Die Preisverleihung wird am 14. April 2024 in Essen im Rahmen der Akademie-Tagung stattfinden. Die Laudatio hält der Verleger Sebastian Guggolz. Getragen wird die Auszeichnung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur getragen.
Esther Kinsky, geboren 1956 in Engelskirchen, gehört laut der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung „zu den interessantesten Übersetzerinnen und Autorinnen unserer Zeit“. Neben ihren schriftstellerischen Arbeiten habe sie ein beeindruckendes übersetzerisches Oeuvre vor allem polnischer und englischer Werke vorgelegt.
Zu ihren Übersetzungen zählen die sprachlich wie formal anspruchsvollen Prosawerke des polnischen Exilschriftstellers Zygmunt Haupt, Miron Białoszewskis Erinnerungen an den Warschauer Aufstand (2019), die Romane Magdalena Tullis oder auch Joanna Bators großartige Milieustudien aus der niederschlesischen Provinz (Sandberg, 2009; Wolkenfern, 2013). Im letzten Jahrzehnt widmete sich Esther Kinsky verstärkt einigen eher verborgenen Texten der englischsprachigen Literatur: dem Nachlass des amerikanischen Naturphilosophen Henry David Thoreau (Lob der Wildnis, 2014) oder autobiographischen Fragmenten des englischen Bauerndichters John Clare (Reise aus Essex, 2017).
Ein Höhepunkt ihres Schaffens sei die Entdeckung des 1935 früh verstorbenen ostschottischen Erzählers James Leslie Gibbons (Szenen aus Schottland, 2016), dessen Romane unter seinem Pseudonym Lewis Grassic Gibbon herauskamen (Lied vom Abendrot, 2018; Wind und Wolkenlicht, 2021). Nur durch Esther Kinskys Pionierarbeit seien diese dem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich geworden. Für all ihre Übertragungen habe sie einen unnachahmlichen Ton gefunden: „kühn, aus dem Vollen schöpfend, überaus einfallsreich“, lobte die Akademie.
„Für Esther Kinsky ist Sprache ein Rohstoff, den sie als Übersetzerin gestalten kann“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Wie eine Bildhauerin formt sie ihre Sätze und beweist dabei ein ganz besonderes Auge für die Schichten eines Wortes, für die unterschiedlichen Wahrnehmungen eines Ausdrucks in mehreren Sprachen. Ihre Arbeit beeindruckt und eröffnet uns neue Welten. Ich danke Esther Kinsky für ihre Arbeit und gratuliere herzlich zur Auszeichnung mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.“
Für ihr übersetzerisches Werk erhielt Esther Kinsky unter anderem den Paul-Celan-Preis 2009, den Karl-Dedecius-Preis 2011, den Internationalen Hermann-Hesse-Preis 2018 zusammen mit Joanna Bator.