Der fantastische Fuchs

Eigentlich ist Laufkundschaft nicht einkalkuliert – aber noch vor Eröffnung des Ladens schauen neugierige Passanten durch die Glastür des Eingangs an der Berliner Straße 27. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der City Frankfurts reihen sich kleine Geschäfte aneinander, auf der Südseite der vierspurigen Innenstadtstraße allerdings nur wenige. „Passanten sind in dieser Lage für uns nicht entscheidend“, hat Sandra Thoms aus den Erfahrungen eines im Vorjahr aufgebauten Popup-Stores an gleicher Stelle mitgenommen. „Wir machen die Buchhandlung nun gezielt für eine Community“.

Der Fantastische Buchladen ist ein Projekt, das aus der Bedey & Thoms Verlagsgruppe heraus entstanden ist, die im gleichen Haus ihre Dependance hat (neben dem Hamburger Stammsitz). Sandra Thoms, mit Björn Bedey Geschäftsführerin in der Bedey & Thoms Verlagsgruppe, ist Spiritus Rector des Fantastischen Buchladens.

Der Name deutet es schon an: Die drei Themengebiete Fantasy, Science-Fiction und Horror werden im Sortiment vorgehalten. Etwa 20 Verlage sind im Sortiment vertreten, fast ausschließlich Independent-Verlage – nicht nur aus der Bedey& Thoms Verlagsgruppe, auch andere Indie-Verlage mit Fantasy-Programm. „Wir wollen gezielt Sichtbarkeit für unabhängige Verlage und Selfpublishing schaffen“, so Sandra Thoms. Ergänzt wird durch das Fantasy-Programm durch Titel von dem Frankfurter Verlag Fischer Tor. Weitere Titel aller Warengruppen können über das Barsortiment Umbreit bestellt werden.

Für die Community des Fantasy-Genres soll es viele Veranstaltungen geben, die Zielgruppe lokaler Fantasy-Fans durch Partnerschaften wie mit dem Science Fiction Treff Darmstadt überregional erweitert werden. Das Zugpferd: „Wir wollen keine klassische Wasserglas-Lesungen durchführen“, erläutert Thoms. Beim ersten Event am 25. Januar, einer Abwandlung der rituellen Robert Burns‘ Night, gibt es Dudelsack-Musik und Met, und Fantasy-Autorin Lilly Labord bespielt die „Verhexte Nacht“ von literarischer Seite. Eintritt? Spende? „Wir bitten die Gäste um den Kauf eines Buchgutscheins in beliebiger Höhe“, so Sandra Thoms. In den nächsten Monaten folgen Schreib-Workshops und „Afternoon-Teas“ mit Buchempfehlungen.

Eine Festangestellte wird im Geschäft arbeiten, sie soll durch freie Mitarbeiter:innen unterstützt werden. Bei der Community wird Interesse vermutet, im Alltag mitzuwirken. Kurz vor der Eröffnung ist zum Beispiel Autorin Lilly Labord da und hilft Sandra Thoms beim Räumen im Laden.

Diese Buchhandlung ist allerdings nur ein Anfang: „Wir denken an ein Netzwerk unabhängiger Buchhandlungen“, erläutert Thoms. „Manche Verlage und Selfpublisher:innen hätten sogar die Möglichkeit, einen kleinen Laden zu betreiben, trauen sich aber den damit verbundenen Aufwand der Logistik nicht zu. Über Sammelbestellungen und digitale Dienstleistungen kann das aber funktionieren.“ Projekte dieser Art sind im Raum Stuttgart, Karlsruhe, Hamburg und der Eifel in Planung. Sie sollen sich ihren Sortimentsschwerpunkt selbst legen können. Um die digitale Weiterentwicklung dieses Netzwerks wird sich Sven Nieder, Fotograf und Verleger des Eifelbildverlags und des Regionalverlags, kümmern. Er ist neben Verleger Björn Bedey und Autor Jannis Radeleff Gründungsmitglied der Calliope Media GmbH, die das Konzept trägt.