Evangelische Publizistik

Umstrittenes Buch „Angst, Politik, Zivilcourage“ vom Markt genommen

10. November 2023
Redaktion Börsenblatt

Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) reagiert auf umstrittene Inhalte in einem seiner Bücher: Das Buch „Angst, Politik, Zivilcourage“ wird aus dem Handel genommen.

Ein Stapel Bücher ohne Umschlag vor blau-rotem Hintergrund

Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) hat angekündigt, das Buch „Angst, Politik, Zivilcourage“ aus dem Handel zu nehmen. Dies geschehe nach einer eingehenden Prüfung, die erhebliche Bedenken gegen den Inhalt des Buches ergeben habe. Das GEP, das sich nach eigenen Angaben für eine demokratische, gerechte, nachhaltige und friedliche Gesellschaft einsetzt, sieht mit der Publikation eine rote Linie überschritten.

Die Problematik des Buches, das in der Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig (EVA) erschienen ist, wurde kürzlich von Prof. Kristin Merle und Hans-Ulrich Probst in der evangelischen Zeitschrift „Zeitzeichen“ aufgezeigt. Sie weisen darauf hin, dass wesentliche Passagen des Buches demokratiefeindliche, geschichtsrevisionistische, verschwörungsideologische und antisemitische Narrative stützen.

Besonders bedenklich seien Aussagen in dem Buch, die in direktem Widerspruch zu den Standards evangelischer Publizistik stünden und die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten. Dazu gehört explizit eine zutiefst antisemitische Äußerung, die die Opfer der Terroranschläge auf die Olympischen Spiele 1972 in widerwärtiger Weise diffamiert. Das GEP verurteile solche Angriffe auf das Schärfste und habe die Angehörigen der Opfer um Entschuldigung gebeten, teilte das Medienhaus am Mittwoch (8. November) in Frankfurt mit.

Evangelische Publizistik: Buch „Angst, Politik, Zivilcourage“ überschreitet rote Linien

Problematisch sei auch die offene Unterstützung rechtsextremer Medien und antisemitischer Verschwörungsportale, die im Buch als „Gegenöffentlichkeit“ dargestellt werden. Das GEP betont, dass es sich bei diesen Inhalten um klare Grenzüberschreitungen handelt, die nicht nur für eine funktionierende Demokratie, sondern auch für den Diskurs innerhalb der evangelischen Gemeinschaft unerlässlich sind.

Angesichts dieser schwerwiegenden Bedenken haben die Gesellschafter der EVA, die GEP und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), beschlossen, das Buch sofort vom Markt zu nehmen. Dieser Schritt, der als unumgänglich und nicht als Eingriff in die Meinungsfreiheit angesehen werde, sei ein Novum in der über 50-jährigen Geschichte des GEP.

Die GEP kündigte zudem eine gründliche Aufarbeitung des Vorfalls an, bei der die Standards der evangelischen Publizistik und das hohe Gut der Meinungsfreiheit im Vordergrund stehen sollen. Das Unternehmen betont die Bedeutung einer konstruktiven Fehlerkultur und sieht in der Veröffentlichung des Buches „Angst, Politik, Zivilcourage“ einen schweren Fehler, aus dem es zu lernen gelte.