Der Hang zu Liebe und Romantik sorgt allerdings auch für Kritik: Wie ist es um die inhaltliche Qualität im New-Adult-Segment bestellt? Dieser Punkt rührt an eine Grundfrage der Lesemotive: Sollten die Bedürfnisse der Zielgruppen im Mittelpunkt stehen - oder haben Buchbranche und Feuilleton den Auftrag, über das Qualitätsniveau des Lesestoffs zu wachen?
Die Literaturwissenschaftlerin Christine Lötscher findet dazu in einem SZ-Interview klare Worte: „Im ´New Adult´- Genre haben die Leserinnen sich die Lesekultur zurückgeholt. Sie lassen sich nicht sagen, was gute oder schlechte Literatur ist, sondern entdecken sie für sich selbst.“
Ins selbe Horn stößt Carlsen-Programmleiterin Anne Bender in einem Börsenblatt-Interview (mehr dazu hier):
„Ich frage mich, warum diese Kritik überhaupt entsteht und was man damit bezwecken will. Darf man sich nicht einfach unterhalten lassen? Die Angst, dass die Leser:innen sich nach der Lektüre dieser Bücher in konservative Rollenbilder fügen, halte ich für absolut unbegründet.
Ganz im Gegenteil habe ich den Eindruck, dass das Vergnügen an diesen Klischees und Rollenbildern sie eher empowert, weil sie sich selbst in ihrem eigenen, differenzierteren Rollenverständnis darüber hinwegsetzen können und einfach Spaß an dieser Fülle von Emotionen, dem Schwelgen darin und dem Austausch darüber haben.“
Die Bedürfnisse nach dieser Form von Literatur haben im Übrigen rein gar nichts mit dem Bildungsstand zu tun. Als Ausgleich zum stressigen Uni- oder Berufsalltag lesen auch junge Akademiker:innen die einschlägige Literatur.