Allein schon die Einblicke, die Volker Braun – häufig mit einem Schmunzeln – in den Alltag eines Autors in der DDR gab, waren das Kommen wert. Die Literatur hatte eine große Bedeutung in der DDR, eine zu große, so Braun. "Bücher wurden erwartet und gefürchtet." Da konnte es schon einmal geschehen, dass der mächtigste Mann im Staat, Walter Ulbricht, intervenierte, wenn ihm ein Text nicht passte: "Der soll nach China gehen!"
Die Kämpfe um die Veröffentlichung eines Manuskripts konnten sich über Jahrzehnte hinziehen. Volker Brauns "Unvollendete Geschichte", die von der Liebe einer Funktionärstochter zu einem Außenseiter erzählt, erschien 1975 als Vorabdruck in der Zeitschrift "Sinn und Form" und löste heftigen Unmut aus. Es war eine Angelegenheit für das Politbüro. Eine Buchveröffentlichung in der DDR war damit erstmal unmöglich, die Zeitschriftenexemplare wurden am Kiosk eingezogen. Zwei Jahre später kam der Titel bei Suhrkamp heraus und erst 1988 in der DDR. Braun jedoch wollte, dass seine Texte vor allem in der DDR gelesen werden: "Hier gehörten sie hin, hier sollten sie wirken."