Manchmal komme es ihm so vor, "als würde die Welt, wenn sie beobachtet, was sich da seit sechs Monaten im Osten Europas abspielt, von Wörtern und Begriffen Gebrauch machen, die das, was passiert, schon längst nicht mehr erklären können", so Zhadan: "Was zum Beispiel meint die Welt – ich weiß um das Irreale und Abstrakte der Bezeichnung, habe sie aber hier bewusst gewählt –, wenn sie den Frieden zu einer Notwendigkeit erklärt?"
Auch die Menschen in der Ukraine würden sich nichts sehnlicher wünschen als das Ende des Krieges, der Gefechte, die Rückkehr zur Normalität. Dennoch würden sie oft hellhörig, wenn europäische Intellektuelle und Politiker den Frieden zu einer Notwendigkeit erklärten: "Nicht etwa, weil sie die Notwendigkeit des Friedens verneinen, sondern aus dem Wissen heraus, dass Frieden nicht eintritt, wenn das Opfer der Aggression die Waffen niederlegt."
Zhadans eindringliche Warnung in der Paulskirche: „Wenn wir jetzt, im Angesicht dieses blutigen, dramatischen und von Russland entfesselten Krieges über Frieden sprechen, wollen einige eine simple Tatsache nicht zur Kenntnis nehmen: Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden."
Es gebe vielleicht verschiedene Formen eines eingefrorenen Konflikts, zeitweilig besetzte Gebiete, "Zeitbomben", getarnt als politische Kompromisse, "aber Frieden, echten Frieden, einen Frieden, der Sicherheit und Perspektive bietet, gibt es leider nicht", machte der Friedenspreisträger deutlich: "Wir unterstützen unsere Armee nicht deshalb, weil wir Krieg wollen, sondern weil wir unbedingt Frieden wollen.“