Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur sei nicht nur der Förderung der Kinder- und Jugendliteratur, sondern auch der Fürsorge für die jugendlichen Leserinnen und Leser in besonderem Maß verpflichtet, heißt es in der Mitteilung der Akademie zur Entscheidung. Wenn sie Autorinnen und Autoren auszeichne, so beziehe sich das deshalb nicht nur auf die Qualität ihrer literarischen Arbeit, sondern auch auf ihre moralische und pädagogische Integrität. "Aus diesem Grund sieht sich die Akademie gezwungen, dem Autor Arnulf Zitelmann (1929–2023) den Großen Preis, den sie ihm 1994 für seine unbestreitbaren Verdienste um die historische Kinder- und Jugendliteratur verliehen hat, auf Grund der Schwere der gegen ihn erhobenen und mittlerweile durch Entschädigungsleistungen auch bestätigten Vorwürfe (...) abzuerkennen."
Die Akademie führt dazu einen zweiseitigen Artikel in der "Zeit" vom 18. Januar an, der mit "Die Sünden der Anderen" (online hinter der Zahlschranke) betitelt ist. Zitelmann, 1962 bis 1970 Pfarrer der Gemeinde Cantate Domino, begann Ende der 60er Jahre historische Romane für Jugendliche zu schreiben. Er gab schließlich den Pfarrberuf auf, arbeitete als Religionslehrer und Autor. Später, in den 90er Jahren, erhob eine Tochter Missbrauchsvorwürfe gegen ihn, die Landeskirche begann 2010 ein Disziplinarverfahren, stellte es 2012 aber wieder ein. Im März 2023 wurde dann der Tochter allerdings von der Anerkennungs-Kommission eine Entschädigung in Höhe von 130.000 Euro gewährt. Nach Informationen der "Zeit" sei dies die höchste Summe, die die evangelische Kirche in einem Missbrauchsfall je gezahlt habe. Arnulf Zitelmann ist im Juli 2023 mit 94 Jahren gestorben.
In dieser Woche, am 25. Januar, erscheint eine große, von der EKD beauftragte Studie zu Missbrauchsfällen in der evangelischen Kirche.