Offener Brief an die ARD

Kulturschaffende gegen Thilo Mischke als "ttt"-Moderator

3. Januar 2025
Redaktion Börsenblatt

Diese Personalie hatte bereits heftige Kritik ausgelöst. Nun schließen Kulturschaffende in einem offenen Brief eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke aus, der von der ARD als neuer Moderator des Kulturmagazins "ttt – Titel, Thesen, Temperamente" benannt wurde. 

Thilo Mischke

In dem offenen Brief (der "Tagesspiegel" gibt ihn komplett wider: hier) wenden sich mehr als 100 Autorinnen, Autoren und Kulturschaffende an die zuständige Programmdirektion der ARD. Die Unterzeichnenden kritisieren darin die Neubesetzung des Moderators der Kultursendung "Titel, Thesen, Temperamente" mit Thilo Mischke (43). Sie werfen ihm etwa Sexismus und Rassismus in früheren Buchveröffentlichungen vor. 

Das sei eine Personalentscheidung der ARD, mit der "ttt" "nachhaltig beschädigt wird", so die Unterzeichnenden des offenen Briefs. Dazu zählen etwa die Schriftsteller und Schriftstellerinnen Alena Schröder, Saša Stanišić, Jan Brandt, Ulrike Draesner, Margarete Stokowski, Till Raether und Dana Vowinckel, der Verleger Leif Greinus, zudem Journalisten, Aktivisten und andere Kulturschaffende. Mischke habe sich, entgegen der Behauptung der ARD, "bis jetzt nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert." 

Man wünsche sich "für das Kulturfernsehen enthusiastische und an Kultur interessierte Moderator*innen, die sensibel und empathisch in der Lage sind, auf Gegenwartsdiskurse zu antworten und der Komplexität aktueller Kulturdebatten gerecht zu werden", so der offene Brief. Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung "ttt – titel thesen temperamente" "schließen wir deshalb für uns aus".

Hintergrund:

Im Dezember, kurz vor Weihnachten beschloss die ARD, die Nachfolge des scheidenden Moderators Max Moor bei der Kultursendung "Titel, Thesen, Temperamente" mit dem Reporter Thilo Mischke zu besetzen. Mischke solle die Sendung im Wechsel mit Siham El-Maimouni moderieren, hieß es weiter. Wegen früherer Bücher von Thilo Mischke wie "In 80 Frauen um die Welt" (2010) und "Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen" (2013) gibt es jedoch heftige Kritik an dieser Entscheidung.

In einem Statement hatte die ARD betont, berichtet etwa der "Spiegel", Mischke habe sich "intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt". Mischke distanziere sich "heute von Titel und ­Inhalt des Buches" und habe erstritten, dass dieses nicht wieder aufgelegt werde. "Das respektieren wir", wird die ARD in Medien zitiert. Auch "ttt" stelle sich "gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz". Am 24. Dezember hatte der Sender auf Instagram jedoch mitgeteilt, man wolle "das Thema aufarbeiten" und sich "gründlich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen". Mischke ist zuletzt vor allem durch Reportagen für den Privatsender ProSieben bekannt. Für die Reportage "Deutsche an der ISIS-Front" gewann er 2020 den Bayerischen Fernsehpreis. 

Auf den offenen Brief hat die ARD bislang noch nicht reagiert.