Kakehashi-Literaturpreis 2024

Robert Menasse und Tomoko Fukuma ausgezeichnet

9. Oktober 2024
Börsenblatt Redaktion

Der Kakehashi-Literaturpreis 2024 geht an Robert Menasse und seine Übersetzerin Tomoko Fukuma für die japanische Ausgabe von "Die Hauptstadt". Erstmals wird zudem ein Förderpreis vergeben.

Robert Menasse

Robert Menasse

Seit 2013 werden mit dem Kakehashi-Literaturpreis, der alle zwei Jahre von Merck und dem Goethe-Institut Tokyo verliehen wird, die deutschsprachige Gegenwartsliteratur und ihre Übersetzungen in Japan gefördert. Dabei schlagen die Übersetzer:innen deutschsprachige Autor:innen, deren Werke sich mit Themen der Gegenwart auseinandersetzen, zur japanischen Übersetzung vor. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis dient der Auszeichnung herausragender Autor:innen und ihrer Übersetzer:innen, deren literarische Arbeit für eine japanische Leserschaft entdeckt werden soll.

Den Kakehashi-Literaturpreis 2024 bekommt der österreichische Schriftsteller Robert Menasse und die japanische Übersetzerin Tomoko Fukuma für den Roman "Die Hauptstadt", teilt das Goethe-Institut Tokyo mit. Der Titel ist bereits 2017 bei Suhrkamp erschienen und gewann im gleichen Jahr den Deutschen Buchpreis. Er habe aber seine Aktualität bewahrt. Der Autor setze sich in seinem Roman kritisch und durchaus provokativ mit der gegenwärtigen Gestalt Europas und insbesondere mit der Idee des Nationalstaates auseinander.

Laut Goethe-Institut würdigt der Preis nicht nur die herausragende künstlerische Leistung der beiden Preisträger:innen, sondern auch die Bedeutung der Auseinandersetzung mit den zentralen Fragen unserer Zeit in Kunst und Kultur.

Die Begründung der Jury lautet: "Diesem einmaligen Europaroman, der Widersprüche und Möglichkeiten des unvollendeten Projekts 'Europa' mit räumlicher Weite und zeitlicher Tiefe erfahrbar macht, zollte die Jury die höchste Anerkennung." Auch für die Übersetzerin Tomoko Fukuma gibt es viel Lob: "Bereits durch ihre zahlreichen Studien über die jüdischen Autoren des Holocaust (hat sie) ihr umfassendes und differenziertes Textverständnis belegt und (stellt) damit eine ideale Vermittlerin dieses Romans dar."

Die Jury des Kakehashi-Literaturpreises 2024 setzte sich zusammen aus Jury-Präsident Fuminari Niimoto (Professor der Meiji-Universität), Naoko Hosoi (Übersetzerin), Noriyuki Takamoto (Assistant Professor, Tokyo Metropolitan University), Keiko Hamazaki (Professorin, Rikkyo University), Christopher Thomas (Repräsentativer Direktor / Landessprecher Japan, Merck KGaA) und Peter Anders (Institutsleiter, GoetheInstitut Tokyo).

Erstmalige Verleihung des Förderpreises

Die Jury vergibt dieses Jahr erstmalig einen Förderpreis für Nachwuchsübersetzer:innen, um die Bedeutung des Kakehashi-Literaturpreises auch für junge Übersetzer:innen zu unterstreichen. Der Gewinner ist Shuntaro Nakamura für die Übertragung des Romans "Rombo" von Esther Kinsky.

Ihre Wahl begründet die Jury so: "Die Übersetzung durch Shuntaro Nakamura gibt den tief reflektierten Erzählstil des Originaltexts erfolgreich wieder, mit dem an ein Erdbeben in Norditalien erinnert wird, und der den japanischen Leser miterleben lässt, wie das gelebte Gedächtnis in die Spuren der zerstörten Landschaft eingeschrieben wird. In Anerkennung der hohen Qualität dieser sich dem Originaltext kongenial anschmiegenden Übersetzung wurde einstimmig beschlossen, dem Übersetzer Shuntaro Nakamura einen Förderpreis zu verleihen.“

Die Auszeichnungen werden am 13. Oktober im Rahmen des Europäischen Literaturfestivals im Goethe-Institut Tokyo vergeben. Die Preisträger:innen werden anwesend sein.