Wenn wir heute über Künstliche Intelligenz (KI) reden heißt es bei vielen, dass wir von »echter« KI noch meilenweit oder gar Jahrzehnte entfernt sind, dass man derzeit eher von intelligenter Technologie sprechen sollte, dass die heute vorhandenen Algorithmen zur Bilderkennung, Übersetzung usw. zwar beeindruckende Ergebnisse liefern und uns auf vielen Gebieten erheblich unterstützen, aber im Grunde doch nur technische Assistenten sind, die unser Denken und Fühlen nur unwesentlich beeinflussen.
Warum dass Gegenteil stimmt, hat Holger Volland, Mitglied der Geschäftsleitung der Frankfurter Buchmesse, jetzt in seinem neuen Buch Die kreative Macht der Maschinen schlüssig dargelegt. Anhand zahlreicher und vor allem verblüffender Beispiele zeigt er auf, wie fundamental Künstliche Intelligenzen heute schon unser Leben beeinflussen. Es ist ein mit leichter Hand verfasstes Buch, das ohne theoretisches Vorwissen für jene geschrieben wurde, die sich kritisch mit dem gegenwärtigen Stand der Digitalisierung auseinandersetzen möchten. Und um es gleich vorwegzunehmen: Holger Volland steht nicht in der Reihe derer, die bei jeder Neuerung den Untergang des Abendlandes dämmern sehen. Er ist allen technischen Innovationen gegenüber aufgeschlossen, ja geradezu neugierig auf das, was durch die Digitalisierung auf uns zukommt. Aber er sieht auch die Risiken des technologischen Wandels. Und er sieht sie wesentlich genauer und radikaler als viele Warner, die sich aus einer grundsätzlichen Abwehrhaltung gegen alles Neue gern verbarrikadieren. Holger Volland schreibt eben nicht mit spitzer Feder, sondern mit chirurgischer Präzision. Und wie Jaron Lanier weiß er genau, worüber er spricht.
KI gegen Fake-News
Es ist nicht so ganz einfach, dem gedankenreichen Buch in einer kurzen Besprechung gerecht zu werden. Beginnen wir mit den Chancen der KI. Schlaue Algorithmen sind heute schon in der Lage, durch maschinelles Lernen herauszufinden, »wann Texte oder Videos echt sind und wann nicht«, schreibt Holger Volland. »Dabei kommt ihnen die schiere Menge an Falschmeldungen zu Trainingszwecken zugute, denn durch diese umfangreiche Analyse können die Programme Wahrscheinlichkeiten dafür errechnen, welche Faktoren dafürsprechen, dass ein Inhalt Fake-News ist.« Das ist zweifelsohne ein positiver Effekt. Künstliche Intelligenzen leisten darüber hinaus längst in der medizinischen Diagnostik unschätzbare Dienste – um hier nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Das kreative Potential der KI
Einer breiten Öffentlichkeit wohl noch nicht so bekannt ist die Tatsache, dass in der KI ein erstaunliches kreatives Potential steckt. So hat die KI »Watson« von IBM 2016 »selbständig den Trailer zum Film Das Morgan-Projekt kreiert.« Hier kann man sich diesen Trailer anschauen: