Anmeldungen für den Deutschen Gemeinschaftsstand sind noch bis 25. März möglich unter www.buchmesse.de/dgs
Wichtige Verleger, Strategen und Branchenexperten aus diesen Ländern werden am Dienstag, 18. Oktober 2016, ihre jeweiligen Märkte mit Analysen, Visionen und direkten Geschäftskontakten vorstellen und persönliche Tipps liefern. Die eintägige Konferenz wird von der Frankfurter Buchmesse in Kooperation mit dem US-amerikanischen Branchenmagazin Publishing Perspectives organisiert.
Rabattschlacht im krisengezeichneten Buchhandel
Kampf mit allen Mitteln: Mit Nachlässen von bis zu 50 Prozent buhlen Polens Verleger und Buchhändler um die raren Leser und Käufer. Laut Erhebungen des Polish Book Institute (2014) liegt der Nicht-Leser-Anteil im 40-Millionen-Staat bei beachtlichen 58 Prozent der Bevölkerung (Deutschland: 17 Prozent; Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels)
Laut Studie kauft nur zwei Prozent der polnischen Bevölkerung pro Jahr mehr als sieben Bücher. Die 2011 eingeführte Mehrwertsteuer von fünf Prozent, sinkende Lohnniveaus und wachsende Anteile von Audio- und E-Books verschärfen die Krise des gedruckten Buches, die den polnischen Buchmarkt seit 2010 fest im Griff hat. Seither sanken die Umsätze von 735 auf 582 Mio. Euro (2014). Nach einer geringfügigen Erholung im Jahr 2013 von 0,4 Prozent brach der Umsatz 2014 wieder kräftig um 7,5 Prozent ein. Ausnahmen waren hier die Segmente Kinderbuch, Lehr- und Fachbücher sowie illustrierte Bücher, die leichte Zuwächse verzeichnen konnten.
Das Volumen des polnischen Buchmarkts macht derzeit 3 Prozent des europäischen Markts insgesamt aus, gemessen an der Bevölkerungszahl müssten es 7 Prozent sein, sagt die Polnische Buchkammer PIK. Branchenexperten erwarten künftig weitere Umsatzeinbrüche und einen verschärften Wettbewerb unter den Verlagen. 2014 sank die Anzahl der Beschäftigten in der Verlagsbranche um 4,5 Prozent auf 5.260.
Regierungswechsel in Polen: Opfer Preisbindung
Große Hoffnungen zur Stabilisierung des Marktes setzten Branchenverbände und Verlage auf eine Preisbindung nach dem Vorbild Deutschlands und Frankreichs. 2014 wurde ein entsprechender Gesetzentwurf eingebracht, der durch die Neu-Wahlen im Oktober 2015 allerdings obsolet geworden ist.
Mehr Titel, weniger Auflage
2014 wurden in Polen 32.480 Titel (2013: 29.710) veröffentlicht, davon 18.870 Neuerscheinungen (2013: 15.580). Gleichzeitig sank die Gesamtauflage um 6,5 Prozent auf 105,1 Mio. Exemplare (2013: 112,4) sowie die durchschnittliche Auflage auf 3.236 Exemplare (2013: 3.783). Zum Vergleich: In Westeuropa wird ein Buch im Durchschnitt in 15. Exemplaren gedruckt
Weltweit übersetzt
Gut 20 Prozent aller Titel (6.700) waren 2014 Übersetzungen. Dabei ist Deutsch nach dem Englischen die zweitwichtigste Herkunftssprache bei Übertragungen ins Polnische. 324 nach Polen vergebene Lizenzen entsprechen 2014 5 Prozent aller ins Ausland vergebenen deutschen Lizenzen. Spitzenreiter waren hier mit 80 Lizenzen Kinder- und Jugendbücher, Ratgeber (59) und Belletristik (57).
