Jena verliert ein Traditionsgeschäft und ein Stück Stadtgeschichte: Die Buchhandlung Albert Steen schließt nach über 90 Jahren. Inhaber Johannes Hädrich spricht über die Gründe.
Das Unternehmen hat Geschichte: 1934 hatte der Buchhändler Albert Steen seine gleichnamige Buchhandlung am Fürstengraben 3 in Jena eröffnet, nach ihm führte sie Frieda Wiedermann in seinem Namen weiter. Schließlich übernahm Heidrun Haake das Geschäft für mehr als 50 Jahre, bevor sie es 2017 in die Hände ihres Sohnes Johannes Hädrich übergab. Nun muss die Traditionsbuchhandlung nach über 90 Jahren schließen.
"Das waren viele Tropfen, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben", erklärt Inhaber Johannes Hädrich. Die Gründe für die Schließung seien aber vor allem wirtschaftlicher Natur. Die Kosten seien enorm und "einfach nicht mehr tragbar". Die Buchhandlung habe den Krieg überlebt, sie habe die DDR-Zeit überlebt, aufgrund der jetzigen Politik schaffe sie es aber einfach nicht mehr. In Zeiten der Inflation werde leider als erstes auf das Buch verzichtet.
Der 140 Quadratmeter große Laden bietet ein breites Sortiment von Belletristik über Sachbuch und Kinderbuch an, dazu gibt es eine Auswahl an christlicher Literatur, Kalendern und christlichen Geschenkartikeln. Sucht Hädrich nach einer Nachfolge? "Nein, gar nicht", erzählt er, ihm fehle die Zeit und er müsse erst einmal die Schließung des Ladens vorbereiten.
Die Stammkundschaft trauere um die Buchhandlung, die zuletzt drei Mitarbeitende beschäftigte. "Es geht in Jena natürlich etwas verloren", meint Hädrich, am 3. April wird das Geschäft genau 90,5 Jahre. Auch er werde den Laden und den Austausch mit der Kundschaft vermissen. Außerdem die vielfältige Abwechslung im Beruf: Waren einzukaufen und auszupacken sowie die Gespräche mit der Kundschaft über Neuigkeiten auf dem Buchmarkt werden ihm fehlen, sagt er. Ende Mai öffnet die Buchhandlung Albert Steen dann zum letzten Mal.
