Umfrage zum Jahreswechsel (9): Sabine Kranz

"Mich ärgert die unüberlegte Verwendung von KI innerhalb unserer Branche"

30. Dezember 2024
Stefan Hauck

Was es mit dem Friedenstier-Projekt auf sich hat, wie wichtig dabei das Miteinander vieler Kreativer war, und was sie sich im Umgang mit KI wünscht, erklärt uns die Autorin und Illustratorin Sabine Kranz. 

Sabine Kranz

Darüber habe ich mich sehr gefreut:

Ganz besonders freue ich mich über unser Friedenstier-Projekt. Zur Buchmesse 2023 haben wir, drei Illustratorinnen, Friederike Ablang, Merle Goll und ich, das Friedenstier ins Leben gerufen. 

Wir baten KollegInnen um Bilder und später auch um Texte zum Thema Friedenstier. Die Resonanz war fantastisch! Zunächst begannen wir, die eingehenden Friedenstiere auf Instagram zu posten. Aber wir wollten mehr: Wir wollten mit unserer Arbeit helfen und für Kriegsopfer an Ärzte ohne Grenzen spenden. Wir haben ein Layout erstellt und ein Cover gestaltet. Damit sind wir im Januar dann auf Verlage zugegangen. Anke Thiemann von dtv konnten wir sofort begeistern. Sie hat sich sehr um das Projekt bemüht und dafür eingesetzt, dass auch alle Verlagserlöse gespendet werden. Wir sind sehr glücklich mit unserer Entscheidung.

Das hat mich geärgert:

Die unüberlegte Verwendung von KI innerhalb unserer Branche. Da wünsche ich mir mehr Solidarität und Zusammenhalt. Die Kreativität der Autoren und Illustratorinnen ist ein großer Wirtschaftsfaktor. Es ist gefährlich, damit zu spielen.

Meine Lieblingslektüre 2024:

"Emmie Arbel, die Farbe der Erinnerung" (Reprodukt) von Barbara Yelin und "Der Hausmann" (Leykam) von Wlada Kolosowa und Raúl Soria.

Was auf meiner Agenda für 2025 steht:

Das Friedenstier erscheint im März, das wird ein großer Moment sein. Zur Frankfurter Buchmesse ist die erste Scheckübergabe an Ärzte ohne Grenzen geplant. Im Juli erscheint mein erstes Bilderbuch, das ich auch selbst geschrieben habe. Darauf freue ich mich schon sehr.Und am Horizont zu 2026 wird es mit einer Ausstellung im Bilderbuchmuseum Troisdorf weitergehen.

Das muss sich 2025 in der Branche ändern:

Beim Friedenstier haben wir so großartig erfahren, wie Zusammenarbeit gelingen kann: Allen Beteiligten, 150 teilnehmende Kreativen, Lektorat, Marketing und Herstellung des Verlags ist dieses ehrenamtliche Projekt so wichtig, dass wir uns auch bei unterschiedlichen Vorstellungen immer wieder aufeinander zubewegt haben. Das Miteinander war überaus friedlich, wir haben sehr viel Dank erfahren, sehr viel Freude darüber, gemeinsam etwas erreichen zu können und Teil des Ganzen sein zu dürfen. 

Insgesamt brauchen wir in der Branche und in der Gesellschaft mehr Miteinander als Gegeneinander in diesen herausfordernden Zeiten.

Zur Person

Sabine Kranz hat an der Kunsthochschule Kassel und Stuttgart Visuelle Kommunikation studiert und arbeitet als Illustratorin und Autorin in Frankfurt am Main. Ihre Arbeiten sind von heutiger und vergangener Popkultur inspiriert, immer wieder von französischen Comics und dem space age. Sie hat schon einige Bilder- und Kinderbücher illustriert und schreibt gerade das erste eigene Bilderbuch. 2023 erhielt sie den Troisdorfer Bilderbuchpreis. www.sabinekranz.de Instagram @sasaillu @friedenstier