(Quelle: http://www.buchmesse.de/images/fbm/dokumente-ua-pdfs/2016/warschau_2016.pdf_56620.pdf)
Gefragte polnische Autoren im Ausland
Czesław Miłosz (Übersetzungen in 52 Sprachen), Tadeusz Różewicz (51), Janusz Korczak (50), Wisława Szymborska (50), der frühere Papst Karol Wojtyła (50), Stanisław Lem (47), Jarosław Iwaszkiewicz (47), Sławomir Mrożek (44), Witold Gombrowicz (44), Zbigniew Herbert (43), Ryszard Kapuściński (42) und Jerzy Andrzejewski (40).
Hohe Marktkonzentration
Strukturell weist der polnische Buchmarkt eine hohe Konzentration auf. 35 Verlage machen zusammen einen Marktanteil von 75 Prozent aus; 300 Verlage einen Marktanteil von 98 Prozent. 2014 beherrschten die fünf größten Verlage (Nowa Era, WSiP, Wolters Kluwer Polska, Pearson Central Europe, Grupa Edukacyjna) den Markt zu 37 Prozent. Den Vertrieb dominieren Multimedia- und Buchhandelsketten wie Matras oder Empik mit hunderten Verkaufsstellen und bis zu 150.000 Titeln im Portfolio, was zu einem Massensterben kleiner Buchhandlungen führte. In den letzten fünf Jahren ist ihre Zahl um 700 auf 1.854 und damit um 30 Prozent geschrumpft.
Auf 10.000 Einwohner kommen in Polen statistisch gesehen nur noch 0,48 Buchhandlungen (Großbritannien: 0,55, Niederlande: 1,29, Frankreich: 1,69)
Online auf dem Vormarsch
Der komplette polnische E-Commerce-Markt boomt und überzeugt mit Wachstumsraten von 25 Prozent pro Jahr. Beim Online-Buchhandel sind es immerhin 9 Prozent. Mittlerweile geht jedes vierte Buch über den virtuellen Ladentisch.
Auch der Umsatz mit E-Books wuchs 2014 gegenüber 2013 um satte 16,5 Prozent. Aktuell macht der E-Book-Markt mit rund 56 Millionen Zloty (ca. 14 Millionen Euro) (Quelle: Polish Book Institute) zwischen 4 und 5 Prozent des Gesamtmarktes aus. Zur Jahreswende 2014/2015 waren 37.000 Titel polnischer Autoren als E-Book verfügbar.
Größte Wachstumshemmnisse sind die weit verbreitete Piraterie und die mit 23 Prozent sehr hohe Mehrwertssteuer auf Online-Produkte.
(Quelle: http://dotcomriver.com/report-ecommerce-poland.html)
Polens Buchmarkt im Überblick (2014*):
Umsatz: 582,1 Millionen Euro (-7,5 Prozent)
Verlage: ca. 2.000-2.500
Veröffentlichte Titel: 32.480
Neuerscheinungen: 18.870
Verkaufte Bücher: 105,8 Millionen Exemplare (-6,5 Prozent)
Durchschnittlicher Buchpreis: 9,74 Euro
Buchhandlungen: 1.854
*Quelle: The Polish Book Institute, The Polish Bookmarket, http://www.bookinstitute.pl
Über The MARKETS
Nach der Premiere 2015 findet THE MARKETS, die Auftaktkonferenz der Frankfurter Buchmesse, in diesem Jahr erneut am Dienstag vor Messebeginn statt (Dienstag, 18. Oktober 2016: „THE MARKETS – Global Publishing Summit 2016
Visionen, Analysen, Geschäftskontakte“.)
Auch in diesem Jahr stehen sieben internationale Buch- und Medienmärkte im Mittelpunkt der eintägigen Veranstaltung. Diese Märkte sind:
- Polen
- Brasilien
- Großbritannien
- Flandern & Niederlande
- Philippinen
- Spanien
- Vereinigte Arabische Emirate
Tickets und weitere Informationen: www.themarkets2016.com