Die Forderungen von Rainer Moritz ans neue Jahr

Die Memoiren des Olaf Scholz

3. Januar 2025
Rainer Moritz

Rainer Moritz fordert wieder so einiges vom neuen Jahr – etwa, dass Ralf Rothmann oder Clemens Meyer den Büchnerpreis erhalten oder dass der Kanzler endlich seine Erinnerungen aufschreibt.

Porträt von Rainer Moritz vor neutralem Hintergrund

Rainer Moritz, Autor und Leiter des Literaturhauses in Hamburg.

An Büchern, die von "Zuversicht", "Trost" und "Heiterkeit" säuseln, herrscht kein Mangel hierzulande – ein Indiz dafür, dass die Weltlage katastrophal ist und das vergangene Jahr sich meistens bescheuert angestellt hat. Das muss 2025 anders werden, definitiv.

Konkret fordere ich deshalb, dass 

1. die Spargelsaison nicht bereits Anfang März beginnt und es Lokale gibt, die keine Kürbissuppen im ­Angebot haben,

2. der Büchnerpreis an Ralf ­Rothmann oder Clemens Meyer geht,
 
3. der "Zürich-Krimi" mit Christian Kohlund und Ina Paule Klink mit Folgen wie "Meuchelmord in Wipkingen" mehr TV-Sendeplätze erhält, 

4. Christian Lindners FDP sich in der außerparlamentarischen ­Opposition die nächsten zehn Jahre regeneriert, 

5. sich meine Mutter weiterhin akzeptabler Gesundheit erfreut und geduldiger mit ihrem Smartphone wird, 

6. Olaf Scholz, angespornt durch Angela Merkels "Freiheit", die ihm bald zur Verfügung stehenden Mußestunden nutzt, um an seinen Memoiren zu arbeiten, für die wir den Titel "Wie ich Deutschlands bester Kanzler ever wurde"« vorschlagen, 

7. Jens Spahn, Joe Chialo, Cathy Hummels und Heino Ruhe geben, 

8. die Deutsche Bahn komplett von den Schweizerischen Bundesbahnen übernommen wird, 

9. die Duden-Redaktion einsieht, dass sie, wenn sie das Wort "Flittchen" als diskriminierend einstuft, den "Hurenbock" nicht anders behandeln darf, 

10. die FIFA und Gianni Infantino ihren Weg konsequent weitergehen und die Fußball-WM 2038 nach Nordkorea vergeben, 

11. man, Zeit wird’s, Sigrid ­Löffler oder Ursula März den Alfred-Kerr-Preis für Literatur­kritik zuspricht,

12. Intellektuelle sich nicht permanent mit ihren politischen Resolutionen blamieren,

13. Dolores Pratos grandioser Roman "Unten auf der Piazza ist niemand" die ihm zustehende ­Anerkennung findet,

14. Florian Silbereisen als "Traum­schiff"-Kapitän abgelöst und in den Maschinenraum verbannt wird,

15. Suhrkamp, C. H. Beck und Hanser weiterhin zögern, New-Adult-­Imprints in ihren Häusern zu etablieren, 

16. die Bundestagswahl für irgendeine halbwegs stabile Koali­tion sorgt; große Erwartungen hat ja niemand, 

17. man das Literaturhaus Heilbronn am Trappensee endlich als Deutschlands zweitschönstes ­Literaturhaus würdigt, 

18. mein neues Buch "Mögen Sie Madame Bovary? Lieblings­figuren der Weltliteratur" ein Früh­jahrs­knaller wird, 

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