Mit 97 Jahren nahm sie die renommierteste Modelagentur, die IMG, in ihre Kartei auf. Iris Apfel, die sich selbst als "greises Modesternchen" bezeichnete, bot einen "farbenfrohen Aufstand gegen das Grau des Alltäglichen, gegen die Tyrannei der Monotonie", schreibt Maria-Antonia Gerstmeyer in der "Welt". Mit ihrer Erscheinung habe Apfel gleichermaßen herausgefordert und inspiriert: "Jedes Outfit war eine sorgfältig kuratierte Symphonie aus Farben und Formen im Kampf gegen die Banalität. Federboas hier, flirrende Fellmäntel, Applikationen, leuchtendes Pink, Orange und Türkis da. Blauer Lidschatten, knallroter Lippenstift." Auf Instagram hatte sie über drei 3 Millionen Follower. "Am Freitag starb sie. 102 Jahre, ein halbes Jahr und ein Tag, in denen sie sich für die unendliche Schönheit des Andersseins entschied", so die "Welt"-Autorin.
Berühmt wurde die damals 85-Jährige durch die Modeausstellung "Rara Avis: Selections from the Iris Apfel Collection", die sie aus ihrem privaten Kleider-Fundus bestückte, im Metropolitan Museum of Art in New York – ein glücklicher Zufall, sie war für eine ausgefallene Schau eingesprungen. Geboren wurde Iris Apfel am 29. August 1921 in Astoria, Queens in New York. Sie studierte Kunstgeschichte, zusammen mit ihrem Mann Carl Apfel gründete sie das Textilunternehmen Old World Weavers, gestaltete als Innenarchitektin das Weiße Haus von neun US-Präsidenten um.
"Wir trauern um diese wundervolle und besondere Frau, die durch ihre Lebensfreude und Klugheit ein Vorbild für Menschen jeden Alters war", so der Schweizer Midas Verlag, bei dem die deutsche Ausgabe der offiziellen Autobiografie von Iris Apfel vorliegt: "Stil ist keine Frage des Alters" (6. Auflage vom August 2023; engl. Originaltitel: "Accidental Icon"). Ebenfalls im Verlag die Werkschau "MEHR IST MEHR" (2022), in dem das Lebenswerk der Designerin gezeigt wird. Es sind laut Verlag aktuell die einzigen beiden deutschsprachigen Bücher zu Iris Apfel.