Noch vor kurzem zierten zwei Straßenschilder mit unterschiedlichen Namen die Straße in der Mainzer Neustadt. Der Name "Pfitznerstraße" war dabei mit einem roten Band überklebt, darüber das aktuellere Schild mit der Aufschrift "Martin-Büsser-Straße". Das alte Schild, nun endgültig obsolet, wurde jetzt entfernt und passend an seinem 14. Todestag durch die folgende Beschreibung Büssers ersetzt: "*12.01.1968, †23.09.2010, freier Journalist, Autor mit Schwerpunkt Musik und Popkultur, studierte und lebte in Mainz. Mitglied der Band "Pechsaftha", Mitgründer des Ventil Verlags in der Mainzer Neustadt".
Büsser verfasste kritische Standardwerke zur Popkultur. Ab Mitte der 1990er arbeitete er als freier Journalist mit den Schwerpunkten Popkultur, Musik, Film, Queer und Gender Studies und bildende Kunst, er verfasste Beiträge unter anderem für Jazzthetik, Süddeutsche Zeitung, Emma und Die Zeit. Er war Mitbegründer und -herausgeber der seit 1995 im Mainzer Ventil Verlag erscheinenden Buchreihe "testcard – Beiträge zur Popgeschichte".
Laut einem Statement von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die den Vorschlag der Umbenennung 2022 gemeinsam mit DER LINKEN im Ortsbeirat der Neustadt vorgeschlagen hatten, agierte Büsser abseits des Mainstreams und schrieb gegen rechte Tendenzen in der Popmusik genau so kritisch an, wie gegen Macho-Kultur in Punk und Hardcore, war ein Vordenker in der Auseinandersetzung mit neuen Ansätzen zu Geschlechterforschung und Queerness.
Damit sei Büsser die perfekte Person, nicht nur um das Benennungskonzept des Musikerviertels in der Neustadt zu aktualisieren und "zu zeigen, dass populäre Musik einen gleichberechtigten Stellenwert in unserer Kultur neben klassischer Musik hat", wie Ortsbeirat Martin Becker die Entscheidung begründete. Sondern auch, um den Namen Hans Erich Pfitzners zu ersetzen, der auch laut Vorsitzendem der Neustadt-SPD, Erik Donner, "Antisemit und glühender Anhänger Hitlers" war, wie Donner bereits 2020 erklärte.
Die Enthüllung des neuen Straßenschilds freute augenscheinlich auch den Ventil Verlag, der das Ereignis am 23. September auch auf Instagram postete.