Woche der Unabhängigen Buchhandlungen

"Alle, außer mir" ist der Lieblingsroman der Buchhändler

11. Oktober 2018
Redaktion Börsenblatt
Deutschlands Buchhändler haben gewählt: Francesca Melandris Roman "Alle, außer mir" (Wagenbach) ist ihr Lieblingsroman in diesem Jahr.

"Er ist nicht immer leicht zu lesen, es ist ein literarisches Buch, ein politisches Buch über die koloniale Vergangenheit - und ich danke den Buchhändlern sehr, dass sie uns bei der Vermittlung unterstützt haben" sagte Wagenbach-Verlegerin Susanne Schüssler unmitelbar nach Bekanntwerden des Siegertitels. "Ich danke aber auch der Autorin, dass sie das Buch in einem unabhängigen Verlag veröffentlicht hat - sie hätte auch in anderen großen Verlagen veröffentlichen können."

Was bedeutet überhaupt unabhängig? hatte Moderator Knut Cordsen zu Beginn des "Gesprächs über den Wert von Autonomie in der Buchbranche" gefragt, der Bekanntgabe vorausgegangen war. "Sowohl bei der Auswahl der Bücher als auch in der Konzeption von Veranstaltungen bin ich völlig frei", meinte Lucia Bornhofen, Geschäftsführerin der Buchhandlung Bornhofen in Gernsheim. "Ich bestimme selbst, habe niemanden über mir, und wenn ein bestimmtes Veranstaltungsformat nicht funktioniert, kann ich ganz schnell entscheiden, dass ich das Format nicht nochmal mache." "Unabhängigkeit ist kein Garant für eine wirtschaftliche Unabhängigkeit, aber je selbstständiger die Buchhändler entscheiden können, umso vielfältiger wird das Angebot für die Kunden insgesamt", befand Social-Web-Rangerin Wibke Ladwig. "Dadurch gibt es eben nicht die eine Buchhandlung, die aussieht wie alle anderen und dieselben vom Zentraleinkauf georderten Titel hat, sondern sehr viele individuelle Buchläden." Was Unabhängigsein in der Kritik bedeutet, machte Blogger Uwe Kalkowski deutlich, der in diesem Jahr auch in der Jury des Deutschen Buchpreises war: "Die Leute schätzen die wirklich subjektive Bewertung von Buchtiteln."

"Der Großteil der Leser ist weiblich, die meisten Rezenten sind aber Männer", hielt Cordsen fest, und die fünf Titel der  Shortlist sind alle von Schriftstellerinnen!" - lauter Applaus im Pavilion an dieser Stelle. "Vielleicht weil viele Buchhändlerinnen mitgemacht haben", ist eine Anklärungsansatz von Lucia Bornhofen. Nominiert waren:

Latetitia Colombani mit "Der Zopf" (S.Fischer)

Mareike Fallwickl mit "Dunkelgrün fast schwarz" (Frankfurter Verlagsanstalt)

Francesca Melandri mit "Alle, außer mir" (Wagenbach)

Celest Ng mit "Kleine Feuer überall" (dtv)

Anne Reinecke mit "Leinsee" (Diogenes)