"Zeitgemäße Nature Poetry"
"Sabine Scho will sich mit ihren künstlerischen Produktionen in die gesellschaftlichen Diskurse über den Zustand unserer natürlichen Mitwelt und über die Verbindungen unserer menschlichen Natur zu der anderer Lebewesen 'einmischen'", so die Jurybegründung in der Presseinformation. "Ihre literarischen Arbeiten verschränkt sie auf inspirierende Weise mit anderen Kunstformen (vor allem Bildkunst und Fotografie) und nutzt dafür auch weitere mediale Darstellungen wie Performances und Ausstellungen. Ihre Lyrik, die sich oft einer variantenreichen rhythmischen Prosa annähert, integriert auch entlegene und komplexe Wissensbestände zu den Naturerscheinungen in die poetische Rede. Zudem sucht sie, in Fortführung der Traditionen des Nature Writing, selbst Naturräume zu eingehenden Erkundungen auf, etwa in Brasilien oder Südafrika. Sie steht mit ihren immer wieder experimentellen künstlerischen Projekten für eine im deutschsprachigen Raum seltene Erarbeitung einer zeitgemäßen Nature Poetry."
Sabine Scho wurde 1970 in Ochtrup geboren. Zuletzt erschienen von ihr die zwei Gedichtbände "Album" und "farben" sowie "Tiere in Architektur" bei Kookbooks. Scho wurde bereits mehrfach ausgezeichnet: 2012 mit dem Anke Bennholdt-Thomsen Preis der Deutschen Schillerstiftung, einem Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung und einem Reisestipendium der Kunststiftung NRW 2018 sowie einem Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo für 2019.
"In Lehnerts Gedichten wird Natur 'geschrieben'"
An Christian Lehnerts Gedichten würdigt die Jury insbesondere, dass hier "die Natur mehr als nur Gegenstand der Wahrnehmung und der poetischen Verarbeitung ist. Die Stimme, die hier spricht, formuliert sich als Teil eines Zusammenhangs. Ohne von sich abzusehen, offenbart sie eine Idee von Natur als vielgestaltige Schöpfung, die der ihrerseits schöpferischen Versprachlichung bedarf. Im souveränen Rückgriff auf bereits Geschriebenes und mit außerordentlichem Formbewusstsein wird in Christian Lehnerts Gedichten Natur 'geschrieben'. Die Prägnanz und Evokationskraft der einzelnen Naturbilder beeindruckt hierbei ebenso wie der souveräne Gebrauch der Odenform, mit der das Mannigfaltige eingefangen, das Unfassbare fassbar gemacht wird."
Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, ist Dichter und Theologe. Zurzeit leitet er das Liturgiewissenschaftliche Institut an der Universität Leipzig. Seine bislang sieben Gedichtbücher und ein Essay über Paulus erschienen im Suhrkamp Verlag − im August erscheint der Gedichtband "Cherubinischer Staub". 2012 erhielt Lehnert den Hölty-Preis für sein lyrisches Gesamtwerk, 2016 den Eichendorff-Literaturpreis.
Die Preisverleihung findet am 31. August, um 17 Uhr im Elias-Kuppelsaal in Berlin statt. Die Laudationes halten Cord Riechelmann und Joachim Hake.
Zum Preis
Bestandteil des Deutschen Preises für Nature Writing ist neben dem Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro ein vom Bundesamt für Naturschutz vergebenes Aufenthaltsstipendium auf der Insel Vilm, auf der die Internationale Naturschutzakademie des BfN ihren Sitz hat. Im vergangenen Jahr wurde Marion Poschmann mit dem ersten Deutschen Preis für Nature Writing ausgezeichnet.
Die Jury setzte sich 2018 aus der Autorin Marion Poschmann, der Autorin und Herausgeberin der Reihe "Naturkunden" Judith Schalansky, der Literaturvermittlerin Brigitte Labs-Ehlert, dem Literaturwissenschaftler und Autor Ludwig Fischer sowie dem Literatur- und Kulturwissenschaftler Steffen Richter zusammen.