Deutscher Verlagspreis (2): Donata Kinzelbach

Verliebt in die Literatur des Maghreb

10. Oktober 2024
von Olivia Zielke

Tunesien, Algerien und Marokko – das sind die Fachgebiete des Donata Kinzelbach Verlags. Für die Zusammenarbeit mit den Autor:innen reist die Verlegerin jährlich in die Vereinigten Emirate. Warum sie sich für Frauenstimmen einsetzt und Lizenzen am liebsten per Handschlag abgeschlossen würden, berichtet sie hier.  
 

Donata Kinzelbach auf der Buchmesse

84 Gewinner des Deutschen Verlagspreises stehen seit dem 27. September 2024 fest. Wer von ihnen einen der drei Spitzenpreise erhält, wird bei der Preisverleihung am 16. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse verkündet - unter ihnen der Donata Kinzelbach Verlag.  

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Verlag zu gründen?

Schon während meines Literaturwissenschaftsstudiums habe ich gescherzt, dass ich einen Verlag gründen werde, aber ich dachte nie, dass daraus mal Ernst wird. Ich habe mich damals sehr in die Maghreb-Literatur verliebt und mich daher auch auf Werke aus diesen Gebieten fokussiert. 1987 habe ich dann in Mainz meinen Verlag gegründet. Meine ersten drei Bücher, die ich verlegt hatte, waren ein voller Erfolg. Es lief wie geschnitten Brot. Ich war nur noch am Bücher einpacken. 

Kennen Sie noch weitere Verlage, die sich mit Literatur aus diesen Ländern beschäftigen?

Maghreb ist in Deutschland ein Nischenthema und mein Verlag ist landesweit der Einzige, der sich auf Länder im Nordwesten Afrikas spezialisiert hat. Ich arbeite mit den besten Autor:innen aus Maghreb zusammen – darunter Rachid Boudjedra und Mohammed Dib

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Ihrem Verlag und den Autor:innen aus Maghreb aus?

Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Büchern – auch jährlich vor Ort auf der drittgrößten internationalen Buchmesse Schardscha in den Vereinigten Emiraten. Dort kennt mich fast jede:r aus der Literaturszene und ich werde sehr geschätzt von den Autor:innen. Ich engagiere mich zudem stark für die Frauenstimmen aus diesen Ländern. Mir ist es wichtig, weibliche Autorinnen zu verlegen, da der Stellenwert der Frau im Maghreb leider noch ein anderer ist als hier in Deutschland. 

Wie viele Bücher verlegen Sie jährlich?

Ich schaffe etwa fünf bis sechs Titel pro Jahr, manchmal auch mehr.  

Sind Sie allein im Verlag tätig?

Was die reine Verlagsarbeit angeht, ja. Um gute Bücher verlegen zu können, braucht man aber gute Übersetzer:innen und darauf lege ich sehr großen Wert. Meine Übersetzer:innen, die aus dem Arabischen oder Französischem übersetzen, sind mir heilig, sie sind die Stimmen der Autor:innen. An ihnen würde ich nie sparen. 

Wo kaufen Sie die Lizenzen für ein Buch ein - und wo verkaufen Sie die übersetzten Bücher?

Der Einkauf gehört zu meinen liebsten Anekdoten: In Maghreb ist alles sehr viel einfacher und unkomplizierter. Wenn es nach den Maghrebiner:innen ginge, würden sie die Lizenzverträge am liebsten auf der Messe beim Kaffee mit einem Handschlag abschließen. Ihnen habe ich auch meine Gelassenheit bei der Arbeit zu verdanken. Aber natürlich brauche ich in Deutschland einen schriftlichen Vertrag für die Steuer. Die Lizenzen kaufe ich also vor Ort auf der Messe. Die fertig übersetzten Bücher verkaufe ich meist auf Messen oder über meine Homepage, im stationären Handel eher weniger.  

Ist der Deutsche Verlagspreis Ihre erste Auszeichnung?

Nein, bereits im Jahr 2000 habe ich den Medienpreis ´Mohammed Nafi Tschelebi´ des Zentralinstituts Islam-Archiv für mein interkulturelles Wirken erhalten sowie 2008 das ´Bundesverdienstkreuz´ für mehr als 20 Jahre Vermittlung zwischen Kulturen.  

Wofür wollen Sie das Preisgeld verwenden?

Das Preisgeld fließt in den Ankauf von Rechten und in die Übersetzungsleistungen.