Tschechien Gastland der Leipziger Buchmesse 2019

Ahoj Leipzig! lautet das Motto

15. März 2018
Redaktion Börsenblatt
Auf der heutigen Pressekonferenz haben die Veranstalter von "Tschechien – Gastland der Leipziger Buchmesse 2019" ihre neuen Förderprogramme und die Höhepunkte ihres kommenden Kulturprogramms vorgestellt.

Das tschechische Kulturministerium und die Mährische Landesbibliothek Brünn veranstalten in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern das Tschechische Kulturjahr von Herbst 2018 bis Herbst 2019, das zahlreiche Auftritte tschechischer Autorinnen und Autoren in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorsieht. Zudem sind Podiumsdebatten, Konzerte, Foto- und Design-Ausstellungen, Filmprogramme und ein Opern-Gastspiel des Nationaltheaters Brünn geplant.

Im Mittelpunkt steht die breite Präsentation neuer tschechischer Bücher und ihrer deutschen Übersetzungen sowie die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, Geschichte und Politik des Landes. So werden unter anderem die Werke Pavel Kohouts, Schriftsteller und Wortführer des "Prager Frühlings", im Mittelpunkt stehen, sowie die Errungenschaften des Menschenrechtlers und Politikers Václav Havel, Mitinitiator der oppositionellen Bürgerrechtsbewegung "Charta 77", die der Wende in Tschechien, der "Samtenen Revolution", 1989 den Weg ebnete.
 
"Künstler und Intellektuelle der tschechischen Bürgerrechtsbewegung haben 1977 mit der 'Charta 77' eines der berühmtesten Manifeste für die Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten in der Weltgeschichte vorgelegt", unterstreicht Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. "Ich freue mich auf die heutigen politischen und künstlerischen Perspektiven unserer Nachbarn und natürlich auf ihre literarische Verarbeitung. Denn Tschechien hat eine ungemein reiche und vielfältige Literaturszene zu bieten, die viele deutschsprachige Leser verdient hat."
 
Ilja Šmíd, Kulturminister der Tschechischen Republik, erklärt: "Ahoj Leipzig!, unser Motto für den Gastlandauftritt bei der Leipziger Buchmesse 2019, ist mit Bedacht gewählt, assoziiert es doch in Tschechien wie in Deutschland einen maritimen Gruß. 'Böhmen am Meer', das ist ein altes bis auf Shakespeares 'Wintermärchen' zurückgehendes Motiv, das einen utopischen Idealzustand beschreibt. Tatsächlich liegt Tschechien vom Meer weit entfernt, und daher ist das Meer unser dauerhafter Sehnsuchtsort. Ein Ort, zu dem wir gerne aufbrechen, natürlich mit Büchern in der Hand, so dass es in Tschechien stattdessen ein 'Meer an Büchern' gibt. Kommen Sie mit an Bord und segeln Sie mit uns durch das tiefe Meer der tschechischen Literatur!"
 
 
Gastland Tschechien bietet drei Förderprogramme
 
Ziel des tschechischen Länderauftritts im deutschsprachigen Raum ist es, die tschechische Literatur auf dem deutschen Buchmarkt stärker sichtbar zu machen. Um Übersetzungen aus dem Tschechischen wirksam zu unterstützen, wurden drei besondere Förderprogramme aufgelegt:
 
•    Programm des tschechischen Kulturministeriums zur Förderung von Übersetzungen tschechischer Literatur in die deutsche Sprache: Dieses Programm, das von Verlegern, Herausgebern, Literaturagenten und Übersetzern beantragt werden kann, bezieht sich vorrangig auf die zeitgenössische Literatur. Einsendeschluss für den nächsten Förderantrag ist der 15. April 2018. Das Antragsformular findet sich hier.
 
•    Sonderausschreibung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds für Projekte, die der Stärkung des deutsch-tschechischen literarischen Austausches dienen: Dieser Fonds fördert deutsche Übersetzungen tschechischer Literatur, desweiteren die deutsche Bohemistik, etwa über Konferenzen, Workshops, Seminare und andere wissenschaftliche Diskursformate. Und schließlich Aktivitäten, die die tschechische Literatur in Deutschland bekannter machen, etwa durch Lesungen tschechischer Autoren in Deutschland und deutsch-tschechische Begegnungen sowie gemeinsame Publikationen. Deadline für diese Förderanträge ist jeweils das Quartalsende 2018 sowie im Jahr 2019 der 31.3. und der 30.6. Das Antragsformular findet sich hier.
 
