Mit 10.000 Euro ist der Preis dotiert, der künftig alle zwei Jahre verliehen werden soll. Er sei auch deutschlandweit schon jetzt etwas Besonderes, so die Preisträgerin Hanna Brinkmann: "Ich fühle mich sehr geehrt, die erste Preisträgerin des Dortmunder Comic-Preises sein zu dürfen, der einer der wenigen Preise in Deutschland ist, die exklusiv Comics ehren."
Die Preisträgerin beeindruckte die Jury, die sich aus Fachleuten der (Comic-)Kunst- und Kulturszene zusammensetzte, mit einer Graphic-Novel, die sich mit einem Teil der Geschichte der BRD auseinandersetzt – dem Wehrdienst. Die 1990 in Hamburg geborene Comic-Zeichnerin und -Autorin Hannah Brinkmann habe sich dem Thema "Wehrpflicht" und Gewissen inhaltlich und grafisch sehr kreativ und (künstlerisch) anspruchsvoll genähert.
Sie erzählt auf der Basis ihrer eigenen Familiengeschichte von der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und der Wiedereinführung der Wehrpflicht 1957. Ihr pazifistischer Onkel Hermann scheiterte 1973 an der sogenannten Gewissensprüfung. Sein Leiden an der von ihm als ausweglos empfundenen Grundausbildung bei der Bundeswehr führte ihn schließlich in den Suizid.
Die Jury begründet ihr Urteil damit, dass es Brinkmann in herausragender Wiese gelinge, den politischen Diskurs der jungen Bundesrepublik und die Frage, ob ein Staat berechtigt sein kann, über das Gewissen seiner jungen Bürger:innen zu entscheiden, mit dem persönlichen Schicksals ihres Onkels zu verknüpfen, den sie nie kennengelernt hat. "Eine gleichermaßen meisterliche wie empathische und somit äußerst preiswürdige Leistung."
Hannah Brinkmann hat die Graphic Novel "Gegen meine Gewissen" (Avant-Verlag) bereits vor vier Jahren veröffentlicht, es war ihr Debüt. "Ich freue mich unglaublich, dass 'Gegen mein Gewissen' nochmal eine solche Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sowohl persönlich als auch politisch verliert Hermanns Geschichte für mich nicht an Bedeutung, und diese Ehrung würdigt auch das", sagt sie. "Ich danke der Stadt Dortmund für die Initiative dieses Preises und freue mich schon auf die zahlreichen Comiczeichner:innen, die ihn nach mir bekommen dürfen."
Neben Brinkmann haben es auch Zeina Abirached mit "Piano Oriental" (Avant-Verlag), Nele Jongeling mit "Emil:ia" (Jaja Verlag) und Ika Sperling mit "Der Große Reset" (Reprodukt) auf die Shortlist des Dortmunder Comic-Preises geschafft.
Der Jury gehörten an: Kulturdezernent Jörg Stüdemann (Juryvorsitz) sowie die Ratsmitglieder, Dominik De Marco, Stefan Dondrup, Matthias Dudde und Joachim Pohlmann, die Fachpreisrichter Alexander Braun (Kurator des schauraum: comic + cartoon), Andreas Platthaus (Autor und Journalist), Véronique Sina (Medienwissenschaftlerin), Stefan Mühlhofer (Geschäfsführender Direktor der Kulturbetriebe) sowie Sophia Paplowski vom schauraum: comic + cartoon (ohne Stimmrecht) und Isabel Pfarre vom Kulturbüro Dortmund (ohne Stimmrecht)