"Die Kosten sollten keine Rolle spielen"
Hier gratuliert der Schriftsteller Martin Mosebach dem langjährigen dtv-Verleger Wolfgang Balk zum 75. Geburtstag.
Hier gratuliert der Schriftsteller Martin Mosebach dem langjährigen dtv-Verleger Wolfgang Balk zum 75. Geburtstag.
Auf meiner inzwischen vierzigjährigen Reise durch die deutsche Verlagslandschaft ist die Begegnung mit Wolfgang Balk eine besonders wichtige Station gewesen. Nachdem ich in der Anderen Bibliothek den Roman „Der Nebelfürst“ veröffentlicht hatte, brachte Hans Magnus Enzensberger uns zusammen, denn er wollte den Zustand beenden, dass es noch immer keine Taschenbuchausgabe meiner Bücher gab. Wolfgang Balks Erscheinung, die hochgewachsene Gestalt und die tiefe wohlklingende Stimme mit leichtem Münchner Akzent wirkten auf mich sofort vertrauenerweckend, noch mehr beeindruckte mich die Selbstverständlichkeit, mit der er mir ohne größere Präliminarien seine Absicht verkündete, alle bisherigen und auch die zukünftigen Bücher als Taschenbuchwerkausgabe bei dtv erscheinen zu lassen. Meine beiden ersten Romane - „Das Bett“ und „Ruppertshain“ - lagen damals rund zwanzig Jahre zurück; etwas besorgt meinte ich, es wäre mir wohler, wenn ich sie sprachlich vor dem Neuerscheinen überarbeiten könne - da sah Balk keine Schwierigkeit und ließ die gründlich revidierten Romane neu setzen; die Kosten sollten keine Rolle spielen.
Ich erlebte, wie er, der Leiter eines großen Verlages mit hunderten von Neuerscheinungen die Zeit fand, sich detailliert um die einzelnen Bücher zu kümmern.
Martin Mosebach
Ich erlebte, wie er, der Leiter eines großen Verlages mit hunderten von Neuerscheinungen die Zeit fand, sich detailliert um die einzelnen Bücher zu kümmern. Er gab mir wirklich das Gefühl, dass es für dtv ein Gewinn sei, wenn ich dort veröffentlichte, obwohl zu diesem Zeitpunkt der Vorteil eindeutig auf meiner Seite lag. Und nun lernte ich den Künstler Balk kennen, der die Umschläge der Taschenbücher selbst entwarf und sich bemühte, durch eine Verwandtschaft der Motive die Bücher eines Autors wiederkennbar zu machen, ohne sie zu uniformieren. Dass Malerei seine Leidenschaft sei, die sich nicht im Bilderbetrachten erschöpfte, bestätigte sich in seinem Entschluss, nach Verlassen des Verlages in einer der schönsten Regionen der Toskana als Maler leben zu wollen. Keine Wörter mehr, nur noch Farben. Es war gewiss ein Abenteuer, Vorstellungen, die man solange zurückhalten musste, auf einmal in Freiheit realisieren zu können. Nun wird Wolfgang Balk 75, sein Verlegerleben liegt schon so weit zurück, dass es von den Hügeln Montalcinos aus betrachtet nur als Episode wirken könnte. Nicht für seine Autoren allerdings - ich werde immer in Dankbarkeit an ihn denken.