•    Residenzprogramm, das kreative Schreibaufenthalte deutscher Schriftsteller in Brünn und tschechischer Schriftsteller in Leipzig ermöglicht: Interessierte Autorinnen und Autoren können sich ab sofort bewerben, Einsendeschluss für die Bewerbungen ist der 23. April 2018. Jeweils fünf Kandidaten aus jedem Land werden von einer Jury ausgewählt und im Rahmen der Prager Buchmesse, am 10. Mai 2018, bekannt gegeben. Der Aufenthalt ist auf die Partnerstädte Leipzig und Brünn konzentriert und erfolgt einen Monat lang, in der Zeit vom August 2018 bis Januar 2019. Nähere Informationen über die Ausschreibung finden Sie hier.

 
Im Herbst 2018 startet das tschechische Kulturjahr
 
Ab Herbst 2018 werden in Leipzig sowie im gesamten deutschsprachigen Raum rund vierzehn Monate lang Buchkultur, Schriftsteller, Denker, Kunst, Comics, Musik, Design und Photographie aus der Tschechischen Republik präsentiert.
 
"Ziel des Projekts 'Tschechisches Kulturjahr' ist es, die tschechisch-deutschen Kulturbeziehungen und das Bewusstsein über zwei historisch, sprachlich und geographisch eng verwandte Länder zu stärken. Deshalb ist eine Reihe von Programmen so konzipiert, dass sie zu einem dauerhaften Bestandteil des tschechisch-deutschen Kulturaustausches werden können", betont Projektkoordinator Martin Krafl.
 
Start und Abschluss des Kulturjahres sind in Leipzig geplant, der Partnerstadt Brünns. "Wir freuen uns darauf, in den kommenden Monaten verstärkt tschechische Kultur in Leipzig erleben zu dürfen, denn Leipzig und Brünn verbindet eine sehr enge Partnerschaft, der dieser spannende Auftritt Tschechiens in Leipzig neue Impulse verleiht", unterstreicht Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig.
 
Das tschechische Kulturjahr wird am 13. Oktober 2018 mit dem Leipziger Opernball eröffnet, bei dem eine musikalische Bandbreite über Klassik, Jazz, Schlager bis hin zum politischen Lied zu erleben sein wird: Als Star-Gast des Abends ist Karel Gott angefragt, die „goldene Stimme aus Prag“, zudem tritt die international gefeierte tschechische Opernsängerin Dagmar Pecková auf. Anschließend sind in Leipzig Lesungen und Gespräche tschechischer Autorinnen und Autoren beim Leipziger Literarischen Herbst (23. bis 31. Oktober 2018) geplant. Aus Anlass des 80. Geburtstags von Jiří Menzel, einer der Hauptfiguren der Nouvelle Vague, wird eine Filmreihe veranstaltet, und es gibt tschechische Literaturverfilmungen in der Schaubühne Lindenfels. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Nationalbibliothek in Leipzig zeigt eine Ausstellung zur tschechischen Avantgardekunst. Im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig sowie in der Schaubühne Lindenfels werden Bedeutung und Wirkung der „Charta 77“ beleuchtet.
 
Für Kinder und Jugendliche ist ein eigenes tschechisches Programm geplant: der Buchsommer „Kapitäne Ahoj!“ in der Leipziger Stadtbibliothek, die 2019 u.a. auch eine Ausstellung tschechischer Kinderbuch-Illustrationen präsentiert.
 
Höhepunkt des tschechischen Kulturjahres ist die Leipziger Buchmesse (21. bis 24. März 2019), in deren Anschluss die Autorinnen und Autroren ihre neu übersetzten tschechischen Bücher in den Literaturhäusern und Kulturinstitutionen zahlreicher Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorstellen: in Berlin, Bremen, Hamburg, Köln, Frankfurt, Bonn, München, Heidelberg und Stuttgart, in Wien, St. Pölten, Krems, Linz, Salzburg und Graz sowie in Zürich und Basel.
 
Der krönende Abschluss des tschechischen Kulturjahres wird am 8. November 2019 in der Leipziger Oper gefeiert – mit einem Gastspiel des Nationaltheaters Brünn: Leoš Janáčeks Oper „Jenůfa“.
 
Nähere Informationen finden Sie hier: www.ahojleipzig2019.de