Das Prognosetool "Demandsens" von Media Control soll zum Jahreswechsel kommen, berichtet Felix Stephan in "Die Atombombe" (Online hinter der Zahlschranke), erschienen am 29. Oktober in der "Süddeutschen Zeitung". Das Tool solle in der Lage sein, die Verkäufe eines Buches mit einer durchschnittlichen Trefferquote von 85 Prozent vorauszusagen, in einzelnen Bereichen sogar zwischen 95 und 99 Prozent. Die Software analysiere "aktuell mehr als fünf Milliarden Daten in 1,3 Sekunden", zitiert Stephan aus dem Börsenblatt. Ist das nun gut oder schlecht, so ein Instrument zu haben?
Es klinge zunächst einmal überaus praktisch, so Stephan, die Absichten der Entwickler seien erkennbar nur die besten. Und das Tool könnte bei der Vermeidung von Remissionen helfen. Andererseits stehe damit "das Fenster zu einer dystopischen Zukunft sperrangelweit offen", malt er vielleicht etwas zu schwarz. Für große internationale Verlagshäuser verlange es einen verlegerischen Idealismus, Bücher zu veröffentlichen, "für die man schon vorab mit 99-prozentiger Sicherheit ein Verlustgeschäft bescheinigt bekommt", befürchtet Stephan. Für diesen Idealismus gebe es in vielen Medienkonzernen kaum mehr Anreizsysteme. Zudem sei das Neue und Ungedachte in den Daten des Tools "nun einmal nicht vorhanden". Sein Fazit lautet, dass die Auswirkungen dieser Software auf die publizistische Landschaft kaum überschaubar seien, dass sämtliche Beziehungen des literarischen Lebens unmittelbar berührt werden.
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