Zur Absicherung unabhängiger Buchhandlungen als kultureller Nahversorger soll sich die öffentliche Hand gegen den Verdrängungswettbewerb und gegen den zunehmenden Leerstand in den Stadtzentren einsetzen und für diesen Zweck Fördermittel bereitstellen. Außerdem sollen gerechte Entlohnung in den unterschiedlichen Kultursparten unbedingt weiterverfolgt und ausgebaut werden. Lesereisen von den Hauptstädten bis in die Provinz und hinterste Täler sollen gefördert werden, Kultur auch verstärkt auf und ins Land gebracht werden. Die dauerhafte Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Bücher von 10 auf 5 Prozent befürwortet auch Kohlberger, da sie zur Zugänglichkeit von und Teilhabe an Bildung beitrage.

Die Freude am Lesen solle durch den Ausbau der Plätze in der Elementarpädagogik verbessert werden. Bücherbusse in abgelegenen Landgemeinden, erweiterte Öffnungszeiten öffentlicher Bibliotheken und ein Bundeskulturgutschein für Jugendliche zum 16. Geburtstag sieht er als weitere Maßnahmen zur Förderung von Lesekompetenz.

Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), erklärt, die SPÖ unterstütze die Buchpreisbindung, die Verlagsförderung, die Auslandsmesseförderung und weitere Maßnahmen, die die Buchbranche stärken, und wolle diese auch weiter ausbauen. Ihr Programm zur Stärkung von Kunst und Kultur umfasse beispielsweise die Sicherung der Kunstfreiheit in Österreich, die Verankerung von Kultur als Staatziel in der Bundesverfassung, die Einrichtung eines eigenen Kulturministeriums, ein umfassendes Paket für Fair Pay und bessere soziale Absicherung für Künstler:innen und ein transparentes, vereinfachtes, stärker auf Fair Pay ausgerichtetes Fördersystem. Die Mehrwertsteuer-Senkung im stationären Handel sieht sie als eine von mehreren Maßnahmen, um Arbeitsplätze zu sichern und den Wettbewerbsnachteil des Einzelhandels gegenüber international agierenden Konzernen wie Amazon auszugleichen.

Wichtig finde sie die frühe Leseförderung, etwa durch Lesepatenschaften, bei denen Ehrenamtliche in Schulen oder Kindergärten vorlesen. Sie setze sich für eine tägliche Kreativeinheit in Schulen ein, um die Freude am Lesen zu wecken und die Lesekompetenz nachhaltig zu stärken.

Wie die Kandidat:innen ausführlich geantwortet haben, welche Bücher sie als letztes gelesen und welche sie politisch geprägt haben und ob sie eine Lieblingsbuchhandlung in Wien haben kann auf dem Blog "Books in Vienna" gelesen werde.