Bildungsmesse didacta 2025

Debatte um Teilnahme der AfD

5. Februar 2025
Redaktion Börsenblatt

Dass die AfD an der Bildungsmesse didacta 2025 in Stuttgart als Ausstellerin teilnehmen will, hat für heftige Diskussionen und Proteste gesorgt, ein Ausschluss wird etwa von Bildungsgewerkschaften gefordert. Der Didacta Verband und die Messe Stuttgart haben in Statements darauf reagiert und ihre Position dargelegt.

Wir möchten zeigen, dass die Bildungswirtschaft in Deutschland demokratisch denkt und die Werte der Demokratie – auch gegen die AfD – verteidigt.

Aus dem Statement des Didacta Verbands

Didacta Verband: Ausschluss der AfD rechtlich nicht möglich

"Eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung braucht Bildung. Grundlage von Bildung sind Offenheit, Toleranz und eine humanistische Grundhaltung. In diesem Sinne widerspricht die Programmatik der AfD in vielen Belangen den Idealen eines demokratischen und pluralistischen Schul- und Bildungssystems", beginnt die Stellungnahme des Didacta Verband e.V. zur Teilnahme der AfD an der Bildungsmesse didacta 2025 in Stuttgart (11.–15. Februar).

Der Didacta Verband e.V. habe bewusst die Demokratiebildung als Leitthema der didacta 2025 in Stuttgart gesetzt. In diesem Jahr hätten sich erstmalig Parteien für die Messe als Aussteller angemeldet. Dies lasse sich aufgrund der bestehenden Zulassungsbedingungen rechtlich nicht ausschließen, antwortet der Didacta Verband auf Forderungen, der AfD die Teilnahme zu untersagen. Andererseits mache das die Notwendigkeit der Auseinandersetzung über Demokratiebildung umso deutlicher.

Dahingehend soll die Messe genutzt werden und man lade alle Bildungsakteure ein, "mit uns über die Möglichkeiten guter Bildung zur Entwicklung und Erhaltung der Demokratie zu diskutieren. Wir möchten zeigen, dass die Bildungswirtschaft in Deutschland demokratisch denkt und die Werte der Demokratie – auch gegen die AfD – verteidigt."

Der Didacta Verband stehe für Zugang zu bester Bildung für alle. Man werde die didacta 2025 nutzen, "um diese Haltung meinungsfreudig und unmissverständlich in den Diskurs der Akteure des Bildungswesens einzubringen". Hierfür soll etwa eine 100 Quadratmeter große Sonderausstellungsfläche dienen, die unter das Messemotto "Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie" gestellt wird. "Die Messe in diesem Sinne als Forum für die vielen Verteidiger einer demokratischen und offenen Gesellschaft zu nutzen, ist nach Auffassung des Didacta Verbands wesentlich sinnvoller, als sie wegen der Teilnahme weniger Gegner dieser Haltung zu boykottieren", heißt es am Ende der Stellungnahme.

Messe Stuttgart: "Müssen die Zulassungskriterien neutral beachten"

In diesem Jahr habe man auch einige Anfragen politischer Parteien erhalten, die Interesse an einer Standpräsenz auf der didacta äußerten. Darunter Anmeldungen der CDU, von Bündnis 90/Die Grünen, der FDP, Volt sowie der AfD, informiert die Messe Stuttgart. [Im Ausstellerverzeichnis (Stand: 11. Februar) finden sich AfD (Halle 7), Bündnis 90/Die Grünen (Halle 7), CDU (Halle 7), die Linke (Halle 7), Volt (Halle 7) und FDP (Halle 7) als Hauptaussteller – jeweils die Landesverbände Baden-Württemberg; die Stände liege dicht beieinander].

Als Messe Stuttgart stehe man für Meinungsfreiheit, Vielfalt und demokratische Grundwerte: "Wir sprechen uns entschieden gegen jegliche Formen von Extremismus aus – unabhängig von der politischen Ausrichtung. Wir stehen hinter einem Bildungssystem, das von Pluralität, Respekt und der Freiheit des Denkens geprägt ist", heißt es im Statement der Messe.

Die Zulassungskriterien der Messe didacta würden unter anderem auch "politische Institutionen" als potenzielle Ausstellerinnen und Aussteller vorsehen. Politische Parteien würden darunter fallen. Die Messe Stuttgart sei verpflichtet, die geltenden Zulassungskriterien neutral zu beachten und umzusetzen. Parteien hätten daher grundsätzlich die Möglichkeit, sich auf der didacta zu präsentieren. Dies könne man ihnen nicht allein aufgrund der politischen Ausrichtung verwehren, solange das Bundesverfassungsgericht nicht die Verfassungswidrigkeit gemäß Art. 21 Abs. 2 und 4 Grundgesetz festgestellt habe.

Die diesjährige didacta bespiele fünf Hallen und damit 60.000 Quadratmeter. Die ausstellenden Parteien würden aktuell eine Fläche von knapp 54 Quadratmetern belegen und somit lediglich 0,09 Prozent der Brutto-Gesamtfläche der Messe didacta.

Die Parteien seien mit kleinen Ständen innerhalb der Ausstellung präsent. Zudem würden die im Landtag Baden-Württemberg vertretenen Parteien – CDU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP und AfD – an einer vom Städtetag organisierten Podiumsdiskussion teilnehmen. Darüber hinaus würden einige Vertreterinnen und Vertreter der Jugendparteien (SPD, FDP, CDU und Grüne) im Rahmen eines Programmpunkts des Forums didacta aktuell diskutieren. Die AfD will nach eigenen Angaben ihr Bildungsprogramm auf der Messe vorstellen.

Hintergrund:

In einem Brief an den Didacta Verband hatte ein breites Bündnis von Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden den Ausschluss der von ihnen so genannten "Demokratiefeinde" von der didacta 2025 gefordert, berichten Medien. "Es wäre ein fataler Fehler, wenn sich die AfD auf der didacta als Hauptaussteller präsentieren dürfte. Besonders im Kontext des Messe-Leitthemas 'Demokratiebildung' ist es untragbar, einer derart extremen Partei eine solche Plattform zu geben", wird daraus zitiert. 

Als Europas größte Bildungsmesse trage die didacta große Verantwortung "und sollte sich entschieden gegen Rechtsextremisten positionieren." Die Veranstalter sollten sich "unmissverständlich" von der AfD distanzieren und sicherstellen, dass die Messe kein Forum für demokratiefeindliche Parteien biete. Das Schreiben hat die Bundesschülerkonferenz initiiert, unterstützt wird es etwa von den Lehrerverbänden GEW und VBE. 

Der Städtetag Baden-Württembergs dagegen warnte laut Medien davor, der AfD mit Protesten noch zusätzlich Aufmerksamkeit zu schenken.