Für einen harten Lockdown im Advent gibt es keine Routinen, auch dann nicht, wenn der letzte gerade erst neun Monate zurückliegt. Aber es gibt Erfahrungen, aus denen die Buchbranche für die entscheidenden Umsatztage des Jahres Mut schöpfen kann. Denn unter allen Sparten des Einzelhandels funktioniert in der nicht enden wollenden Corona-Plage der unabhängige Sortimentsbuchhandel bisher am besten – mit Abstand sogar, ließe sich hinzufügen, wenn das "mit Abstand" nicht inzwischen ein so langweiliger Kalauer wäre. Die Krisenfestigkeit der Branche hat mehrere Gründe.
Die Loyalität der Buchhandelskundschaft zu ihren lokalen Händlerinnen und Händlern ist unverbrüchlich. Oft über lange Zeiträume hinweg sind offenbar persönliche, vertrauensvolle Beziehungen gewachsen. Sie fußen auf erfreulichen Beratungserlebnissen (nichts bindet Kunden stärker als diese). Sie werden gestützt durch die Überallerreichbarkeit des unabhängigen Buchhandels: Geschäft im Viertel, Shop im Web. Und die Ware, um die es geht, das Buch, bewährt sich gerade als das ideale Rückzugsmedium. Studien belegen bereits, dass in diesem Jahr wieder mehr gelesen wird, über alle Altersgruppen hinweg. Das Leitmedium feiert sein Comeback – diesmal als Lockdown-Medium.
Aber stopp: Reden wir uns gerade die Lage schön? Oder sprechen die empirischen Fakten des Marktes ebenfalls für eine optimistische Sicht?
Zahlen, die die Marktforscher von Media Control gerade zur Kalenderwoche 49 veröffentlicht haben, belegen überdeutlich, wie exzellent sich das Sortiment in der Pandemie schlägt. Der Vergleich zum Vorjahreszeitraum: 5,5 Prozent Umsatzplus, kumuliert für den Advent (also inkl. KW 48) sogar plus 8,4 Prozent; dazu 6,7 Prozent höhere Preise; sogar die Mengenentwicklung tendiert in der bisherigen Adventszeit leicht positiv. Schaut man allein auf die Ergebnisse der Kalenderwoche 48, so lässt sich zudem ein hervorragend verlaufener November vermuten – am morgigen Donnerstag stehen im Börsenblatt dazu die Messergebnisse aus Baden-Baden.
Die Indizien sprechen für ein verdichtetes, vorgezogenes, aber auch intensives Weihnachtsgeschäft. In den kommenden, wenigen Tagen dürfte noch viel zu holen sein. Natürlich sind enorme Anstrengungen vonnöten, um alle Kundenwünsche unter den aktuellen Bedingungen zu befriedigen. Aber die Wünsche wie auch die Kunden, sie sind da! Sie sind präsent wie lange nicht mehr.