Warum haben Sie Isolvenzverfahren für die Verlage Haffmans & Tolkemitt sowie Rogner & Bernhard beantragt?Till Tolkemitt: Wir hatten in den vergangen Jahren öfter mal Krisen, wie es bei kleinen Verlagen ja leider auch üblich ist. Diese konnten aber immer wieder durch Erfolge oder durch Kapitaleinlagen der Gesellschafter gemeistert werden. In den letzten Monaten des Jahres 2015 hatten wir dann mit erheblichen Umsatzeinbrüchen zu kämpfen, gleichzeitig lief die Vorproduktion für das 2016er Programm auf vollen Touren. Am Ende mussten wir uns eingestehen, dass wir es nicht schaffen, die Verlage auf die gleiche Art wie in der Vergangenheit weiterzuführen.
Wird der Geschäftsbetrieb normal weiterlaufen?Der Betrieb läuft derzeit weiter − unter Zustimmungsvorbehalt des vorläufigen Insolvenzverwalters. Wir sind sehr froh, mit Professor Rolf Rattunde einen Verwalter zu haben, der Verständnis für die Besonderheiten eines Buchverlags hat. Wir arbeiten daran, das Frühjahrsprogramm wie geplant herauszubringen.
Wie umfangreich sind denn die Frühjahrsprogramme beider Verlage? Wie viele Titel sollen erscheinen?Pro Verlag vier Titel.
Gibt es schon Sanierungspläne, um die beiden Verlage zu retten?Wir suchen derzeit Investoren, die an der Weiterführung der Verlage interessiert sind. Erste Gespräche in diese Richtung verlaufen ermutigend.
Sie sind noch Geschäftsführer bei zwei weiteren Unternehmen. Wie ist die Lage bei diesen?Ja, das ist richtig: "Berlin Apps" (AS Berlin Applications GmbH & Co. KG) und die Make Love GmbH – beide sind nicht betroffen. Bei Berlin Apps entwickeln wir zwei Apps, von denen DoMeAFavour bereits erhältlich ist. Die Make Love GmbH bündelt die Interessen der TV-Sendung Make Love, der Bücher, die bei Rogner & Bernhard erschienen sind, und der Autorin und Moderatorin Ann-Marlene Henning. Das läuft auch weiter so.
Die "Make Love"-Reihe wird es also auf jeden Fall weiter geben?Ja!
Fragen: Matthias Glatthor
Hintergrund
Das Amtsgericht Charlottenburg hatte laut Insolvenzbekanntmachung am 10. Dezember im Verfahren über den Antrag der Haffmans & Tolkemitt GmbH (Berlin) auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen den Rechtsanwalt Prof. Rolf Rattunde von der Berliner Kanzlei Leonhardt Rattunde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Rattunde wurde am 15. Dezember auch als vorläufiger Insolvenzverwalter im Verfahren über den Antrag der Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen ernannt. Verfügungen der Verlage über "Gegenstände des schuldnerischen Vermögen sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam", heißt es weiter im Beschluss des Amtsgerichts. Rolf Rattunde war etwa auch vorläufiger Sachwalter im Schutzschirmverfahren, das Suhrkamp 2013 beantragt hatte.
Haffmans & Tolkemitt hatte zum 1. September 2011 die Unternehmensanteile am Berliner Verlag Rogner & Berhard von Jakob Augstein und Johanna von Rauch (96 Prozent) übernommen. Dort erschien 2012 das erfolgreiche Aufklärungsbuch "Make Love" und 2014 der Folgeband "Make More Love".
Neben Till Tolkemitt gibt es in beiden Verlagen zwei weitere direkt angestellte Mitarbeiter. Weitere Details zu den beantragten Insolvenzverfahren wollte Tolkemitt nicht nennen.