Er sieht sich nicht als Sanierer: Carel Halff spricht im Interview mit Börsenblatt Online darüber, was er in Hamburg als CEO bewegen will und warum er mit 71 noch einmal den Job wechselt.
Carel Halff, Gründer von HALFF-Beratung und ehemaliger CEO von Bastei Lübbe, wird CEO der Holtzbrinck Buchverlage. Er folgt auf Alexander Lorbeer, der laut Pressemitteilung auf eigenen Wunsch zum 31. Dezember 2022 ausscheidet, um sich neuen Aufgabe zuzuwenden.
Charakteristisch für die Holtzbrinck-Buchverlage ist bisher die hohe Eigenständigkeit der Einzelverlage, Standortfrage inklusive. Bewährt sich das noch? Soll das so bleiben? Oder ist, auf längere Sicht, mit einer Konzentration der Holtzbrinck-Gruppe auf Berlin zu rechnen?
Die verlegerische Eigenständigkeit der Holtzbrinck-Verlage ist unsere Erfolgs-DNA. Sie steht nicht zur Diskussion.
Angesichts verschärften Kostendrucks, anhaltender Papierkrise und wachsender Logistik-Probleme: Wo sehen Sie Potenziale, innerhalb der Buchverlagsgruppe weitere Synergien zu heben?
Darüber zu spekulieren ist für mich heute zu früh. Erst einmal muss ich die Häuser, die Menschen und die verschiedenen Anforderungen kennenlernen. Dass wir wie alle anderen Marktteilnehmer vor Herausforderungen stehen, ist unbestritten.
Muss sich aus Ihrer Sicht die Erlössituation der Holtzbrinck Buchverlage deutlich verbessern?
Die Holtzbrinck-Buchverlage sind wirtschaftlich gesund und haben ein sehr erfolgreiches Vorjahr hinter sich.
Personell ist in den vergangenen Jahren gerade auf Führungsebene viel Bewegung entstanden: Verlegerwechsel bei Rowohlt, Fischer mehrfach; CEO-Wechsel im Vier-Jahres-Rhythmus: Pfuhl, Lorbeer, Halff: Hilfreiche Dynamik oder zu viel Unruhe?
Ich glaube, das waren ganz natürliche Bewegungen. Das sollten Sie nicht überbewerten.
Sie persönlich haben vor wenigen Wochen Ihren 71. Geburtstag gefeiert und übernehmen jetzt in schwieriger Zeit erneut Verantwortung. Warum muten Sie sich das noch einmal zu?
Meine Lebenslust hat drei Pfeiler: Freude an der Anstrengung, Lust am Lernen und Begeisterung für Menschen und Bücher. Davon kann ich nie genug bekommen.
Haben Sie den Eindruck, eine ähnlich komplexe Ausgangslage vorzufinden wie damals bei Bastei-Lübbe? Holt man Sie auch wegen Ihrer Sanierungs-Erfahrung?
Nein, die Holtzbrinck-Verlage sind kerngesund. Wir kennen und schätzen uns persönlich und als Geschäftspartner. Denken Sie nur an die Beteiligungen Droemer Knaur, buecher.de oder bol.nl aus meiner Weltbild-Zeit.
Wo werden Sie Ihr Büro haben? Werden Sie ein eigenes Team mitbringen?
Am Sitz der Gesellschaft, Hamburg. Ich werde aber wie bisher viel unterwegs sein. Ich bringe niemanden mit, sondern freue mich auf viele neue Menschen. Die Leitung meiner Beratung übernimmt ab 1. Januar 2023 mein Partner, Josef Stahl.
Sie wollen diesen Plus-Artikel weiterlesen?
Dafür benötigen Sie ein Benutzerkonto sowie ein Abonnement!