Proteste nach Razzia und Verhaftung

Palästinensische Buchhändler in Jerusalem verhaftet

12. Februar 2025
Redaktion Börsenblatt

Nach der Razzia im Educational Bookshop Jerusalem und der Verhaftung des palästinensischen Inhabers Mahmoud Muna und seines Neffen, wird internationale Kritik am Vorgehen der israelischen Polizei laut. Auslöser für die Polizeiaktion war unter anderem ein Kindermalbuch. Die beiden sind inzwischen wieder freigelassen worden, stehen aber unter Hausarrest.

Blick auf Jerusalem

Mahmoud Muna ist laut Medienberichten einer der vier Inhaber der Buchhandels-Kette "Educational Bookshop Jerusalem" mit drei Filialen in Ost-Jerusalem, die auf Bücher zur palästinensische Kultur und Geschichte, Jerusalem sowie zum Nahostkonflikt spezialisiert ist. Am Montag (10. Februar) wurde Mahmoud Muna mit seinem Neffen Ahmed Muna in Jerusalem vor Gericht geführt, nachdem die israelische Polizei am Sonntag (9. Februar) eine Razzia in zwei zur Kette gehörenden Filialen durchgeführt, Bücher beschlagnahmt und die beiden verhaftet hatte. Am Montagnachmittag waren die Läden wieder geöffnet, berichtet die NZZ. Mahmoud Muna und Ahmed Muna wurden laut Medien am Dienstag (11. Februar) freigelassen und für fünf Tage unter Hausarrest gestellt. "Publishers Weekly" fügt an, dass ihnen zudem für die nächsten 20 Tage untersagt worden sei, ihre Buchläden zu betreten.

Grund für die Razzia sei laut Polizei der Verdacht gewesen, dass die Buchhändler Bücher mit hetzerischem Inhalt verkaufen würden, die Terrorismus unterstützen. Vor Gericht wurde der Vorwurf Berichten zufolge in "Verhalten, das die öffentliche Sicherheit gefährden könnte" umgeändert. Als Beweismittel wurde von der israelischen Polizei unter anderem ein Kindermalbuch mit dem Titel "From the River to the Sea" präsentiert. Diese Parole verwenden etwa Palästinenser, um ihren Anspruch auf das Gebiet zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer zu unterstreichen. Israel sieht dadurch seine Existenzberechtigung infrage gestellt.

Internationale Kritik am Vorgehen der Polizei

Der 1984 gegründete "Educational Bookshop" ist international bekannt und geschätzt. In der ursprünglichen Filiale werden arabische Bücher verkauft, während der Jahre später eröffnete englischsprachige Laden von Palästinensern, Israelis und Ausländern gleichermaßen besucht wird. Ein drittes Geschäft befindet sich im American Colony Hotel und wird von Diplomaten, Reportern und ausländischen Würdenträgern, die in dem historischen Hotel wohnen, frequentiert.

Die Razzia und die Verhaftungen lösten eine Welle von Protest gegen das Polizeivorgehen und Solidarität mit der Familie Muna aus. Der deutsche Botschafter in Israel Steffen Seibert äußerte sich auf X besorgt: "Ich kenne die Familie Muna als friedliebende, stolze palästinensische Jerusalemer, die offen für Diskussionen und intellektuellen Austausch sind." Zudem erschienen zahlreiche Journalist:innen, Diplomat:innen und Kulturschaffende bei der Anhörung vor dem Amtsgericht, um sich solidarisch zu zeigen. Vor dem Gerichtseingang demonstrierten Unterstützer der Familie.

Die European and International Booksellers Federation (EIBF) schreibt in einem Statement (11. Februar), der "Educational Bookshop" sei seit Jahrzehnten "ein ikonischer Ort und ein kulturelles Zentrum, er bietet Zugang zu einer breiten Palette von Büchern in englischer und arabischer Sprache und fördert die Vielfalt, die Verbreitung von Wissen und die Meinungsfreiheit." Die Buchhandlung gelte auch als Schlüssel zur Aufrechterhaltung des intellektuellen und kulturellen Lebens in Palästina inmitten der angespannten politischen Verhältnisse. Mit ihren drei Filialen sei die Buchhandlung ein fester Bestandteil Jerusalems, mit einem Kundenstamm, der Leser mit unterschiedlichen religiösen, kulturellen und ethnischen Hintergründen umfasse. Die EIBF verurteile alle Akte der Gewalt und Unterdrückung gegen Buchhändler und Buchhandlungen, die einfach nur ihre Kernaufgabe erfüllen, nämlich die Förderung von Meinungsfreiheit, Toleranz und den friedlichen Austausch von Ideen.

Hieran knüpft auch ein Statement der IG Meinungsfreiheit im Börsenverein des Deutschen Buchhandels an (12. Februar): "Die IG Meinungsfreiheit unterstützt die Erklärung der European and International Booksellers Federation (EIBF) und hinterfragt die aufgrund einer Razzia erfolgte Festnahme des renommierten palästinensischen Buchhändlers Mahmoud Muna und seines Neffens in Ostjerusalem. Buchhandlungen sind Orte des kulturellen und intellektuellen Austauschs, Orte, die Brücken über politische Grenzen und Gräben hinweg bauen können. Dem Inhaber der Buchhandlung 'Educational Bookshop' scheint dies bisher in besonderer Weise gelungen zu sein", sagt Michael Lemling, Co-Sprecher der IG Meinungsfreiheit.