Auszeichnung der Kasseler Bürgerschaft

"Glas der Vernunft" für Carolin Emcke

15. Februar 2024
Redaktion Börsenblatt

Das "Glas der Vernunft" - eine mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung der Kasseler Bürgerschaft - geht dieses Jahr an die Autorin und Publizistin Carolin Emcke.

Gewalt und Entrechtung zugewandt. Sie sucht nach einer Sprache, die Hass und Gewalt etwas entgegensetzen kann, die Raum für Verständigung und Anerkennung öffnet“, sagt Wilfried Sommer, Vorsitzender des Vorstandes der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Preises. Ihre Texte seien voller analytischer Kraft und besonnen zugleich. Sie appelliere an jede Einzelne und jeden Einzelnen, Empathie und Vernunft zu verbinden. Vorstand und Kuratorium würdigen, dass Carolin Emcke eine universalistische Empathie als ethische Praxis übt.

Carolin Emcke war von 1998 bis 2014 als Reporterin in Krisengebieten unterwegs. Für die promovierte Philosophin sei Zeugenschaft von Krieg und Gewalt nie nur bloße Wahrheitsfindung, sondern immer auch verbunden mit dem Versuch, den Opfern von Gewalt ein Gegenüber zu sein, das sie wieder als Menschen anerkennt. 2016 wurde sie für ihr Werk mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Sie erhielt zahlreiche weitere Preise. Emcke ist seit 2014 als freie Publizistin tätig, u.a. als Kolumnistin der „Süddeutschen Zeitung“.

Der Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ wird am 29. September in Kassel an Carolin Emcke übergeben.

Preisträgerin Carolin Emcke

Die Preisträgerin Carolin Emcke, Publizistin, studierte Philosophie in London, Frankfurt und Harvard und promovierte über den Begriff „Kollektiver Identitäten“. In ihren Büchern, Essays, Kolumnen, aber auch künstlerischen Interventionen befasst sie sich mit den Themen Gewalt und Trauma, Demokratiefeindlichkeit und Rassismus, Sexualität und Begehren. Ihre Bücher wurden weltweit in über 10 Sprachen veröffentlicht. Darunter „Gegen den Hass", „Weil es sagbar ist", „Wie wir begehren". Seit 20 Jahren kuratiert und moderiert Carolin Emcke den „Streitraum“ an der Schaubühne Berlin, seit 2023 den Podcast „In aller Ruhe“.

Der Bürgerpreis „Glas der Vernunft“ wurde 1990 von Kasseler Bürger:innen gestiftet. Anlass war die Öffnung der DDR-Grenze im November 1989. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis ist seither 32- mal sowohl an Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, Politiker:innen und Naturschützer:innen als auch an Menschenrechts- und Hilfsorganisationen vergeben worden, die sich mit ihrem Wirken den Idealen der Aufklärung – Vernunft, Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Überwindung ideologischer Schranken – in besonderer Weise verdient gemacht haben. Symbolisiert wird der Preis durch eine von dem Kasseler Kunstprofessor und documenta-Künstler Karl Oskar Blase gestaltete Skulptur: Ein Glasprisma im Oktogon.