Hier der Brief des IGUV-Sprecherkreises im Wortlaut:
"Stellen Sie sich einmal vor, Sie arbeiten in einer Branche, die sich seit Sommer darüber Sorgen macht, Millionen von Kunden verloren zu haben. Einige Tausend interessierte Menschen stehen dann im Herbst vor Ihnen und möchten das tun, was Sie sehnlichst von ihnen erhoffen (und gut verstehen können, denn Ihr Produkt ist toll) – sie möchten kaufen. Und was tun Sie, falls zufällig Samstag ist? Verkürzt gesagt: Sie schicken ihre potenziellen Kunden wieder weg, womöglich ein Abschied für immer. Das klingt verrückt? Ja, ganz recht. Willkommen auf der Frankfurter Buchmesse.
Jedes Jahr im Oktober findet in Frankfurt die 'Buchmesse des Jahres' statt, die nach eigener Darstellung 'der wichtigste internationale Handelsplatz für Content, gesellschaftlicher Taktgeber und immer auch ein großes Kulturfestival' ist. Die Messe hat den Anspruch, Leitmesse für die Buchbranche zu sein. Bildet die Messe aber wirklich die ganze Buchbranche ab? Aus welchem Grund finden sich auf dieser Messe im Gegensatz zu Leipzig viel zu wenige kleinere und unabhängige Verlage, obwohl die Frankfurter Buchmesse als ein Unternehmen des Börsenvereins doch den Anspruch haben müsste, die ganze Vielfallt der Buchbranche abzubilden? Sicher, aufgrund der Kosten für Stand, Tickets, Reise und Unterbringung lässt sich eine Messeteilnahme für viele kleinere Verlage wirtschaftlich nur schwer abbilden. Im Gegensatz zu Leipzig fehlt in Frankfurt aber die Finanzierungsmöglichkeit über den Buchverkauf am Samstag. Gut – von Mittwoch bis Freitag ist die Frankfurter Buchmesse eine Fachmesse. Dem Publikum am Wochenende ist es aber längst nicht mehr zu vermitteln, dass der Verkauf von Büchern am Samstag untersagt, am Sonntag hingegen gestattet ist. Dies erscheint und ist willkürlich.
Potenzielle Leser gehen durch die fehlende Kaufmöglichkeit trotz Interesse am Buch verloren. Impulskäufe werden verhindert. Dies betrifft alle Verlage; vor allem aber jene, die in Buchhandlungen nicht so präsent sind – also eher kleinere und unabhängige Verlage. Es ist nicht davon auszugehen, dass viele Buchkäufer gesehene Bücher am nächsten Tag oder irgendwann später in ihrer Buchhandlung kaufen, insbesondere wenn das Buch nicht vorrätig ist und bestellt werden muss. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass die, die immer noch großes Interesse an verschiedenen Büchern haben, nach der Messe aus Bequemlichkeit bei Amazon bestellen. Diese Förderung von Amazon auf Kosten der Verlage kann niemand wollen. Viele Endkunden erwarten übrigens am Sonntag sogar einen 'Messe- oder Schlussverkaufsrabatt' mit der nachvollziehbaren Logik, dass es sich ja um einen Sonderverkauf am letzten Buchmessetag handelt und dies auf solchen Veranstaltungen üblich ist. Durch den Samstagsverkauf würde diese Erwartungshaltung nivelliert werden und der Druck auf die Verlage weichen. Technisch ließe sich der Verkauf sehr einfach durch den Direktverkauf durch die Verlage selbst unbürokratisch umsetzen – wie dies ja auch bereits am Sonntag geschieht. Große Verlage finden wie jetzt schon sicher eine Buchhandlung, die den Verkauf gerne übernimmt.
Für kleinere Verlage ist eine Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse ein kaum noch zu leistender finanzieller Kraftakt – Kleinstverlage sind dort gar nicht mehr zu finden. Durch den Verkauf auch am Samstag würden wieder mehr kleinere Verlage den Weg zur Frankfurter Buchmesse finden und mit ihrer Vielfalt die Messe deutlich bereichern und attraktiver gestalten.
Der Sprecherkreis der Interessengruppe Unabhängige Verlage im Börsenverein des Deutschen Buchhandels fordert daher die Geschäftsführung der Frankfurter Buchmesse und den Vorstand des Börsenvereins auf, den Samstagsverkauf auf der Frankfurter Buchmesse zuzulassen.
Für den IGUV-Sprecherkreis
Björn Bedey
Diplomica Verlag, Hamburg"
Im Prinzip ist die FBM für die kleinen Verlage nicht mehr als eine "Peep-Show" für Bücher.
Trotzdem viel Glück für die Zukunft! Und zum Glück gibt es ja noch Leipzig und die Viel lukrativen kleinen Buchmessen.
Offenbar muss es da ja für einige schon jetzt eine Sondergenehmigung geben, denn es die Messeleitung könnte dieses Verhalten unmöglich übersehen. Also wird es entweder geduldet, oder irgendwie erlaubt.
Die Buchpreisbindung auch auf der Messe verteidige ich gern den Leserinnen und Lesern gegenüber, aber Menschen am Samstag wegschicken zu müssen, schmerzt schon und ist nicht kundenfreundlich.
Ich gehe sogar einen Schritt weiter: an den Fachbesuchertagen kommen auch "Leser" auf die Buchmesse (auch weil am Wochenende die Gänge überfüllt sind), die auch gerne Bücher kaufen wollen. Auch diese Kunden gehen verloren.
Somit (nach dem Samstag-Schritt) auch jeden Tag zum Bücherverkauf öffnen. Für kleine Verlage ein existentieller Reiz auszustellen. S.Sampsounis, Größenwahn Verlag
Messerabatte würde ich nicht unterstützen, fände es aber sehr sinnvoll, den Verkauf für den Samstag freizugeben.